Kooperation mit Holländern startet

Zweibrücken · Das Fallschirmjägerregiment 26 sei ein „hoch attraktiver Arbeitgeber“, sagt Kommandeur Andreas Steinhaus. Den Umgang mit Rekruten habe man völlig umgestellt, nehme diese anfangs nicht mehr so hart ran. Seit Januar wird im Dienstalltag auch die EU-Arbeitszeitrichtlinie umgesetzt.

 Nach jahrelangen Verzögerungen wird der Sporthallen-Bau in der Niederauerbach-Kaserne nun „mit Hochdruck“ vorangetrieben, berichtet Kommandeur Andreas Steinhaus (47). Foto: Jan Althoff

Nach jahrelangen Verzögerungen wird der Sporthallen-Bau in der Niederauerbach-Kaserne nun „mit Hochdruck“ vorangetrieben, berichtet Kommandeur Andreas Steinhaus (47). Foto: Jan Althoff

Foto: Jan Althoff

Das Zweibrücker Fallschirmjägerregiment 26 bildet zusammen mit niederländischen Soldaten einen "luftbeweglichen Einsatzverband". Darüber informierte Oberst Andreas Steinhaus gestern Morgen beim Merkur-Redaktionsgespräch, unmittelbar bevor er zu ersten Absprachen nach Holland fuhr. "Das ist eine spannende Geschichte." Ziel der Kooperation sei "ein Verbund, der in Krisen schnell reagieren kann". Im März sei eine erste gemeinsame computergestützte Übung in Wildflecken (Hohe Rhön) geplant, im Juni folge die Gelände-Großübung "Green Griffin" in Stendal (Altmark). "Grüner Greif, weil ein Greif fliegen und zuschlagen kann", erklärt Steinhaus.

Weltweit schnell reagieren zu können - das ist schon lange die Spezialität der Zweibrücker Fallschirmjäger. Und eine besondere Herausforderung. Deshalb freut sich Steinhaus über einige Effizienz-Verbesserungen. Etwa die Übernahme des Kasernen-Wachdienstes durch eine private Firma seit 1. Januar (wir berichteten): "Das sehen die Soldaten positiv, weil sie sich auf unseren Kernauftrag und die Ausbildung konzentrieren können."

Die Privatisierung erfolgte auch vor dem Hintergrund der Umsetzung der (bereits 2003 erlassenen) EU-Arbeitszeitreichtlinie bei der Bundeswehr . Auch in der Niederauerbach-Kaserne gilt deshalb seit diesem Monat durchschnittlich die 41-Stunden-Woche, künftig werden die Arbeitszeiten auch elektronisch erfasst. Übungswochen - bei denen die Soldaten rund um die Uhr im Einsatz sind - beginnen deshalb nun erst dienstags. Bei Auslandseinsätzen und deren Vorbereitung gelte die 41-Stunden-Woche natürlich nicht, erläutert der Kommandeur weiter.

Nicht nur wegen der geregelteren Arbeitszeiten sei die Bundeswehr "als Arbeitgeber hoch attraktiv", betont Steinhaus. Zwar sei es schwierig, junge Leute für die Bundeswehr zu begeistern ("deshalb machen wir zum Beispiel Bewerbertage"). Aber die meisten derjenigen, die einmal bei den Fallschirmjägern seien, "wollen bei uns bleiben". Dies liege auch an "der besonderen Herausforderung bei uns mit Wechsel von körperlichen und geistigen Herausforderungen". Zudem sei die "Bezahlung bei der Bundeswehr attraktiv". Bei den Mannschaftssoldaten habe sich die Verpflichtungsdauer von früher meist vier auf heute in der Regel acht Jahre verdoppelt, einige Spezialisten verpflichten sich sogar für 25 Jahre. Auch das steigere die Effizienz.

Damit die Freiwilligen-Wehrdienstleistenden (seit der Regimentsaufstellung 2015 nur noch in Merzig untergebracht) - nicht gleich kündigen, habe man die Methodik der dreimonatigen Grundausbildung umgekehrt: "Statt die Rekruten erst mal zu schocken, holen wir sie aus dem zivilen Leben ab und beginnen moderat, bevor wir die Belastung steigern. Am Ende steht dann eine erlebnisorientierte Abschlussübung im Dahner Wald oder an der Saarschleife, wo sie runtergucken und stolz sagen: Boah, wir haben es geschafft!".

Während die Rekruten in Merzig schon in modernisierten (meist Zweibett-)Zimmern schlafen, werden die Zweibrücker Unterkünfte erst in den nächsten Jahren saniert: "Sukzessive, damit es keine Großbaustelle gibt." Seit Oktober werden die Zimmer aber auch hier nur noch mit bis zu vier Soldaten belegt, zuvor waren es sechs bis acht oder mehr. Viele schlafen zuhause, weil die meisten aus der Region kommen. Die Ausschreibung für die lang ersehnte Sporthalle laufe nun, Eröffnung ist für Herbst 2018 geplant (wir berichteten).

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HintergrundAusrüstung habe die Niederauerbach-Kaserne "ausreichend, um jederzeit in den Einsatz zu gehen", berichtet Oberst Steinhaus. Natürlich hätte man auch zu Ausbildungszwecken immer gerne mehr oder schnelleren Zugriff auf Hochtechnologie: "Aber bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, er ist das Waffensystem. Nachtsichtgeräte etwa sind das Werkzeug." Beschaffungsverfahren dauerten auch deshalb länger, weil sie noch aus dem Kalten Krieg stammten, als es "um langfristig planbaren Aufbau ging - heute muss die Bundeswehr mehr bei kurzfristigen Einsätzen reagieren." Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen habe diese Umstellung "klar als Fokus erkannt". lf

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