Klinik sieht sich auf Kurs

Zweibrücken · Die Einschnitte haben sich ausgezahlt. Das war gestern die Botschaft der Verantwortlichen am Evangelischen Krankenhaus. Eine „Konsolidierung light“ hätten die Banken nicht mitgemacht. Für das Kooperationsmodell für die Innere Medizin wurde ein neues Detail genannt: Zwei Mediziner der Uniklinik sollen als Chefarztstellvertreter ständig in Zweibrücken sein.

 Am Evangelischen Krankenhaus soll ab 2017 in den OP-Bereich, in die Intensivstation und ins Bettenhaus investiert werden. Dazu laufen derzeit Gespräche mit Mainz. Foto: Gerrit Dauelsberg

Am Evangelischen Krankenhaus soll ab 2017 in den OP-Bereich, in die Intensivstation und ins Bettenhaus investiert werden. Dazu laufen derzeit Gespräche mit Mainz. Foto: Gerrit Dauelsberg

Foto: Gerrit Dauelsberg
 Standen im Ev. Krankenhaus Rede und Antwort: Dr. Dieter Birk, Peter Blietschau, LVIM-Chef Dr. Rainer Wettreck, Karin Happes, Thomas Oberinger und Dr. Andreas Brückner (von links). Foto: gda

Standen im Ev. Krankenhaus Rede und Antwort: Dr. Dieter Birk, Peter Blietschau, LVIM-Chef Dr. Rainer Wettreck, Karin Happes, Thomas Oberinger und Dr. Andreas Brückner (von links). Foto: gda

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Scherben aufkehren war gestern angesagt am Evangelischen Krankenhaus in Zweibrücken . In großer Runde standen Vertreter der Klinik und des Trägers, dem Landesverein für Innere Mission (LVIM), Pressevertretern Rede und Antwort. Der Anlass war natürlich die Unruhe, die in letzter Zeit rund um das Krankenhaus vorgeherrscht hatte. Von einer "großen publizistischen Aufmerksamkeit" sprach LVIM-Vorstandschef Rainer Wettreck dann auch in seinem Eingangs-Statement. Von vielen Gerüchten und Missverständnissen, die kursierten. Und so wollte Wettreck einiges klarstellen: "Die medizinische Versorgung ist und war nie gefährdet." Und: "Die personelle Neuausrichtung ist nahezu abgeschlossen." Auch finanziell sei man wieder auf Kurs.

Dass all das mit schmerzlichen Einschnitten verbunden war, wollte gestern niemand abstreiten. Mehr als 70 Stellen seien im gesamten LVIM in den vergangenen beiden Jahren abgebaut worden, davon 36 Vollzeitstellen allein im Zweibrücker Krankenhaus (wir berichteten). Besonders hart traf es den Pflegebereich : Hier wurden nach Auskunft von Pflegedirektor Peter Blietschau 25 Vollzeitstellen abgebaut (von zuvor 165 auf nun 140 Stellen).

Das alles hatte Gründe: Man sei kurz davor gewesen, Gehälter nicht mehr zahlen zu können, sagte Wettreck. So stand man vor zwei Alternativen: entweder eine "Konsolidierung light" vorzunehmen - "das hätten die Banken nicht mitgemacht". Oder tiefschürfende Maßnahmen zu ergreifen. Und die seien nunmal mit Dellen und schlechter Presse verbunden. Doch Wettreck stellte klar: "Der Träger tut so etwas nicht, weil er es ganz sein lassen will, sondern weil er etwas vorhat und zum Standort steht." Und mittelfristig seien Investitionen vorgesehen: Ein zweistelliger Millionenbetrag soll ab 2017 in den OP-Bereich, die Intensivstation und das Bettenhaus investiert werden. Die Hälfte davon müsse das Krankenhaus stemmen.

Eine wesentliche Säule bei der Neuausrichtung sei die Kooperation mit der Homburger Uniklinik (UKS). Davon besonders betroffen ist die künftige Leitung der Inneren Medizin, die nach dem Ausscheiden der Chefärzte Dr. Matthias Stopp und Dr. Peter Schiedermaier künftig von Homburg aus geleitet wird - nämlich von Professor Dr. Michael Böhm und Professor Dr. Frank Lammert. Das hatte für Kritik gesorgt - auch aus Mainz. Das Gesundheitsministerium hatte gemahnt, dass "die Organisation eines Stationsbetriebes kein Nebenjob ist" (wir berichteten). Außerdem sei man "in keinster Weise" über die Pläne informiert worden. Wettreck räumte gestern ein, dass "er mit dem Erklären nicht hinterhergekommen" sei, weil sich die Ereignisse durch die Kündigung von Dr. Stopp überschlagen hätten. Daher sei es zu einem Missverständnis gekommen: Keineswegs werde die Innere von Homburg aus geführt. "Zwei fachlich hoch kompetente Chefarztstellvertreter des UKS" würden künftig ständig in Zweibrücken vor Ort sein, so Wettreck. Sie arbeiten praktisch wie Chefärzte , hieß es. Zum Jahresende freiwerdende Stellen - zwei Oberärzte und zwei Assistenzärzte - würden neu besetzt. Zusätzlich werden die Professoren aus Homburg "regelmäßig" anwesend sein. Das Ministerium habe sich nun "ausdrücklich" positiv zur Kooperation geäußert, interpretiert der LVIM folgende Stellungnahme aus Mainz: "Soweit das Konzept aus den dem Ministerium zur Verfügung gestellten Unterlagen erkennbar ist, enthält es zukunftsweise Ansätze der Kooperation zwischen dem Evangelischen Krankenhaus und dem Universitätsklinikum."

Noch vor Weihnachten sollen die Namen der Stellvertreter aus dem UKS bekannt gegeben werden. Das Modell mit Ärzten aus Homburg sei schon länger eine Alternative gewesen, aber erst durch die Kündigung von Dr. Stopp akut geworden.

Auch zur Arbeitsverdichtung durch den Stellenabbau nahmen die Verantwortlichen gestern Stellung. Die habe vor allem die Innere betroffen, sagte der Ärztliche Direktor Dr. Dieter Birk. Natürlich habe das für Unruhe und Unzufriedenheit gesorgt. "Die Versorgung war aber nicht gefährdet." Das sieht Karin Happes, LVIM-Bereichsleiterin Krankenhäuser , ähnlich: "Die Belastung liegt im Rahmen." Für den Pflegebereich sagte Blietschau, dass man die Qualität der Pflege durch Umstrukturierungen und Qualifizierung hoch gehalten habe - trotz massivem Personalabbau.

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