Kita-Streik: Eltern kritisieren Stadt

Zweibrücken · Seit 8. Mai wird an den Zweibrücker Kitas gestreikt – und ein Ende ist nicht in Sicht. Statt wie andere Kommunen eine Notgruppe für die ganze Stadt einzurichten, müssten sie sogar das Essensgeld weiterzahlen, klagen Eltern.

 Die schöne neue Kita in Mörsbach ist seit 8. Mai verwaist. Foto: lf

Die schöne neue Kita in Mörsbach ist seit 8. Mai verwaist. Foto: lf

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Seit fast zwei Wochen schon sind die städtischen Kindertagesstätten in Zweibrücken streikbedingt geschlossen. Das stellt die betroffenen Eltern immer mehr vor Problem. Der Merkur sprach darüber gestern mit vier Eltern aus Mörsbach (Namen der Redaktion bekannt).

"Meine Überstunden, die ich abgebaut habe, sind jetzt ziemlich aufgebraucht", berichtet eine Mutter. Sie wisse nicht, wie es danach weitergehen solle. Die meisten Mütter der seit 8. Mai geschlossene Kita "Hand in Hand" in Mörsbach seien berufstätig. Es gebe Kinder, die übernachteten seit Streikbeginn bei den Großeltern . Aber teils seien Großeltern auch zu alt, arbeiteten selbst noch oder lebten zu weit weg. Einige Eltern seien auch Beamte, ergänzt eine andere Mutter: "Lehrer etwa haben keine Möglichkeit, Sonderurlaub zu nehmen." Zwar gebe es hilfsbereite Arbeitgeber , erzählt eine Mutter: "Eine Mutter, die Lehrerin ist, nimmt ihr Kind mit in die Schule - das geht aber nicht bei jedem Kind, und bei Einrichtungen wie Krankenhäusern gar nicht."

"Schade ist, dass es in Zweibrücken keine Notgruppen wie in anderen Städten gibt", kritisiert eine Mutter. Gerade hat die Stadt zwar eine Notgruppe in der innerstädtischen Kita an der Grinsardstraße eingerichtet - dort dürfen aber keine Kinder aus anderen Kitas hin (wir berichteten). Schon der Kontakt mit der Stadt sei schwierig, berichten die Eltern übereinstimmend. Bei der von der Stadt angegebenen Nummer für Streik-Informationen hebe selten jemand ab.

"Wir würden erwarten, dass die Stadt auch inhaltlich zum Streik äußert, sie ist ja der Arbeitgeber ", sagt eine Mutter. Einen andere sieht konkret den Oberbürgermeister in der Pflicht: "Da vermisse ich auch Herrn Pirmann, der sonst ja immer so schlagfertig ist." Nicht nur von der Stadt, auch von den Gewerkschaften Verdi und GEW hätten die Eltern gerne mehr Informationen. Wobei sie betonen: "Das Verständnis ist bei uns groß. Der Streik ist berechtigt. Wir sind uns einig: Die Erzieherinnen leisten mehr als vor zehn Jahren." So würden heute viel mehr Kleinkinder betreut und die Kitas seien meist ganztags geöffnet: "Da übernehmen die Kita-Beschäftigten immer mehr Erziehungsaufgaben."

Der Streik geht für die Eltern auch ins Geld. Nicht nur wegen zusätzlicher Betreuungskosten (etwa für Babysitter oder Tagesmütter) und Lohneinbußen durch unbezahlten Sonderurlaub. Auch fürs Mittagessen muss nun doppelt bezahlt werden: Denn auch in den geschlossenen Zweibrücker Kitas müssen die Eltern weiter das Essensgeld bezahlen, 47 Euro monatlich: "Das heißt, die Stadt macht durch den Streik ein Plus." Die städtische Kita-Satzung sieht ausdrücklich vor, dass auch bei Streik weiter Essensgeld gezahlt werden muss (und auch Kita-Gebühren, die in Rheinland-Pfalz aber erst ab zwei Jahren erhoben werden). Stadtsprecher Heinz Braun bestätigte gestern auf Merkur-Anfrage, dass anfragende Eltern auf die Satzung verwiesen wurden und bei Streiks unbefristet weitergezahlt werden müsse. Theoretisch sei ein Abweichen davon möglich, doch gebe es diesbezüglich bislang keine Überlegungen. Man müsse auch die Situation der Stadt sehen: "Die geforderte Lohnerhöhung von zehn Prozent würde uns jährlich eine Million Euro kosten."

Die Eltern fordern eine Rückkehr der Tarifparteien an den Verhandlungstisch. "Ich habe den Eindruck, die Kommunen kommen den Gewerkschaften nicht entgegen, weil sie auf wachsenden Unmut bei den Eltern hoffen", ärgert sich eine Mutter. Der lange Streik mache auch die Kinder traurig: "Meine Kinder fragen mich jeden Tag: Wann macht denn die Kita wieder auf? Das ist auch ein Lob für die tolle Arbeit der Erzieherinnen!"

Streikende Erzieherinnen demonstrieren heute ab 15 Uhr in der Zweibrücker Innenstadt. Auf dem Hallplatz gibt es einen Infostand, vor dem Rathaus auf dem Herzogplatz eine Kundgebung. Auch Eltern werden um Unterstützung gebeten. > Seite 16: weiterer Bericht

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