Ich lebe gerne in Rimschweiler „Kerb for Future“ statt „Kerbezerfall“

Am Wochenende ist Rimschweiler wieder Stadtmittelpunkt.

 Sie können’s kaum noch erwarten – die „Rimschwiller Straußbube und Mäde“ vor ihrer Werbefahrt durch die Nachbarschaft.

Sie können’s kaum noch erwarten – die „Rimschwiller Straußbube und Mäde“ vor ihrer Werbefahrt durch die Nachbarschaft.

Foto: Volker Baumann

Ihr liebe Leit und Kerbegäschd, dies Johr rufe ma euch uff zum 45. Kerbefeschd. Mit ganz viel neie junge Leit, wolle ma feire eh geili Kerbezeit. Mir stelle uns korz vor: Ich bin de Yannis Rieber un han schun dodales Kerbefieber. Als stellvertretendi Mudder bin ich im Amt, un han mei Geschlecht schnell mol in ‚divers‘ umbenannt. De Vadder bleibt gewählt im Amt, es is de Flo Fauschd, auch als Straußbube-Förschder bekannt. Die Kerb wird unser Zukunftsprojekt, dess hann ihr noch gar net so richdisch gedscheckt. Treffe dun mir uns immer Freidahs zu de Kerbemos un die Sitzunge ende meischdens sehr faMOOS. ‚Kerb for Future‘ freidahs in de Kneipe feire, heeßt gemeinsam singe, lache un sich aah mo üwer unneedische Sache eire. Die verrzeh  Neie, die zu uns komm sinn, sinn ah beim feire immer mittedrin. Die Zukunft leiht in sichrer Hand. Durch die neie Junge werd de Kerbezerfall durch de ‚Kerbewandel‘ verbannt. Triebsinn werre ma uff the ‚Future‘ nett bloose, deswege trinke ma uff die Kerb allerlei Moose, um mit eich all zusamme anzustoße“.

Soweit das Vorwort aus dem wieder im wahrsten Sinn des Wortes „vielseitigen“ und im Hochglanzformat in der 23. Ausgabe und mit 1000 Exemplaren aufgelegten „Kerbeblättche“ der Rimschweiler Straußjugend, mit gesammelten Anekdoten, Sprüchen, Zitaten, Witzen, Rätseln, Rezepten, Vorstellung der Straußjugend,  Bildern und Programmablauf.  Yannis und Flo, das sind die neue „Straußbubemama“ Yannis Rieber (divers) und der „Straußbubepapa“ Florian Faust. Beim Motto hat sich die Truppe in diesem Jahr von „Fridays for Future“ inspirieren lassen und ist der Meinung, dass „Kerb for Future“ auch ein wichtiger Faktor in der Zeit des zurückgehenden oder sich wandelnden Brauchtums („Kerbewandel“) ist.

Bei ihrer vorwöchentlichen „Werbetour“ durch die Nachbarortschaften warben die Bube und Mäde deshalb mit viel Engagement, die traditionsreiche Kerwe auch kräftig zu unterstützen. 28 Protagonisten der Rimschwiller Kerb 2019 teilen sich in die „Oldies“ Benjamin Bastian, Felix Walle, Kira Weinmann, Lara Bastian, Lisa Herwerth, Luisa Müller, Lukas Buß, Michelle Hoffmann, Noah Schallert, Paula Kipp, Sara Arnold und Sophie Artuna und die „Newcomer“ Aaron Lauer, Anna Hofmann, Cathrin Faust, Celina Knerr, Eric Frevel, Hannah Frevel, Janina Harry, Julia Abel, Kevin Schwahn, Luisa Rasmus, Nina Arnold, Paula Kämmer, Yannic Dietz und zum ersten Mal von der Insel  Aaron Robinson aus England. Alle werden im Griff gehalten von „Straußvadder“ Florian Faust und „Straußmudder“  Yannis Rieber.

Jetzt schon seit 43 Jahren „schmiert ess Magret de Straußbuwe unn Mäde Lewwerworschtbroode“, schwärmt die Straußjugend von der traditionellen und nicht wegzudenkenden „Kerwemontagseinkehr“. „Magret“ heißt Margarete Wirth, wohnt im Höfchen und wartet wieder, wie jedes Jahr, auf ihrer Terrasse auf die ankommenden „Stänneler“. „Stännele“, das ist das montägliche Umherziehen der Straußjugend durchs ganze Dorf. Ab 11 Uhr werden den Bewohnern Besuche abgestattet und Marschverpflegung „abgegrast“, die dabei, außer bei Magret, meist flüssig ist. Auch der Kindergarten wird, zur Freude der Kleinen (und der Erzieherinnen) besucht.

Die Straußjugend selbst ist auch Veranstalter der Kerb und hat das Programm zusammen mit Vereinen und Gastronomie aufgestellt. Los geht’s am Freitagabend mit der letzten „Straußbubesitzung“ und dem Ansingen der Kerb im Restaurant „Zur Post“. Am Samstag ist zunächst Spieltag des TuS Rimschweiler auf dem neuen Rasenplatz, der bereits freitags bei einem Abendspiel der AH eingeweiht wird.  Samstags bahnt sich dann um 20 Uhr der eigentliche Höhepunkt der Kerb an. Im Fackelumzug zieht die Straußjugend von den Birkhausen durch das komplette Dorf, kreuz und quer,  bis zum Ortsende. 18 Gruppen haben sich bisher angemeldet, dabei auch wieder eine Guggemusik, die „Haardtseegugga“ aus Ubstadt-Weiher. Achtung: Während des Umzuges, laut Straußjugend von 20 bis 24 Uhr, wird die Ortsdurchfahrt Rimschweiler voll gesperrt. Die Rimschweiler Straßenverkehrsordnung sieht vor: „Die Kerb hat immer Vorrang“.

Nach dem Umzug ist „Kerbedanz“ bis zum Abwinken in der TuS-Halle mit „Fly over X“ aus Großsteinhausen angesagt. Am Sonntag dann „U-Boot-Friehschtick“ im Sportheim. Was ist das U-Boot nochmal? Tequila in Fanta auf Tauchstation, oder umgekehrt. Ab 13 Uhr folgt der Straußumzug, bei dem die drei Kerbesträuße an Hasenheim, Sportheim und „Zur Post“ aufgehängt werden. Wer die anschließende „Kerberedd“ auf dem Dach des Sportheims hält, soll noch nicht verraten werden.  Zur „After-Kerberedd-Party“ wird dann ins Sportheim eingeladen.

Montags dann das erwähnte „Stännele. Auch im Hasenheim und „Zur Post“ steht täglich Kerbeprogramm mit Live-Musik und vielen Spezialitäten aus der Küche auf dem Plan. So steht zum Beispiel am Samstagabend ab 21 Uhr in der Post „Buntes Treiben und Livemusik mit Volker Siener“ auf dem Programm. Aber nicht nur in den Kneipen, auch auf der Straße (Bahnhofstraße) ist für die jungen Kerbegäste mit einem Karussell und Buden etwas geboten. Dienstagsabends ist es dann leider vorbei mit der Rimschweiler Kerb, die mit einem Umzug ab 20 Uhr, mit Fackeln, Heulen und viel Tränen zu Grabe getragen wird. Abschluss ist die „Feierbestattung“ auf dem Parkplatz des Hasenheims. Mittwoch? - laut Programm: „Uffraame!!!

Ich lebe gerne in Rimschweiler: „Kerb for Future“ statt „Kerbezerfall“
Foto: SZ/Müller, Astrid
 Ortsvorsteherin  Isolde Seibert

Ortsvorsteherin Isolde Seibert

Foto: Volker Baumann
 Ich lebe gern in Rimschweiler

Ich lebe gern in Rimschweiler

Foto: SZ/Müller, Astrid
 Straußvadder Florian Faust (links) und Straußmudder Yannis Rieber haben ihre 26 Schützlinge stets im Griff.

Straußvadder Florian Faust (links) und Straußmudder Yannis Rieber haben ihre 26 Schützlinge stets im Griff.

Foto: Volker Baumann

Ortsvorsteherin Isolde Seibert ist die froh, dass die Straußjugend die Kerwe im Stadtteil so gut organisiert und weiter eine traditionelle Veranstaltung mit viel Zuspruch im Ort bleibt. In puncto Ortspolitik sei man mit dem Neubaugebiet „In der Neugartenahnung“ weit vorangekommen und viele Grundstücke seien schon verkauft. Mit der eingetretenen Verjüngung im Ortsbeirat würden auch viele die Jugend betreffenden Projekte ins Visier genommen. Bei all dem nicht zu vergessen: Im November wird  das 125-jährige Jubiläum des TuS Rimschweiler mit einem Festakt gefeiert. bav

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