Keine Panik vor Ehec auf Wochenmarkt

Zweibrücken. In ganz Deutschland herrscht seit Wochen Panik wegen der Ehec-Epidemie. Landwirte bleiben vor allem auf Gurken, Tomaten, Salat und Sprossen sitzen, beklagen Millionenverluste und fordern Entschädigung

Zweibrücken. In ganz Deutschland herrscht seit Wochen Panik wegen der Ehec-Epidemie. Landwirte bleiben vor allem auf Gurken, Tomaten, Salat und Sprossen sitzen, beklagen Millionenverluste und fordern Entschädigung. Doch auf dem Zweibrücker Wochenmarkt ist die Welt noch in Ordnung - hier wird nicht weniger Gemüse als vor der Ehec-Welle verkauft, wie die beiden am Donnerstag anwesenden Händlerinnen dem Merkur berichteten. Kunden achteten nun jedoch mehr auf Herkunft und Hygiene. Obst- und Gemüsehändlerin Melanie Schmitz aus Offstein, die ihre Produkte von pfälzischen Bauern erhält und Spargel selbst anpflanzt, erzählt: "Bei mir kann man bedenkenlos einkaufen, auch Salat, Tomaten und Gurken." Wobei sie seit voriger Woche nur noch Land- statt Salatgurken anbiete. Auf den Wochenmarkt kämen seit Ehec nicht weniger Kunden. Schmitz führt das darauf zurück, dass sie lediglich Produkte von regionalen Bauern bezieht: "Die Leute erschrecken eher vor Produkten aus dem Supermarkt." Das bringe sogar zusätzliche Kunden und gleiche aus, dass einige andere wegblieben. Die Händlerin hat zwar Verständnis für die frühzeitige Warnung vor bestimmten Gemüsesorten, zweifelt aber an den Untersuchungen, die bisher ohne Erfolg blieben. Auch sie müsse deshalb viele Fragen verunsicherter Kunden beantworten. Verstärkt würde auch "reines Gemüse" zum Kochen gekauft. "Ich esse wie gewohnt Gemüse - zuletzt Erdbeeren, Gurke, Zucchini", berichtet Marianne Staab, Marktkundin aus Zweibrücken. Sie lege schon immer Wert auf gründliches Waschen, ob von Gemüse oder Händen: "Ehec ist ein Problem der Hygiene." Von den andauernd unterschiedlichen Vermutungen über den Auslöser lässt sich Staab nicht verunsichern. Ebenfalls keine Ernährungsänderungen hat die Zweibrücker Marktfrau Gerda Ebersold, die neben Pflanzen zurzeit auch Salate aus eigenem Anbau verkauft, vorgenommen. "Ein komisches Gefühl habe ich bei der ganzen Sache zwar schon, aber heimische Lebensmittel wie Salate und Gurken esse ich ohne weitere Bedenken - unsere Pfalz-Produkte sind ja in Ordnung." Die Ehec-Fälle seien natürlich schlimm, die Ursache müsse aufgeklärt werden - "andererseits gibt es viel mehr Opfer durch Verkehrsunfälle als durch Ehec, da wird auch viel aufgebauscht".Herbert Müller, Kunde von Ebersold, setzt auch sonst auf regionale Lebensmittel und fühlt sich deshalb nicht durch Ehec gefährdet. "Spanische oder holländische Gurken oder Tomaten kommen mir aber nicht auf den Tisch, solange nicht bekannt ist, woher der Erreger kommt."

Auch Blumenhändlerin Claudia Vogelgesang hat auf dem Zweibrücker Markt seit der Debatte um Ehec nicht mehr oder weniger Kunden beobachtet. Die Blieskastelerin bevorzugt seit Ehec "noch mehr Lebensmittel direkt vom Erzeuger, da gibt es in der Biosphärenregion Bliesgau ja einiges, von Eiern bis Honig". Und sie denkt an ihre Kindheit zurück: "Mit Oma und Opa bin ich als Kind oft in Obstbäumen gewesen, da erntet heute niemand mehr. Früher ist alles selbst verarbeitet worden, heute hängen Kirschbäume brechend voll und niemand macht sich mehr die Mühe, sie zu ernten - das macht mich ein bisschen wehmütig."

Für Wochenmarkt-Besucherin Irma Schwendig aus Zweibrücken ist Ehec kein Thema: "Ich kaufe, was ich immer kaufe. Natürlich auch Gurken und Tomaten." Solange das Gemüse gut gewaschen sei, müsse man sich keine Sorgen machen. "Ich esse wie gewohnt Gemüse. Ehec ist ein Problem der Hygiene."

Marianne Staab

"Ich kaufe seit Ehec noch mehr direkt beim Erzeuger."

Claudia Vogelgesang

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