Keine Katzensteuer in Zweibrücken geplant

Zweibrücken · Private Initiativen und das Tierheim lassen Streuner sterilisieren und kastrieren.

 Jule schmust mit Kater Michel im Zweibrücker Tierheim. Dass Michels Frauchen bald etwas zahlen muss, ist nicht zu befürchten. Foto: leh

Jule schmust mit Kater Michel im Zweibrücker Tierheim. Dass Michels Frauchen bald etwas zahlen muss, ist nicht zu befürchten. Foto: leh

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Der Deutsche Jagdverband befürwortet eine sogenannte Katzensteuer, um die Zahl der wild lebenden Katzen in Deutschland zu kontrollieren, falls eine Kastrations- oder Meldepflicht nicht helfe. Kein Thema in Zweibrücken, hier kümmert sich unter anderem Ingrid Wagner um Streuner, und das seit über 40 Jahren. "Ich unterhalte heute noch mehrere Futterstellen im Umfeld und beteilige mich, wenn mich Spenden erreichen, an den Kosten der Sterilisation. Wer Rat sucht, kann sich ruhig an mich wenden unter Tel. (0 63 32) 4 39 40." Dabei hilft auch das Zweibrücker Tierheim mit. "Wir haben uns nach Vorgabe des deutschen Tierschutzes mit 20 Prozent an den Kosten für eine Kastration oder Sterilisation einer Katze beteiligt", heißt es vom Tierheim.

Nach amtlichen Statistiken gibt es in Deutschland weit über zehn Millionen Katzen. Sie können im Alter von sechs Monaten schwanger werden und dann mehrmals im Jahr. Und jeder Wurf schenkt zwei bis sieben Katzenbabys, manchmal auch noch mehr, neues Leben. Die Multiplikationsrate ist also erheblich. "Die Forderung, alle erreichbaren Katzen unfruchtbar zu machen, ist berechtigt", heißt es, sie sei ein Gebot der Vernunft. Viele der Tiere in Zweibrücken sind bereits kastriert. Christine Schmidt, Hilfstierpflegerin im Tierheim, sagt: "Wir betreuen momentan 30 Katzen im Katzenhaus und etwa 20 freilaufende im Tierheim, alle sind natürlich kastriert." Daniela Wicklein hat zwei kastrierte Hauskatzen: "Als uns einmal eine Katze zugelaufen ist, haben wir sie aufgepäppelt, kastrieren lassen und wieder laufen lassen." Ihre Tochter Jule sagt: "Ich mag Katzen so sehr, es sind die schönsten Schmusetiere."

Dass Katzen "den Menschen guttun", für ihr psychisches Wohlbefinden wichtig sein können, steht außer Frage. Eine Katzensteuer würde gerade ältere Menschen, deren Rente eben zum Leben reicht, und Kinder, die zunehmend von Armut bedroht sind, treffen. Stadtsprecher Heinz Braun kann hier beruhigen. "Katzensteuer ist bei uns kein Thema!"

Tierhaltung steigert auf der anderen Seite das Bruttosozialprodukt, die Industrie multipliziert geradezu das Nahrungsangebot für Haustiere und schafft durch immer neue Produkte auch Bedarf und Nachfrage.

Andererseits fressen Katzen auch Vögel. Deren Anzahl nahm in den vergangenen Jahren ab. "Dass die augenblickliche Abnahme der Vogelpopulation mit den Katzen zusammenhängt, glaube ich wirklich nicht", sagt Hans Göppel vom Naturschutzbund. Eher hänge es wohl mit der radikalen Insektenvernichtung durch Chemieeinsätze zusammen, die den Vögeln die Nahrung nehme. Zu viele Katzen sieht er nicht als Urheber an. Die Besorgnis über zu viele wild lebende Katzen bleibt zwar bestehen, aber in Zweibrücken wie auch in ganz Deutschland ist derzeit keine steuerliche Maßnahme geplant.

Zum Thema:

Diskussion über eine Katzensteuer in Deutschland Vor Kurzem brachte ein Journalist einer großen deutschen Zeitung eine Katzensteuer ins Gespräch. Der Deutsche Jagdverband und die Grüne Jugend sind dafür, denn zwei Millionen Streuner in Deutschland gefährden die Artenvielfalt, heißt es. Die Politik allerdings winkt ab, auch der deutsche Steuerzahlerbund ist dagegen: eine solche Steuer sei kaum zu kontrollieren, Aufwand und Ertrag würden in keinem Verhältnis zueinander stehen. Denn Katzen würden im Gegensatz zu Hunden keine Marke tragen.

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