Kräuterwanderung mit Hund Spannendes Wissen über Hundegesundheit
Zweibrücken · Welche Schätze können wir für unsere Lieblinge in der Natur ernten, wie verwenden wir sie und vor allem: Wie wirken sie? Auf diese Fragen und viele weitere rund um die gesunde Hundeernährung gab es kompetente Antworten bei der ersten Kräuterwanderung mit Hund.
Die Hündin Enya schaut erwartungsvoll und scheint zu fragen: „Wo bleibt der Nachschub?“. Der fünfmonatige Eurasier-Welpe ist ebenso begeistert von dem lecker-kräuter-fruchtigen Swoofie – Smoothies für den Hund –, wie seine neuen Freunde. Die hat er bei der Kräuterwanderung mit Kräuterexpertin Katja Friedrich kennen gelernt.
Um die Kräuter hat sich Frauchen Sabine Hess gekümmert. Die Homburgerin hatte aus dem Pfälzischen Merkur von dem Kräuterspaziergang inklusive Ernährungsberatung für Hunde bei Anja Wagner, ebenso Mitglied im Naturheilverein (NHV) wie Katja Friedrich, in ihrem Biologischen Therapiezentrum für Hunde erfahren. Sie erzählt: „Mich haben Kräuter schon immer interessiert. Und zusammen mit Hund war es einfach der Kick.“
Da sich die vier Hunde auf Anhieb perfekt verstanden und in der Kennenlern-Phase bereits ausgelassen auf der Wiese am Galgenberg-Parkplatz in Waldfischbach-Burgalben tobten, konnten sich die Menschen auf die Kräuter konzentrieren. „Dass hier so viel Gesundes wächst, einfach so in der Natur“, faszinierte nicht nur Sabine Hess. Wie ein Schwamm sogen die Teilnehmerinnen das Wissen auf, das ihnen die Apothekerin vom NHV eröffnete. Gemeinsam sammelten sie Kräuter, um in der Praxis von Anja Wagner daraus nahrhafte, gesunde Swoofies für die Hunde und Smoothies für ihre Menschen zu kreieren.
„Wir haben naturverträglich geerntet: Von Vielem wenig und von Wenigem viel, wie etwa von der Brennnessel“, beschrieb Katja Friedrich die dennoch reichhaltige Ausbeute mit Giersch, rotem und weißem Klee, Gundermann, Johanniskraut, Vogelmiere, Topinambur und Buchenblättern machte.
Die Tierheilpraktikerin Anja Wagner ergänzte mit Wissen für die Hundegesundheit. So wirkt etwa Löwenzahn mit seinen Bitterstoffen unterstützend für die Leber und den Magen-Darm-Trakt oder (gekaufte) Kresse antientzündlich und entgiftend, Brennnessel stärkt dagegen die Nieren. Um die Hunde an den Geschmack zu gewöhnen, werden die ersten Swoofies vor allem mit Früchten und süßen Bananen oder Mangos und weniger Salat und Kräutern zubereitet.
Da viele Hunde Neuem gegenüber eher misstrauisch seien, helfe, ein wenig davon an die Lefzen zu schmieren. Anders die Kräuterwanderhunde, die ihre Swoofie-Portion kaum erwarten konnten und sich genüsslich die „Lippen leckten“. Dabei gilt auch beim Füttern von Kräutern: Gewusst was und wie. „Jedes Kraut hat seine Wirkung“, erinnerte Katja Friedrich. Auch Anja Wagner riet davon ab, bestmeinend nach Gutdünken irgendetwas zu verwenden, wie die vielfach angebotenen Kräutermischungen für Hunde, wenn man sich nicht ein bisschen auskenne. „Petersilie kann zum Abort führen“, erinnerte das Duo an die Wirkung des beliebten Küchenkrauts sowohl auf schwangere Hündinnen als auch auf Menschen.
„Selbst entgiften will gelernt sein. Während bestimmte Kräuter wie Wilde Karde dazu dienen, Toxine etwa von Impfungen, Wurmkuren oder Medikamenten im Körper zu mobilisieren und aus den Zellen zu transportieren, sei wichtig, die Giftstoffe im Darm mit Zeolith zu binden, damit sie dann zügig ausgeschieden werden könnten,“ erklärte Anja Wagner.
Die beiden Expertinnen räumten mit so manchen Mythen in der Hunde- wie Menschenernährung auf. Für beide ist nicht nur Zucker schädlich, sondern auch künstliche Ersatzstoffe wie Aspartam. Anja Wagner ergänzte: „Künstlich zugesetzte Vitamine können vom Körper nicht aufgenommen werden. Selbst bei Hunden lasse sich der hohe Eiweißbedarf ebenso gut durch Hülsenfrüchte füttern, wie durch Fleisch – denn „selbst der Wolf hat auch kein Fleischbüfett“.
Hingegen ist Vielfalt an Gemüse, Obst und hochwertigen Fetten angesagt. „Kein Sonnenblumenöl, das fördert Entzündungen“, warnte Anja Wagner. Und mit noch einem Mythos räumte die erfahrene Tierheilpraktikerin auf: Hunde brauchten kein Getreide, im Gegenteil. Und auch kein Getreideersatz wie Reis oder Mais.
Die ideale Hundernährung besteht zu maximal der Hälfte hochwertigem Muskelfleisch (kein Schwein), davon rund 15 Prozent Innereien (wobei Eiweiß aus Hülsenfrüchten ebenso gut ist). Die zweite Hälfte soll sich unterteilen in Zweidrittel Gemüse (außer Avocado, Paprika, Auberginen oder Tomaten) und einem Drittel Obst (außer Trauben und Zitrusfrüchten). Dafür ergänzt mit hochwertigem, kaltgepresstem Öl wie Kokos oder Argan, in der Zeckenzeit auch Schwarzkümmel, sowie Eierschalenpulver für die optimale Kalziumversorgung. Das könne man im Mörser oder mit der Kaffeemühle ganz einfach selbst herstellen.
Selbst Leckerli müssten nicht immer aus Fleisch sein. Anke Vogel belohnte ihre zur Leibesfülle neigende Labrador-Hündin Bagira mit Gurkenstückchen. Gut seien auch Karotten, Äpfel oder abgespülte Kichererbsen aus Dose oder Glas als hochwertiger Eiweißsnack. Die Swoofies sind ebenfalls ein leckeres und gesundes Ergänzungsfutter und eine gute Gesundheitsvorsorge. Was die Teilnehmerinnen alle am meisten begeisterte: „Es gibt so viel Gutes, das einfach draußen wächst und geerntet werden darf.“ Für das Frühjahr sind weitere Hunde-Kräuterwanderungen geplant.