Kämpferischer Wahlpfälzer

Zweibrücken · Von Halle an der Saale über Bayern kam Johann Wirth nach Zweibrücken und Homburg. Hier kämpfte er für die Pressefreiheit und ein einiges, demokratisches Deutschland – bis ihn die Justiz vergraulte.

Gleich drei Mal landete Johann Georg August Wirth, politischer Journalist und fantasievoller Kämpfer für Pressefreiheit und liberale Bürgerrechte, in Zweibrücken im Gefängnis. Mit seinem unerschütterlichen Glauben an die Rechtsstaatlichkeit und seiner Unbeugsamkeit gegenüber der Obrigkeit sollte er schließlich Recht behalten. Als er kurz nach seiner Wahl als Abgeordneter in die Deutsche Nationalversammlung starb, verließ er diese Welt in der Gewissheit, dass von nun an Demokratie in Deutschland herrschte.

1831 hatte Philipp Jakob Siebenpfeiffer den bekannten politischen Journalisten und Herausgeber der liberalen Zeitung "Deutsche Tribüne" (die er als Plattform für die Erstreitung der Pressfreiheit nutzte) von München nach Homburg geholt. Am ersten Weihnachtstag 1831 wurde Wirth der einschlägigen Szene vorgestellt, im Rahmen eines Festbanketts zur Verabschiedung Jakob Siebenpfeiffers, der Redaktion und Druckerei seiner Zeitung von Zweibrücken nach Oggersheim verlegte. Dieser berichtete anschließend in seinem "Westboten": "Die Freiheit wird wachsen und gedeihen, aber auf dem Wege der Ordnung, das war die Sprache eines Jeden."

Pünktlich zum Neujahrstag 1832 erschien erstmals die "Deutsche Tribüne" in Homburg. Ob ihrer radikal demokratischen Ausrichtung dauerte es keine drei Tage, bis der Betrieb der Druckerei mit Polizeigewalt eingestellt wurde. Doch Wirth war der Obrigkeit Dank loyaler Informanden aus dem Ende Januar gegründeten "Preß- und Vaterlandsverein" immer einen Schritt voraus und produzierte an unterschiedlichen Orten in Homburg und Zweibrücken .

Anfang Februar 1832 veröffentlichte Wirth ein politisches Programm unter dem Titel "Deutschlands Pflichten". Es erregte in ganz Deutschland und darüber hinaus so großes Aufsehen, dass sich seine Schriften mehr als 50 000 Mal verkauften. Ein großes Ärgernis für die bayerische Regierung, die daraufhin sowohl die "Deutsche Tribüne" als auch Siebenpfeiffers "Westboten" untersagte und Wirth kurz darauf festnahm. Seine Überzeugung, im Recht zu sein und dieses auch zu bekommen, bestätigte sich: Das Zweibrücker Appellationsgericht sprach ihn frei. Kaum entlassen, veröffentlichte Wirth von Zweibrücken aus seinen "Aufruf an Volksfreunde in Deutschland". Sein radikal demokratisches Programm gilt als Urform und Vorbild für eine demokratische Verfassung. Unmittelbar nach dem Hambacher Fest, bei dem er zu den Hauptrednern gehörte, wurde Wirth als einer der Rädelsführer abermals in Zweibrücken inhaftiert und in dem berühmten Assisen-Prozess in Landau wiederum freigesprochen. Der Freispruch bedeutete für Wirth jedoch keine Freiheit. Er wurde wegen Beamten-Beleidigung vom Zuchtpolizeigericht zu zwei Jahren Haft verurteilt. Aus der Haft entlassen, kehrte er Deutschland den Rücken. Erst nach der Märzrevolution 1848 kehrte er zurück in sein Heimatland, um in der Frankfurter Nationalversammlung seine Arbeit für Demokratie in Deutschland fortzusetzen.

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