Kleidertauschbörse in der Zweibrücker Karlskirche Tauschen statt wegwerfen kommt gut an

Zweibrücken · Die Kleidertauschbörse in der Zweibrücker Karlskirche war der Renner. Mehr als 400 Kleidungsstücke wechselten die Besitzer. Von allen Seiten gab es Lob für die Initiative als Beitrag zur Nachhaltigkeit. Außerdem war es für viele ein willkommener Anreiz, Kleiderschränke gründlich auszumisten.

 Bei der Kleidertausch-Party in der Zweibrücker Karlskirche herrschte großer Andrang.

Bei der Kleidertausch-Party in der Zweibrücker Karlskirche herrschte großer Andrang.

Foto: Cordula von Waldow

Von solchen Umschlägen können Modeboutiquen nur träumen: Weit mehr als 400 (!) Teile fanden bei der Kleidertausch-Party in der Zweibrücker Karlskirche am Samstagnachmittag ein neues Zuhause – und das innerhalb einer guten Stunde.

Ina Schneider und ihr Team von der Grünen Brücke, aus dem Food-Sharing und von der evangelischen Jugendzentrale hatte den Kapellenraum in ein Modehaus verwandelt. Säuberlich geordnet und ansprechend präsentiert, warteten gut erhaltene, getragene Kleidungsstücke darauf, jemand anderem eine Freude zu bereiten. Auf den Tischen stapelten sich alle Arten von Damenoberbekleidung, Hosen sowie Nachtwäsche, nach Größen sortiert und beschriftet. Ein großer Kleiderständer trug Kleider und Röcke, ein weiterer Taschen, Schals und Tücher nebst weiteren Accessoires wie Sonnenbrillen.

Darunter stand eine bunt gemischte Auswahl an Schuhen, von orientalischen Pantoffeln bis hin zum Sport- und Wanderschuh. Im hinteren Eck tummelten sich Jacken, Winterjacken und Mäntel. Neben Kinderkleidung wurde auch Umstandsmode angeboten und sogar die Herren der Schöpfung hatten sich von T-Shirts, Pullis und Hosen getrennt, um Platz zu schaffen für Neues.

Rund 50 vorwiegend Frauen von der jungen Mutter bis zur Seniorin hatten ihre Schränke ausgemistet und zusammengetragen, was sie nicht länger tragen wollten. „Ich wünsche euch, dass ihr viele neue Lieblingsstücke findet“, sagte Ina Schneider zur Eröffnung um 16 Uhr. Einige hatten um 15 Uhr noch Ware geliefert und warteten seitdem bei selbst gebackenen Leckereien sowie Snacks aus dem Food-Sharing und Getränken auf den Startschuss.

„Das war bei unserer Premiere im Brückengarten auch so, dass alle gleich zu Beginn da waren, um die größte Auswahl zu haben“, erinnert sich Ina Schneider. Dann wurde zu den von „DJ 6th Sense“ aufgelegten Klängen gesucht, sich gegenseitig beraten, im abgegrenzten Haupteingangsraum vor dem Spiegel anprobiert, verworfen oder zum Mitnehmen auf dem Arm gestapelt.

Stolz zeigt Ben Morgenstern seine erbeutete Hose und einen Pulli. „Die Tauschbörse ist eine sehr gute Idee, die Sachen sind ja noch gut“, findet der Saarbrücker. Der 23-Jährige hat die Gelegenheit genutzt, um sich von seinen zu klein gewordenen T-Shirts zu trennen. „Die habe ich getragen, als ich zwölf war. Mein Körperbau hat sich verändert, aber sie gefallen mir immer noch“, erklärt er, warum er sie so lange gehütet hat. Er hatte noch eine schöne Jacke entdeckt, „aber die wurde mir vor der Nase weggeschnappt“.

Kathrin Strauch, mit ihrem Baby Pauline im Tragetuch, sammelt erst einmal, um das Umziehprozedere zu optimieren. „Alles hat gepasst“, strahlte sie wenig später. Sie lobt: „Eine super Sache. Man kauft sonst zu viel, bloß, weil man keine Lust mehr auf die alten Sachen hat, obwohl sie noch gut sind, und etwas Neues haben möchte. Der Konsum ist einfach schlecht für die Umwelt.“ Und auch die farbenfrohe, hochwertige Regenjacke in Rot-Rosa-Lilatönen fand bei ihr ein neues Zuhause. Strahlend präsentiert Carla Wack mit L-Figur ihre Beute: einen Jeans-Minirock und eine bequeme, formschöne Cordhose in Mint. „Die Hose ist toll und die Farbe der Hammer. Hätte niemand sie gewollt, hätte ich sie mitgenommen und mir umarbeiten lassen“, bestätigt Ina Schneider. Sie weiß von vielen, dass sie sich leichter tun, ihre Kleiderschränke zu entrümpeln, wenn sie wissen, dass ihre einstigen Lieblinge in gute Hände kommen statt in den Reißwolf.

Allerdings ist dann beim „Einkaufen“ auf der Kleidertauschbörse Disziplin angesagt, um nicht am Ende mehr mitzunehmen, als man gebracht hat. „Zehn Teile raus, maximal fünf neue dafür“, hat Carmen Watson (21) von ihrer Mutter gelernt und auch ihre Freundin Jacquline Stärk (19) stellt öfter ihre Garderobe um, weil sich die Figur verändert hat oder der Geschmack.

Nach einer halben Stunde, als bereits viele Kundinnen mit ihren neuen Klamotten strahlend davon gezogen sind, lassen sich auf den Tischen kaum Lücken erkennen. Einzig der Ständer mit den Jacken hat sich ganz erheblich gelichtet. „Das schreit nach dir!“ heißt es im Chor, als Joschka Schmidt einen weiß-anthratzit-geringelten Kapuzenpulli hochhält und kurze Zeit später in seinem neuen Outfit erscheint. Sina Otte vom Orga-Team hat auf Anraten ihres dreijährigen Sohnes Mika einen dunklen Glitzer-Strickpulli anprobiert. Sie freut sich: „Er passt wie angegossen.“

Selbst, wenn viele Kleidungsstücke mitgenommen wurden, ist der Bestand nach wie vor riesig. „Das spenden wir dem Kinderschutzbund und der DRK-Kleiderkammer“, erklärt Ina Schneider auf Nachfrage. Dort können die gut erhaltenen Kleidungsstücke noch Menschen erfreuen.

Natürlich stellt sich überall die Frage nach einer Wiederholung. „Erst zum nächsten Saisonwechsel im Herbst“, plant das Team. Doch wenn sich genügend Helfer finden, sei eine Tauschbörse speziell für Kinderkleidung denkbar. Helfende Hände sind ohnehin gerne willkommen. Sie sind schwerer zu finden  als Tauschwillige und der Aufwand ist enorm. Kontakt kann über das Foodsharing oder „Die Grüne Brücke“ auf Facebook oder Instagram aufgenommen werden.

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