Kunst in der Verbandsgemeinde-Verwaltung Jutta Walter und Christa Witte stellen aus

Zweibrücken · (fro) Passion One spielte eindrucksvoll und ausdrucksstark Ragtime auf der Vernissage, wie er damals auf der Jungfernfahrt der Titanic auch erklang, bis zum bitteren Ende, dem Untergang in eisigen Fluten; das war 1912. Die Kunst macht nun den Untergang wieder lebendig, und eine Etage höher taucht Atlantis wieder aus den Fluten auf und dazwischen ersteht aus Scherben eine neue irrationale Welt.

 Jutta Walter (links im Bild) und Christa Witte bei ihrer Ausstellung in den Räumen der Verbandsgemeinde.

Jutta Walter (links im Bild) und Christa Witte bei ihrer Ausstellung in den Räumen der Verbandsgemeinde.

Foto: Margarete Lehmann

Jutta Walter malt die Untergänge, Christa Witt erschafft aus Scherben Neues, bizarre Objekte aus verschiedensten Materialien zusammengefügt. Beide Künstlerinnen kommen aus der Künstlergruppe, die sich im Kuhof in Mörsbach gebildet hat, bei formart culture.

Auf zwölf großformatigen Acrylwerken der Serie „Titanic“ stehen die Passagiere an Deck wie erstarrt nebeneinander vor im Hintergrund treibenden Eisbergen, ähneln einander in ihrer Erstarrung, mit ihren leeren Gesichtern, entseelt gewissermaßen, Stereotypen. Kann es die so gern entgeistete, sinnentleerte Welt der Reichen und Schönen sein, die sich hier widerspiegelt in ihren Gesichtern? Trotz Ragtime und Feststimmung auf diesem Superschiff, einem Hightech-Triumph, Wie Kunstexperte Jürgen Ecker ausführte. Man mag es kaum glauben. Oder nimmt die Künstlerin vielleicht das Schicksal, den Untergang des Schiffes, den Tod voraus wie ein Memento mori, wie wir es in der Kunst des Barock oft finden? In den Atlantis-Bildern folgt die Künstlerin ihrer Fantasie, ihrer Lust auf Atlantis-Seligkeit und –Glück. Aber nur in Versatzstücken, wie Sonnenschein oder Palmen, der Mensch bleibt seltsam entrückt. Den Betrachtern bleibt viel Raum zu Diskussionen und man mag erahnen, dass allem Heilen Unheiles innewohnt.

Christa Witt wendet sich in ihren Werken ab von solcher verunkten Realität. Sie nimmt alle Scherben aller Materialien, die sie findet, auch Polterabendscherben, die ja den Übergang in eine neue Zeit einläuten wollen, und formt daraus anmutige, grausliche, zerwirkte Objekte, bunt, metallisch, hölzern, porzellanen, Gefäße mit Rosen verziert, ganz heil und ohne Memento.

Verbandsbürgermeister Gundacker betonte, dass Kunst dem eintönigen Weiß der Wände so gut tut, überhaupt der Eintönigkeit. Und mit saxophonem Ragtime à la Passion One or Two wird alles noch schöner!

Die Ausstellung ist bis um 29. Oktober in den Räumen der Verbandsgemeinde zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.

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