„Katastrophal, unprofessionell, unglaublich“

Zweibrücken · Der Druck auf den Staubverarbeiter Terrag wächst. Nach dem Staubaustritt, der Schnee neben der Deponie schwarz färbte, fordert SPD-Stadtrat Dirk Schneider die Firma auf, endlich ihr Versäumnis einzugestehen.

 Auf diesem Feld war Anfang Februar der Schnee weiträumig dunkel verfärbt. Foto: Bürgerinitiative Mörsbach

Auf diesem Feld war Anfang Februar der Schnee weiträumig dunkel verfärbt. Foto: Bürgerinitiative Mörsbach

Foto: Bürgerinitiative Mörsbach

"Das Unfallschadensmanagement von Terrag ist katastrophal und unprofessionell, einfach unglaublich!" Mit solch harschen Worten kritisieren nicht etwa Mitglieder der Mörsbacher Bürgerinitiative (BI), sondern SPD-Stadtrat Dirk Schneider die bisher bekannten Vorgänge rund um den schwarzen Schnee , der am 8. Februar neben der Mülldeponie Rechenbachtal aufgetaucht war. Schneider sitzt auch im Verwaltungsrat des Umwelt- und Servicebetriebs Zweibrücken (UBZ), der die Deponie betreibt. "Ich habe dort meine Meinung auch klar geäußert." Schneider echauffiert sich darüber, wie Terrag, die in ihrer Konditionierungsanlage auf der Deponie Stäube verdichtet, sich bisher in der Schwarz-Schnee-Affäre verhalten habe. So hatte die Firma zunächst abgestritten, möglicher Verursacher der Verfärbung zu sein. Dann hatte die BI die Aufsichtsbehörde SGD Süd eingeschaltet, die sich vor Ort einen Überblick verschaffte. Gleichzeitig ließ der UBZ Proben nehmen und analysieren, sowie ein Gutachten erstellen, das ihn als Verursacher entlastet. Die darin ermittelten Windverhältnisse legen nahe, dass Staub aus Richtung der Konditionierungsanlage auf das danebenliegende Feld geweht wurde. Die Terrag räumte danach ein, dass man am 7. Februar erstmals die Filter gewechselt habe und dabei "kurzzeitig" Stäube verweht worden sein könnten. Schneider ist dieses "Womöglich"-Bekenntnis viel zu wenig: "Ich kritisiere, wie man dort Abläufe intern aufarbeitet und dass nicht bekannt gegeben wird, was konkret vorgefallen ist und gegen was Maßnahmen eingeleitet wurden." Terrag hätte von sich aus Proben ziehen müssen, findet Schneider. Nun sei der Acker womöglich belastet. "Da muss man sich nicht wundern, wenn am Ende Kosten auf einen zukommen", sagt Schneider in Richtung Terrag. Die Firma müsse klären, ob nur ein Missgeschick passiert sei, ihre Mitarbeiter befragen und gemachte Fehler benennen. "Ich finde es dreist, dass man die Schuld abstreitet, laufend so macht, als sei nichts vorgefallen und immer nur das im Nachhinein zugibt, was schon bewiesen ist." Schneider verweist darauf, dass es für zwei Monate Rückstellproben gibt. Terrag solle ihren Filter vom fraglichen Tag mit diesen Proben vergleichen: "Da kann man dann feststellen, ob der Filter die gleichen Dinge enthält, die auf dem Acker gefunden wurde. Dann wäre es einfach nachzuweisen, wo das herkam." Das UBZ-Gutachten ermittelte auf der Grünfläche 346 Milligramm Kupfer pro Kilo Trockenmasse, die Bundesbodenschutzverordnung sieht bis zu 200 Milligramm als ungefährlich an für Grünland, auf dem Schafe weiden. Diese Nutzungsmöglichkeit könnte künftig also wegfallen. Von der SGD Süd erwartet Schneider ein Durchgreifen gegenüber Terrag. Werner Fröhlich, bei der SGD Süd Referatsleiter für Wasserwirtschaft und Bodenschutz, sagt, Terrag habe inzwischen ihre Betriebsanweisung zum Filterwechsel der Konditionierungsanlage überarbeitet. "Die ist jetzt mit Netz und doppeltem Boden", so Fröhlich. Die SGD Süd achte darauf, dass diese auch umgesetzt werde. Denkbar sei, dass man zum nächsten Filterwechsel Kontrolleure schicke. Fröhlich kann sich auch nicht erklären, warum die Staubverwehung zunächst unbemerkt blieb, obwohl täglich unter anderem UBZ- und Terrag-Mitarbeiter vorbeigefahren seien: "Das ist fast grotesk." Und was sagt er zu Dirk Schneiders Kritik, die SGD Süd wirke in dem Fall selbst nachlässig, etwa weil sie selbst keine Proben gezogen habe? Fröhlich erklärt, dass in seinem Haus von Anfang kein Verdacht dafür vorgelegen habe, dass durch die Verschmutzung der Boden negativ beeinflusst worden sei. "Diese Einschätzung hat das UBZ-Gutachten bestätigt." Außerdem sei eine solche Untersuchung relativ teuer und insbesondere die immer wieder geforderten Dioxin- und Furan-Messungen seien sinnlos, weil sich beide Stoffe in Spuren überall fänden. Weitergehende Untersuchungen müsste der Betroffene, also Biolandwirt Achim Ruf, durchführen lassen. Damit die ermittelten Grenzwerte dann - anders als beim UBZ-Gutachten - mit den Grenzwerten der Bundesbodenschutzverordnung vergleichbar wären, müsse anstatt Schnee Boden entnommen werden. Ansonsten seien Vergleiche mit ermittelten Schadstoffkonzentrationen - die Terrag hat als Maßstab etwa die Bundesbodenschutzverordnung bei Kinderspielflächen herangezogen - immer schief.

Solche Untersuchungen hat Achim Ruf am Donnerstag machen lassen. Da war Regina Wedel von der Abcert AG zur jährlichen Biokontrolle an Rufs Biohof. "Wir haben eine Bodenprobe genommen", erklärt Kontrolleurin Regina Wedel und ergänzt: "500 Gramm in drei Päckchen, für den Betrieb, die Kontrollstelle und das Bodenlabor." Untersucht werde auf Dioxine, Furane und Schwermetalle. Wedel: "Es könnte sein, dass die Fläche dieses Jahr nicht mehr bewirtschaftet werden darf, oder nie wieder." Ruf schildert, dass das betroffene Areal nur einen minimalen Teil seines Anbaugebiets einnimmt. > Seite 17: Weiterer Bericht

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