Kein Bedarf für kostenfreie Arznei

Zweibrücken. Arznei aus der Apotheke kann teuer sein. Für Menschen, die am Existenzminimum leben, ist sie oft unerschwinglich. Im nordrhein-westfälischen Dülmen können Bedürftige bei einer so genannten Medikamenten-Tafel seit Oktober rezeptfreie Tabletten, Salben oder Hustensaft zum halben Preis bekommen

 Zweibrücker Ärzte, die Tafel und der Kinderschutzbund sehen keinen Bedarf für die Ausgabe kostenloser Arznei an Bedürftige. Foto: dpa

Zweibrücker Ärzte, die Tafel und der Kinderschutzbund sehen keinen Bedarf für die Ausgabe kostenloser Arznei an Bedürftige. Foto: dpa

Zweibrücken. Arznei aus der Apotheke kann teuer sein. Für Menschen, die am Existenzminimum leben, ist sie oft unerschwinglich. Im nordrhein-westfälischen Dülmen können Bedürftige bei einer so genannten Medikamenten-Tafel seit Oktober rezeptfreie Tabletten, Salben oder Hustensaft zum halben Preis bekommen. Um Missbrauch zu verhindern, müssen sie bei der Tafel nachweisen, dass sie von Sozialhilfe leben und dann das Rezept bei der Tafel abstempeln lassen. Damit können sie in eine der zehn Dülmener Apotheken gehen und bekommen das Medikament fünfzig Prozent günstiger. Die andere Hälfte zahlt ein privater Sponsor.Ein Konzept, das so ähnlich in Deutschland nur noch von einer Tafel in Stuttgart angeboten wird. Dort erhalten verarmte Menschen über das Projekt "Medikamente für die Schwäbische Tafel" nicht verschreibungsfähige Arzneimittel ein Viertel günstiger. Unterstützt werden dort Menschen, die nachweislich verarmt sind, die "Bonuscard" der Stadt Stuttgart haben und in den Läden der "Schwäbischen Tafel Stuttgart" einkaufen dürfen. Gesponsert wird die Aktion von einem Pharmaunternehmen.Krankenversicherte müssen seitdem Medikamente, die nicht verschreibungspflichtig sind, selbst bezahlen. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung können 20 Prozent der befragten Empfänger von Hartz IV die rezeptfreien Medikamente nicht mehr bezahlen.Bei der Zweibrücker Tafel hätten bisher noch keine Menschen für Medikamente nachgefragt. "Mir ist nichts bekannt", erklärt Annette Peetz. Bei Bedarf stehe die Tafel auch der Ausgabe von Arzneigutscheinen offen gegenüber. Peetz fürchtet allerdings, dass es logistische Schwierigkeiten geben könnte. Ein solches Projekt könne nur gemeinsam mit Apotheken und Ärzten realisiert werden. Auch Franziska Linse vom Kinderschutzbund, der rund 300 Menschen mit Lebensmitteln und Kleidung versorgt, geht davon aus, dass sie das mit ihren ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht leisten könne. Eine Nachfrage nach Medikamenten gebe es in ihrer Einrichtung nicht.Der Leiter des Medizinischen Qualitäts-Netzwerks Zweibrücken (MQZ), Dr. Ulrich Gensch, kann aus seinen Erfahrungen derzeit in Zweibrücken auch keinen großen Bedarf für kostenlose Arznei erkennen: "Wenn sich jemand ein Medikament nicht leisten konnte, haben wir ihm bisher Proben mitgegeben."

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