Kandidaten gespalten über Märkte

Zweibrücken. Wer sicher gehen will, bei der Landtagswahl einen Direktkandidaten zu wählen, der zur heiß diskutierten Ansiedlung großflächigen Einzelhandels auf der Truppacher Höhe die "richtige" Position vertritt, hat es am 27. März leicht: Denn die Zweibrücker Wahlkreis-Kandidaten vertreten ein höchst unterschiedliches Spektrum von Positionen

 Die neue Landesregierung wird eine entscheidende Rolle dafür spielen, ob auf der Grünen Wiese bei Zweibrücken neue Einkaufsmärkte öffnen dürfen - das ginge nämlich nicht ohne eine Ausnahmegenehmigung aus Mainz. Foto: dpa

Die neue Landesregierung wird eine entscheidende Rolle dafür spielen, ob auf der Grünen Wiese bei Zweibrücken neue Einkaufsmärkte öffnen dürfen - das ginge nämlich nicht ohne eine Ausnahmegenehmigung aus Mainz. Foto: dpa

Zweibrücken. Wer sicher gehen will, bei der Landtagswahl einen Direktkandidaten zu wählen, der zur heiß diskutierten Ansiedlung großflächigen Einzelhandels auf der Truppacher Höhe die "richtige" Position vertritt, hat es am 27. März leicht: Denn die Zweibrücker Wahlkreis-Kandidaten vertreten ein höchst unterschiedliches Spektrum von Positionen."Das sollte man sicherlich machen", ist Fritz Presl (SPD) dafür, dass Mainz mit einem Zielabweichungsverfahren versucht, die raumordnerisch sonst nicht erlaubte Ansiedlung auf der Grünen Wiese zu ermöglichen. Denn die Nachbarstädte wehrten sich dagegen nur aus Konkurrenzdenken. "Wichtig ist aber, dass die Angebotsstruktur nicht identisch mit der Innenstadt ist." Entscheidend sei auch, dass Stadt, Kreis und Verbandsgemeinde mit einer Stimme sprechen, weil das Mainz eine Ausnahmegenehmigung erleichtere.

Kopfüber in den Pudding?

CDU-Kandidat Michael Wöhler findet "die Chance grundsätzlich gut, zusätzliche Angebote und Arbeitsplätze zu schaffen, das ist klar". "Großen Wert" lege er aber darauf, zu prüfen, welche Folgen eine Ansiedlung hätte: "Nicht um Einzelhändler zu schützen, jeder muss mit Konkurrenz leben - aber was bedeutet das für die Innenstadt?" Und die Politik habe "Verantwortung nicht nur für neue, sondern auch bestehende Geschäfte, die im Vertrauen auf eine bestimmte Situation investiert haben". Deshalb könne er sich einen Lebensmittelmarkt wie Kaufland "beim besten Willen nicht vorstellen, Media-Markt dagegen schon, denn die gehen tendenziell eh auf die Grüne Wiese und dann lieber bei Zweibrücken als anderswo". Wöhler: "Ich will nicht so in den Pudding springen wie manch andere Leute und sagen: Wir sollten j e d e Chance nutzen."

Reiner Hohn (FDP) findet: "Ich trete für den Wahlkreis 46 an - also sollte ich Interessen dieses Wahlkreises vertreten. Und angesichts der demographischen Prognosen für die Stadt und die beiden Verbandsgemeinden kann es da nur eine Antwort geben: Arbeitsplätze schaffen, Arbeitsplätze schaffen, Arbeitsplätze schaffen! Das ist die einzige Zukunftschance unserer Region. Und da ist mir unser Hemd näher als der Rock von Neunkirchen und Homburg. Egal was sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bringt - wir sollten es ansiedeln und die Erfolgsgeschichte Flugplatzgelände fortschreiben. Die Landesregierung muss sich da bewegen, das Votum der Region ernst nehmen. Nachbarstädte können ja immer noch klagen."

Fred Konrad (Grüne) würde sich "im Landtag immer dafür einsetzen, dass vom Landesentwicklungsplan nicht abgewichen wird". Denn angesichts der demografischen Entwicklung brauche man in den Innenstädten mehr und nicht weniger Geschäfte - weil die Leute aber weniger Geld zum einkaufen hätten, würden neue Märkte auf der Grünen Wiese dieses Ziel erheblich gefährden. "Es wäre eine Schnapsidee, dort oben etwas anzusiedeln, dass noch nicht einmal überregional ausstrahlt."

An Arbeitslose denken

Matthias Nunold (Linke) würde "angesichts der nicht gerade rosigen Arbeitsmarktzahlen in und um Zweibrücken keine falschen Rücksichten auf Pirmasens und die Saarländer nehmen", wirbt aber auch für "eine gütliche Einigung".

Gertrud Schanne-Raab (ÖDP) lehnt Märkte auf der Grünen Wiese ab: "Die Bevölkerung wird älter, da ist es viel wichtiger, die Einkaufsmöglichkeiten innerorts zu stärken. Wir sollten die Truppacher Höhe lieber für einen tollen Gewerbepark freihalten statt da noch einen Einkaufsklotz hinzustellen und in der Stadt gibt es dann nur noch Optikergeschäfte!"

Frage der Wertigkeit

Berthold Martin (FWG) würde "ein Zielabweichungsverfahren unterstützen", setzt aber eine ausreichende "Wertigkeit" der Märkte voraus, "damit dadurch anderswo nicht Einkaufsmöglichkeiten reduziert werden". Auch dürfe es sich bei den neuen Arbeitsplätzen nicht um zu viele 400-Euro-Jobs handeln.

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