Kraftvoll und doch filigran

Zweibrücken · Dank der persönlichen Kontakte von Kurator Egon Kirmse zu dem Vorsitzenden der René-Carcan-Stiftung kann das Mannlichhaus in Zweibrücken derzeit Radierungen, Aquaralle und Plastiken von Carcan zeigen.

 Egon Kirmse weist auf eine der poetisch-filigranen Arbeiten Carcans hin. Foto: Klaus Friedrich

Egon Kirmse weist auf eine der poetisch-filigranen Arbeiten Carcans hin. Foto: Klaus Friedrich

Foto: Klaus Friedrich

In seiner aktuellen Ausstellung zeigt der Förderkreis Park-Galerie im Mannlichhaus ausgewählte Werke des 1925 in Brüssel geborenen und dort 1993 verstorbenen Künstlers René Carcan. Dabei erschließen 54 Radierungen und Aquarelle sowie zwei Bronzeplastiken die späte Schaffensphase des international renommierten Bildhauers, Malers und Grafikers vom Anfang der 70er-Jahre bis zu seinem Tod.

Ermöglicht wurde die sehenswerte Ausstellung durch die guten persönlichen Kontakte von Kurator Egon Kirmse zu Ricardo de Bernardi, dem Vorsitzenden der noch zu Lebzeiten des Künstlers gegründeten René-Carcan-Stiftung. Kraftvoll und doch voller filigraner Poesie - Kirmse bezeichnet diese Arbeiten nicht ohne Grund als "erträumte Landschaften" - jedes Bild ist eine in sich geschlossene Welt, die zugleich hinter dem Sichtbaren ein weiteres faszinierendes Spannungsfeld zwischen surrealer Symbolik und realistischer Figürlichkeit offenbart. "René Carcan war ein großer Radierer und ein Meister des Lichts und des Kolorierens", unterstreicht Kirmse und verweist auf dessen Stärke, Linien, Flächen, Formen und Farben zu vielschichtigen Kompositionen zu vereinen. Interessant ist hierbei nach seinen Worten der Umstand, dass sich Carcan nach seinem Studium an der Königlichen Akademie der Künste in seiner Heimatstadt Brüssel zunächst der Bildhauerei zuwandte und später in Paris als Meisterschüler des weltbekannten Künstlers Johnny Friedländer die Radierung als bevorzugtes Medium entdeckte. Einen weiteren nachhaltigen Impuls erhielt er als Stipendiat der Unesco und des belgischen Staates in Italien, wo die südliche Landschaft und ihr ganz eigenes Licht-und Farbenspiel zu prägenden Elementen im Werk René Carcans wurden. So verdichten sich auch in den in Zweibrücken gezeigten Werken die von ihm bevorzugten erdig-warmen Grundtöne wie kastanienrot, rostrot, orangerot, ocker und gelb in Kombination mit schieferblau, smaragdgrün und pflaumenblau, während die feinen, horizontal gesetzten Linien seinen Bildwelten zuweilen den Charakter von Partituren verleihen. In seinen Traumlandschaften auftauchende, teils archaisch wirkende Figuren sind nach Egon Kirmses Worten wiederum eine Reminiszenz an die Bildhauerei . "René Carcans Bilder zwischen Himmel und Erde", so Kirmse, "sind in ihrer Mischung aus Prägnanz und Zartheit etwas ganz Besonderes und verdeutlichen dessen eigenständige Position innerhalb der künstlerischen Strömungen seiner Zeit". Als typisches Beispiel für das dem Künstler eigene Zusammenspiel aus Figürlichkeit und Farbe, Linie, Licht und Abstraktion führt der Kurator das 1985 geschaffene Bild "L'Allemagne baroque" ("Das barocke Deutschland") an, während in der 1979 entstandenen Grafik "Vers le soleil" ("Der Sonne entgegen") für ihn Carcans Ansatz deutlich wird, aus dem Realen heraus imaginäre und scheinbar zeitlose Landschaften zu kreieren.

Die Ausstellung "René Carcan - Grafik und Malerei" ist bis einschließlich 7. Juni jeweils mittwochs bis sonntags von 15 bis 18 Uhr im Mannlichhaus zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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