Situation beim Zweibrücker Kranbauer Gebäude und Chefposten als Ladenhüter

Zweibrücken · Dem Zweibrücker Kranbauer Terex gehen die hiesigen Führungskräfte von Bord, Nachfolger sind noch keine in Sicht. Auch kein Käufer für das Verwaltungsgebäude in der Dinglerstraße. Dass es leersteht, wurde für das Unternehmen zwischenzeitlich zum Glücksfall.

 Das Terex-Verwaltungsgebäude in Zweibrücken wartet noch auf einen Käufer.

Das Terex-Verwaltungsgebäude in Zweibrücken wartet noch auf einen Käufer.

Foto: Lutz Fröhlich

Groß ist der Ärger, wenn  man sein altes Sofa, das fast zu Tode gefolterte Auto oder die nie gebrauchte Dekolampe loswerden will und kein Käufer anbeißt. Ob sich die Verantwortlichen des  Kranbauers Terex Cranes ähnlich fühlen, ist zwar nicht überliefert. Vermutlich haben sie aber im Mai frohlockt, dass immer noch niemand ihr Ende 2017 geräumtes Verwaltungsgebäude in der Dinglerstraße gekauft hat. Das wollten sie im Zuge der Sparmaßnahmen 2016 unbedingt abstoßen. Denn weil das nicht klappte, konnte es zum Notbehelf für die hungrigen Angestellten werden.

Was war passiert? Die alte Kantine wurde im Mai wegen massiven Baumängeln gesperrt. „Da habe ich die erste Steckdose in meinem Leben gesehen, aus der fließendes Wasser rauskam“, erinnert sich der Zweibrücker Personalgeschäftsführer Frank Schättle. Der zweite Bevollmächtigte der IG-Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Cavelius, spricht auch von Wasserschäden am Dach: „Da waren schon Eimer zum Abtropfen aufgestellt.“ Es sei absehbar gewesen, dass man dort nicht mehr ordentlich essen kann. Daher sei ein Teil des nur kurz leerstehenden Verwaltungsbaus umgewidmet worden und diene seitdem als Kantine.

Übergangsweise – wie Schättle erklärt. Denn man plane „eine neue Kantinenlösung auf dem Werksgelände direkt unterhalb der Einfahrt ins Werk“. Seit Mitte September liefen die Arbeiten, für den  9. Dezember ist die Eröffnung geplant. Dort sollen dann in drei Tranchen jeweils 50 Mitarbeiter durchgeschleust werden. „Wir bieten dann auch endlich an der Dinglerstraße eine Frühstücksversorgung an“, nennt Schättle einen Vorteil der angedachten Lösung. Außerdem verkürzten sich die Wegzeiten für die Mitarbeiter: „Es geht dann deutlich schneller“, so Schättle. Denn anstatt 20 bis 25 Minuten Fußweg zur Kantine nebst Anstellzeit sei es künftig nur knapp die Hälfte – die Pause würde entspannter.

Das wäre sicher kein Nachteil fürs Personal, das derzeit wegen einer sehr guten Auftragslage alle Hände voll zu tun hat. 1525 Mitarbeiter beschäftigt Terex aktuell in der Rosenstadt.  Und die könnten laut Ralf Cavelius von der IG Metall mehr produzieren, wenn ihre Zulieferer leistungsfähiger wären. Das Problem in seinen Augen: Durch die jüngsten Um- und Restrukturierungen wurden viele Dinge ausgelagert. Nun könnten etwa die Stahlteil-Zulieferer teilweise ihre vertraglich zugesicherten Lieferquoten nicht erfüllen. „Daher wird es schwer, das Jahresergebnis zu erreichen.“ Einschnitte befürchtet er aktuell nicht, obwohl die Firmenoberhäupter in Amerika zum Jahresende die Umsatzzahlen ebenso wie die Kosten, vor allem beim Personal, genau anschauten. „Dann fängt oft das Fieber an: Alles ist viel zu teuer“, so Cavelius. Diesmal sei allerdings das Auftragspolster für 2019 derart groß, „ich weiß nicht, wie sie das machen wollen. Sie müssen eher wieder Personal aufbauen“.

Für Terex-Personalchef Frank Schättle käme dieser Schritt zu früh. Man befinde sich immer noch in der Konsolidierungsphase: „Die Prozesse, die vor anderthalb Jahren angeschoben wurden, laufen. Die Geschwindigkeit des Produktionswachstums muss sich den Gegebenheiten am Markt anpassen.“ Dabei merkt er an: „Wir könnten mehr verarbeiten, als wir geliefert kriegen.“

Ähnlich problematisch wie die Käufersuche des Verwaltungsgebäudes gestaltet sich derweil für Terex die Besetzung seiner Führungspositionen. Standortchef Klaus Beulker war zum Mai 2018 auf eigenen Wunsch gegangen, zeit- und grundgleich auch Adrian Ballbach, der Chef des Werks Dinglerstraße. Ende März 2019 gehe laut Ralf Cavelius mit Thorsten Quadflieg, dem Werksleiter Wallerscheid,  auch der letzte aus der hiesigen Führungsriege von Bord, der die Struktur des Unternehmens durch jahrelange Terex-Tätigkeit kenne.

Terex-Mann Frank Schättle sieht das Problem in der langwierigen Suche nach einem Beulker-Nachfolger vor allem dem Umstand geschuldet, dass es sich um „eine extrem anspruchsvolle Tätigkeit“ handele und ein „extrem komplexes Produkt“ hergestellt werden. „Das erfordert sehr viel Know-How und Erfahrung. Um die richtige Führungspersönlichkeit für diese Position zu finden, tut man aus unternehmerischer Verantwortung gut daran, länger zu suchen als schnell zu besetzen“, schildert Schättle. Erste Gespräche seien geführt. Was bisherigen Bewerbern genau gefehlt habe, möchte er nicht kommentieren. Aktuell nehme Thomas Schramm als Interimsgeschäftsführer die Aufgaben des Standortleiters wahr.

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