Klinikuntergang war seit Anfang 2015 „absehbar“

Zweibrücken · Viele Zweibrücker Pflegebedienstete haben sich offenbar vorsorglich beim Homburger Uniklinikum um eine Stelle beworben, falls das Evangelische Krankenhaus Zweibrücken bald schließen sollte. Das verlautete am Freitag bei der Landessynode in Bad Dürkheim. Die Zweibrücker Klinik hat 2015 vier Millionen Euro Miese gemacht.

 Der 20. Juni wird zum Schicksalstag für das Evangelische Krankenhaus. Foto: maw

Der 20. Juni wird zum Schicksalstag für das Evangelische Krankenhaus. Foto: maw

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Spätestens seit Anfang 2015 war den Verantwortlichen beim Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (LVIM) klar, dass ihr Evangelisches Krankenhaus Zweibrücken in die Katastrophe schlittert. Das wurde am Freitag im Rahmen der Landessynode in Bad Dürkheim deutlich.

Der seit Dezember 2015 amtierende Vorstand Rainer Doll erklärte den Kirchenvertretern: "Ich kann bestätigen, dass zum Zeitpunkt meines Einstiegs die Situation auf Basis des vorläufigen Abschlusses und der Monatsreportings absehbar und offenkundig war." Sonst wäre er nicht gebeten worden, den Vorstandsposten zu übernehmen. Auch zu Beginn des Jahres 2015 seien die Krisensymptome erkennbar gewesen, so Doll. Insgesamt habe das Evangelische Krankenhaus in der Rosenstadt vergangenes Jahr vier Millionen Euro Miese eingefahren. Zwar sei als Gegenmaßnahme etwa die Kooperation mit der Homburger Uniklinik in die Wege geleitet worden. Doch die erhoffte schnelle Kompensation der Unterauslastung sei nicht eingetreten. Aktuell beträgt das Monatsminus der Klinik eine halbe Million Euro, die die übrigen Einrichtungen des LVIM wegen dessen Vereinsstruktur ausgleichen müssen. Daher wollen die Verantwortlichen sich unter allen Umständen sofort von dem Zweibrücker Krankenhaus trennen (wir berichteten).

Nicht zurückzahlen müsste der LVIM nach eigenen Angaben indes 25 Millionen Euro an öffentlichen Förderungen für die Klinik am Himmelsberg. Das Zweibrücker Stadtratsmitglied Walter Rimbrecht (SPD ) hatte diese Frage aufgeworfen, weil in seinen Augen Landesförderungen in besagter Höhe zweckentfremdet wären, wenn man das Krankenhaus schließe oder an einen Investor verkaufe. LVIM-Vorstandsmitglied Karlheinz Burger sagte in Bad Dürkheim: "Das ist eine theoretische Fragestellung. Sollte sich die hypothetische Frage ergeben, wäre es aber bei Weitem nicht so, dass das Land auf die Zurückforderung der 25 Millionen Euro bestehen würde."

LVIM-Aufsichtsratschef Manfred Sutter betonte, dass die engagierten Krankenhausmitarbeiter den LVIM erst in die Lage versetzten, das Haus weiter zu führen und noch bis zur Mitgliederversammlung am 20. Juni nach einer Lösung zu suchen. Keine einzige Kündigung sei ihm bis dato bekannt. Der Homburger Landessynodale und Leitender Radiologieoberarzt an der Uniklinik, Marcus Niewald, erwiderte, seines Wissens lägen bereits zahlreiche Bewerbungen Zweibrücker Bediensteter auf dem Schreibtisch seines Pflegedirektors.

Am 20. Juni soll entweder ein Käufer für das Evangelische Krankenhaus präsentiert werden oder die Innere Abteilung ans Zweibrücker Nardini-Klinikum übergehen - im Rahmen einer "Umstrukturierung". Dieses Wort trieb bei der Synode den Landessynodale und Vorsitzenden der Bezirkssynode Zweibrücken , Jürgen Karl Neumann, auf die Palme: "Das heißt für mich nichts anderes, als dass nach dem 20. Juni im Sommer das Krankenhaus nicht erhalten bleibt und die Arbeitsplätze mitsamt der Infrastruktur verschwinden!"

Im Rahmen der Visitation des Zweibrücker Kirchenbezirks durch den Landeskirchenrat aus Speyer diese Woche planen die Klinikmitarbeiter erneut eine Protestveranstaltung.

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