CDU und SPD sagen Nein Keine Mehrheit im Rat für Steinteppich in Allee

Zweibrücken · CDU erklärt, derartige „Versiegelung“ einstimmig abzulehnen; SPD sagt, große Mehrheit in Partei lehne diesen Belag gleichfalls ab.

 Die Allee in Zweibrücken - das grüne Schmuckstück der Stadt. Links im Bild ist die Rosengartenstraße zu sehen. Dieser Teil der Allee weist als Belag "rote Erde" auf - und sollte nun durch einen Steinteppich ersetzt werden. Woraus nun, mangels politischer Mehrheit, allerdings nichts wird. Rechts im Bild die Gestütsallee; diese ist betoniert und soll vorerst so bleiben, wie sie ist. Foto: Mathias Schneck

Die Allee in Zweibrücken - das grüne Schmuckstück der Stadt. Links im Bild ist die Rosengartenstraße zu sehen. Dieser Teil der Allee weist als Belag "rote Erde" auf - und sollte nun durch einen Steinteppich ersetzt werden. Woraus nun, mangels politischer Mehrheit, allerdings nichts wird. Rechts im Bild die Gestütsallee; diese ist betoniert und soll vorerst so bleiben, wie sie ist. Foto: Mathias Schneck

Foto: Mathias Schneck

Der geplante Steinteppich für die Allee ist vom Tisch. Diese Entwicklung zeigte sich am Dienstag. Denn: Es gibt schlicht und ergreifend keine politische Mehrheit für die Auslegung eines solchen Belages in Zweibrückens Flaniermeile. Die beiden größten Parteien im Stadtrat, die CDU und die SPD, werden bei einer Abstimmung Nein sagen.

Zuerst erklärte die CDU dies am Mittag in einer Pressemitteilung. Auf Anfrage erklärte die SPD am Abend, gleichfalls den geplanten Steinteppich abzulehnen

Die CDU erklärte in ihrer Pressemitteilung, dass sich die Partei „geschlossen gegen die Versiegelung der Allee ausspricht“. Diesen Beschluss habe die Fraktion zusammen mit dem CDU-Kreisvorstand am Montagabend „unter Anwesenheit des Kreisvorsitzenden Christian Gauf und Christina Rauch als Kreisschriftführerin“ gefasst. Die Begründung der CDU: „Mit der vorgeschlagenen Maßnahme würde in der Innenstadt statt renaturiert denaturiert“ – dies sei „die einhellige Meinung“ bei dem Treffen am Montagabend gewesen. Weiter heißt es: „Wir setzen uns geschlossen für ein besseres Stadtklima, Nachhaltigkeit, Biodiversität und die Vermeidung von Plastik ein. Ein Steinteppich, beziehungsweise das vorgeschlagene Plastikgitter, die beide erhebliche Kosten verursachen, gehören nicht dazu. Die Allee zählt zu unserer grünen Achse in der Innenstadt und trägt mit ihrem Naherholungscharakter mit Platanen und beidseitigem Grünstreifen zur Erholung, zur Biodiversität und zum besseren Klima in unserer Stadt bei. Es ist unser Waldweg in der Mitte unserer Stadt.“

Die CDU unterstreicht: „Wir möchten keinen Eingriff in dieses Herzstück! Unsere Allee soll erhalten bleiben und kleinere Schäden sollen –wie gewohnt – über Unterhaltungsmaßnahmen beseitigt werden.“

Stéphane Moulin, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, erklärte am Abend auf Anfrage unserer Zeitung, auch seine Partei werde den Steinteppich ablehnen. Seine Fraktion habe das noch nicht hochoffiziell so besprochen, da es in dieser Angelegenheit „keinen Entscheidungsdruck“ gebe – „aber es ist jetzt schon klar, dass eine ganz große Mehrheit in der SPD diesen Belag ablehnen wird“, sagte Moulin.

Zwar wundere er sich darüber, dass die CDU hierbei von „Versiegelung“ spreche, denn, so Moulin: „Der Steinteppich ist ja durchlässig, es ist eben keine Versiegelung.“ Aber ungeachtet dessen sei der Steinteppich keine gute Lösung.

Moulin sagte, seine Partei wolle aber „keine Flickschusterei“ in der Allee, wie sie bisher betrieben werde, also eine Ausbesserung hier, eine Ausbesserung da. „Das kostet auf Dauer auch ganz schön Geld“ machte er deutlich. Nun gehe es darum, nach Alternativen zu suchen. Moulin sagte, dabei müsse auch der Denkmalschutz im Auge behalten werden. „Die Denkmalschutzbehörde in Mainz hat bereits erklärt, bei der Frage nach dem Belag eingebunden zu werden.“

Zudem hatten sich in den vergangenen Tagen, wie im Merkur berichtet, bereits die Bürgerinitiative „Zweibrücken vernetzt“ sowie der Naturschutzbund Zweibrücken mit einer ganzen Reihe an kritischen Fragen an das Rathaus gewendet. Unter anderem brennt der Initiative wie auch dem Nabu die Frage nach der Mikroplastik-Problematik unter den Nägeln.

In den Sozialen Netzwerken wird bereits seit mehreren Tagen leidenschaftlich über Für und Wider eines Steinteppichs diskutiert. Auch hier finden sich viele kritische Stimmen. Vor allem die Farbe des ausgelegten Probefeldes am Beginn der Rosengartenstraße stört viele. In der Tat ist dieses in einem Gelb, das sich deutlich vom jetzigen Erdtton absetzt (wenn auch der spätere Belag in anderer Farbe sein sollte, wir berichteten).

So meint etwa Sylvie Jörd sarkastisch: „Die gelbe Farbe stört mich. Ich würde blau nehmen. Passt besser in die Natur. Und statt Bäumen Plastikpalmen. Da wär das ganze Jahr Sommerfeeling. Auf der Rennwiese würde auch Kunstrasen gehn  der müsste nicht gemäht werden.“

Marleen Haag schlägt vor: „Vielleicht sollte man einfach die Löcher mal auffüllen und alles neu befestigen. Die Fußgänger sind hunderte Jahre ohne ,tollen‘ Kunststoffbelag ausgekommen und werden es auch die nächsten hundert Jahre. zumal es noch eine asphaltierte Seite gibt, die man im Zweifel nutzen kann.“

Doris Schaumburger gibt zu bedenken: „Kunststoff verrottet bekanntlich nicht , es muss eine  ,natürliche Lösung‘ her. Entweder Steinplatten in die Mitte verlegen oder regelmäßig die Matschstellen mit Braschen auffüllen. Der Weg soll so natürlich bleiben wie es nur geht!“

Tatjana Medenko fürchtet bei einem Steinteppich jetzt schon die rege Verdauung der in den Platanen thronenden Saatkrähen: „Der Belag wird doch von den Krähen dann soo zugekackt, das sieht doch nicht schön aus.“

Dominic Peterson rügt: „Geldverschwendung hoch 10. Und die Begründung wegen Fahrradfahrer und Rollstühlen ist der größte Mist. Die können auf der anderen Seite fahren, da ist doch geteert.“ Tatsächlich soll die der Rosengartenstraße gegenüberliegende Gestütsallee so bleiben, wie sie ist, also geteert. Doch sehen einige Diskutanten dies anders. Pe Ter entgegnet: „Ich glaube nicht, dass Rollstuhlfahrer Lust darauf haben, sich von irgendwelchen körperlich Gesunden vorschreiben zu lassen, wo sie fahren sollen! Schon mal etwas von Inklusion gehört?“

Manuel Lang erklärt dazu: „Menschen, die im Rolli sitzen, sind keine Menschen zweiter Klasse, aber das Problem mit den Wegen haben die auch im Wald und trotzdem pflastert da keiner die Wege. Die andere Seite ist asphaltiert und daher bei jedem Wetter nutzbar. Ich bin regelmäßig in der Allee unterwegs und ja es gibt Pfützen und an der einen oder anderen Stelle schaut auch mal ne Wurzel aus dem Boden, aber die Senke könnte man auch einfach auffüllen und/oder Drainagen verlegen, damit das Wasser ablaufen kann. Aber machen solle man schon was. Ich finde nur die Idee mit der ,Gummimatte‘ nicht so toll, das ist keine Laufbahn im Stadion und außerdem regt sich die halbe Welt über Mikroplastik auf und überlegt, wie man es vermeiden kann und ZW will damit eine Allee pflastern. Und meine persönliche Meinung: Das Zeug sieht auch nicht gut aus.“

Thomas Beyerlein relativiert die Sorgen vor dem Thema Mikroplastik, die die Bürger-Intitiative „Zweibrücken vernetzt“ und der Nabu zuletzt im Pfälzischen Merkur äußerten. „Es reden viele von Mikroplastik und nur wenige beschäftigen sich damit. Man lese einmal nach, wie Mikroplastik entsteht.“ Beyerlein ist der Auffassung, dass bei einem Steinteppich „das Risiko minimal“ wäre.  Er gehört zu den Passanten, die sich am jetzigen Zustand der Allee nicht unbedingt erwärmen können. „Was am aktuellen Belag schön und gut sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich kenne viele Leute, die nicht gerne durch die Allee gehen, weil regelmäßig Matsch ist oder Staub. Der Boden ist so verdichtet durch das regelmäßige Neuaufbringen des aktuellen Belages, dass hier definitiv weniger Wasser versickert als mit der neuen Alternative.“

Aaron Schmidt (Die Partei) wundert sich angesichts des Steinteppich-Probfeldes: „Dass über sowas überhaupt diskutiert wird.“

Ilo Na pflichtet bei: „Sowas sieht schrecklich aus und nimmt dieser schönen Allee ihren natürlichen Charakter.“

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