Einrichtungen wollen zusammenarbeiten Krankenhäuser geben klares Signal ab

Pirmasens/Zweibrücken/Südwestpfalz · Gemeinsame Verbundausbildung soll ärztlichen Nachwuchs langfristig in die Region locken.

 Eine gemeinsame Ausbildung soll helfen, junge Mediziner in die Region zu locken und hier auch zu halten.

Eine gemeinsame Ausbildung soll helfen, junge Mediziner in die Region zu locken und hier auch zu halten.

Foto: dpa/A2931 Bernd Weißbrod

Ein düsteres Szenario zeichnet sich ab: Der Südwestpfalz fehlen die Ärzte, in den kommenden Jahren werden die Versorgungslücken größer. Allein in Zweibrücken wird bis 2022 für jede zweite Praxis ein Nachfolger gesucht (wir berichteten). Eine gemeinsame Initiative der Städte Pirmasens und Zweibrücken sowie des Landkreises will deshalb Ärzte und Krankenhäuser besser miteinander vernetzen und die Region somit attraktiver für junge Mediziner machen.

Vor dem Hintergrund des drohenden Ärztemangels spiele die Nachwuchsgewinnung eine ganz zentrale Rolle, betonte der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick bei der Auftaktveranstaltung. Ziel des Projektes ist es, Haus- und Fachärzte als ambulante Partner für den geplanten Weiterbildungsverbund Südwest zu gewinnen. „Um die ärztliche Versorgung in der Region sicherzustellen, müssen wir zusammen mit der Ärzteschaft dringend nach Lösungen suchen“, mahnte Zwick.

Denn die fachärztliche Weiterbildung stellt viele Jungmediziner vor Probleme, weil eine externe Koordination fehlt. Häufig schrecken Kandidaten davor zurück, sich ihre erforderlichen Weiterbildungen in Krankenhäusern und Praxen in Eigenregie organisieren zu müssen.

Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, den Krankenhäusern Zweibrücken, Pirmasens und Rodalben sowie den niedergelassenen Ärzten soll ein Angebot geschaffen werden, das den Eintritt in die regionale fachärztliche Weiterbildung erleichtert. Mit dem Ziel, dass möglichst viele Assistenten auch in der Region verbleiben und somit auch als potenzielle Praxisnachfolger zur Verfügung stehen. 17 solcher Weiterbildungsverbünde mit über 130 Arztpraxen und 27 Krankenhäusern gibt es derzeit in Rheinland-Pfalz. In der Südwestpfalz klaffe allerdings noch eine Lücke, erklärte  Sandra Goldzinski von der Kassenärztlichen Vereinigung.

Laut einer Umfrage, die der Mediverbund in Rheinland-Pfalz unter niedergelassenen Medizinern durchgeführt hatte, steht bis 2023 bei etwa 66 Prozent der Hausärzte und 62 Prozent der Fachärzte ein Wechsel an. „Die Chancen, einen Nachfolger zu finden, sind gleich null“, warnte Medi-Südwest-Geschäftsführer Axel Motzenbäcker.

Die Gründe dafür seien vielfältig, wie Frank Fasco, stellvertretender Vorsitzender Medi-Südwest, betonte. „Die Medizin ist im Laufe der Jahre besser geworden, aber auch teurer. Deshalb wird immer mehr Personal eingespart, was die Attraktivität des Berufs mindert.“ Dies habe zu einer Überalterung der Ärzteschaft geführt. Darüber hinaus sei der bürokratische Aufwand für Ärzte enorm gestiegen, was zu einer Arbeitsverdichtung führe. Durch den demografischen Wandel gebe es zudem immer mehr ältere Menschen, die ärztlich versorgt werden müssten.

Aber nicht nur die Arztpraxen, auch die drei Krankenhäuser in der Region leiden unter dem Ärztemangel. Die Direktoren der Einrichtungen in Pirmasens, Zweibrücken und Rodalben haben daher zugesagt, die Verbundausbildung anzugehen. „Wir tragen Verantwortung für unsere Patienten. Und wenn ein bestehendes Netzwerk nicht mehr funktioniert, werde ich hellhörig“, erklärte Martin Forster, Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses sein Interesse an dem gemeinschaftlichen Konzept. .

Es müsse jedem klar werden, dass die Krankenhäuser in der Region in keinem Wettbewerbsverhältnis untereinander stünden. Früher hätte es bei vielen Patienten eine unsichtbare Grenze gegeben, betonte Forster. „Damals hieß es scherzhaft: Ein Zweibrücker geht lieber zum Veterinär, als dass er sich bei einem Arzt in Pirmasens behandeln lässt – und umgekehrt.“ Diese Berührungsängste gebe es heute glücklicherweise nicht mehr.

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