Umweltbundesamt Gutachten: Kerosin-Ablass ist für Menschen nicht gefährlich

Zweibrücken/Dessau · Das Umweltbundesamt empfiehlt aber, vorsorglich nicht immer dieselben Gebiete zu belasten.

 Das Ablassen von Kerosin soll Brandkatastrophen wie bei der Notlandung am Sonntag in Moskau verhindern (der Pilot hatte nach bisherigen Erkenntnissen keine Gelegenheit mehr zum Ablassen).

Das Ablassen von Kerosin soll Brandkatastrophen wie bei der Notlandung am Sonntag in Moskau verhindern (der Pilot hatte nach bisherigen Erkenntnissen keine Gelegenheit mehr zum Ablassen).

Foto: dpa/Uncredited

Wenn Flugzeuge in der Luft Kerosin ablassen, besteht für Mensch und Umwelt keine Gefahr. Zu diesem Fazit kommt ein Gutachten, welches das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau zu den sogenannten Treibstoffschnell­ablässen durchgeführt hat. Die Umweltministerkonferenz hatte im Mai 2017 den Auftrag dafür erteilt, um die Gefahren von Kerosinablass besser beurteilen zu können.

Vor allem Rheinland-Pfalz hatte Druck gemacht, denn Flugzeuge hatten allein zwischen 2016 und November 2018 rund 590 Tonnen Kerosin über dem Bundesland freigesetzt, häufig über der Region Südwestpfalz/Pfälzerwald. Auch das Saarland war laut Deutscher Flugsicherung betroffen. In Deutschland gab es zwischen den Jahren 2012 und 2016 im Schnitt 20 Ablässe mit rund 516 Tonnen abgelassenem Kerosin pro Jahr, Tendenz rückläufig. Ein Kerosinablass ist nötig, wenn ein Flugzeug direkt nach dem Start wegen Problemen umkehren muss. Mit seinem Startgewicht ist das Flugzeug aber zu schwer zum sicheren Landen.

Kritisiert wurde die Studie im Vorfeld heftig, weil nur eine Zusammenstellung alter Literatur geplant war – keine neuen Messungen. Letztlich wurden vier fiktive Szenarien untersucht, die sich hinsichtlich der Bodentemperatur und damit den Rahmenbedingungen für die Verdunstung des Kerosins unterscheiden. Zusätzlich wurde vom UBA ein weiteres, realitätsnahes Szenario „Pfalz 2017“ untersucht, welches sieben von neun gemeldeten Treibstoffschnell­ablässen über Rheinland-Pfalz im Jahr 2017 und die realen Wetterbedingungen berücksichtigte.

Ergebnis des Gutachtens: Wird in mindestens 1800 Metern Kerosin abgelassen, zerstäubt es in feine Tröpfchen und verdampft zum Großteil in der Luft. „Die Modellierungen der am Boden ankommenden Kerosinrückstände und die umwelttoxikologischen Untersuchungen des Umweltbundesamtes und seiner Auftragnehmer ergaben nach derzeitigem Wissensstand keine kritischen Umweltauswirkungen von Treibstoffschnellablässen auf Boden, Grundwasser, Luft und menschliche Gesundheit“, schreibt das UBA.

Vorsorglich empfiehlt das Bundesamt aber, die Deutsche Flugsicherung anzuweisen, dass Sprit nicht immer über denselben Gebieten abgelassen wird.

Diese Feststellung sei mit Blick auf das besonders betroffene Rheinland-Pfalz wichtig, meinte SPD-Fraktionschef Alexander Schweitzer. Die Studie sei ein „erster Schritt, auf den weitere folgen müssen“: Mehr aktuelle Messungen und Erhebungen seien notwendig.

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