Keine runde Sache für die Kneipen

Zweibrücken. Stell Dir vor, es ist Fußball-WM - und keiner guckt zu. Sicher ein etwas überspitztes Fazit, doch zeigt es das Echo, das die Frauen-Fußball-WM in Zweibrücken findet. Die Damen können noch so motiviert gegen den Ball treten - in der Rosenstadt mag kaum einer so richtig mitfiebern

 Solche Fans sind in Zweibrücken derzeit eher Mangelware - zumindest in den Kneipen. Foto: dpa

Solche Fans sind in Zweibrücken derzeit eher Mangelware - zumindest in den Kneipen. Foto: dpa

Zweibrücken. Stell Dir vor, es ist Fußball-WM - und keiner guckt zu. Sicher ein etwas überspitztes Fazit, doch zeigt es das Echo, das die Frauen-Fußball-WM in Zweibrücken findet. Die Damen können noch so motiviert gegen den Ball treten - in der Rosenstadt mag kaum einer so richtig mitfiebern. Wo bei der Herren-WM schon Tage vor dem Turnier Pkw beflaggt wurden und nach den Spielen lange Autokorsos die Siege feierten, herrscht nun eine wahrhaft idyllische Ruhe, gelegentlich durchbrochen vom Krächzen der Krähen in der Allee. Eine Umfrage zeigt: Auch für die Kneipen ist die Fußball-WM der Frauen keine runde Sache.Auf die Frage hin, ob die WM ihren Zapfhahn laufen und die Kasse klingeln lässt, lacht Heidi Marschall, Inhaberin der Gaststätte Bierbrunnen. "Ich habe keinen Fernseher aufgestellt", sagt sie. Bei den Spielen der Männer sei das anders. Aber die Frauen verursachten "keine Euphorie" mit ihrem Gekicke. Marschall hat lediglich ausgemacht, dass - wenn die deutschen Frauen antreten - im Bierbrunnen etwas weniger los sei; das deute darauf hin, dass sich doch der eine oder andere das Spiel zuhause ansehe.

Peter Rohr, Inhaber des Gasthauses Sutter, sagt zwar, er habe eine Flimmerkiste aufgestellt. Jedoch: "Das wird nicht so nachgefragt." Was, wenn die deutsche Elf ins Endspiel kommt? Wird er dann eine besondere Aktion bringen? "Nein, ich plane für diesen Fall nichts ein", winkt Rohr ab.

Der Inhaber vom Hobbit, Thorsten Albrecht, will eine Aktion zum Finale nicht ausschließen. "Wenn die deutschen Frauen tatsächlich ins Endspiel kommen, werde ich mir vielleicht etwas einfallen lassen", grübelt er. Wobei auch er klarmacht, dass die Spiele generell den Puls seiner Gäste nicht in die Höhe treiben. "Ich habe zwar einen Fernseher im Biergarten aufgestellt, aber groß genutzt wird das nicht", bedauert er. Im Café Pastis, bei dem Albrecht Mitinhaber ist, sei die WM noch viel weniger ein Thema, sagt er.

Wie sieht es im Beisl aus? Steigt dort der Bierkonsum, wenn die Frauen gegen das runde Leder treten? "Ach", winkt Inhaber Camilo Perez nur ab. Derzeit sei das keine große Sache. Für den Fall, dass Birgit Prinz & Co. ins Endspiel des Turniers kommen sollten, will jedoch auch Perez eine besondere Aktion nicht ausschließen. "Dann muss man schon was machen", bricht der Gastronom eine Lanze für den Frauenfußball.

Doris Gaudeck, Inhaberin des Pfälzer Hofs, hat sich wie die meisten anderen keine Mühe gemacht, extra einen Fernseher für die Spiele anzuschleppen. "Wir brauchen unser Nebenzimmer für wichtigere Dinge", sagt sie.

Paragraph-Inhaber Andreas Klein hingegen setzt nicht etwa nur auf einen Fernseher. Er setzt auf die große Lösung - eine Leinwand. "Die steht in unserem Biergarten. Ich denke mal, ich bin der einzige Gastronom in der Stadt, der die Spiele auf einer solchen Leinwand zeigt." Wird das Angebot wahrgenommen? "Leider nicht so, wie erhofft", bedauert Klein. "Als die Männer um den WM-Titel spielten, platzte es bei uns aus allen Nähten, so ein Andrang war", erinnert er sich wehmütig. Aber die heiße Phase des Turniers kommt noch. Dann legen die deutschen Frauen hoffentlich einen Zahn zu. "Bislang haben sie nicht so gut gespielt", lautet seine Manöverkritik. Wer weiß: Vielleicht gibt es ja doch noch ein Sommermärchen . . .

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