Junge Säufer: Mehr Bürgerkinder als Unterschicht

Zweibrücken. Die nach Alkoholmissbrauch auf der Intensivstation landenden Zweibrücker Jugendlichen kommen aus allen sozialen Schichten. Das teilte am Freitagnachmittag die Sprecherin des St.-Elisabeth-Krankenhauses mit. Melanie Müller von Klingspor sagte nach Rücksprache mit Chefarzt Dr

Zweibrücken. Die nach Alkoholmissbrauch auf der Intensivstation landenden Zweibrücker Jugendlichen kommen aus allen sozialen Schichten. Das teilte am Freitagnachmittag die Sprecherin des St.-Elisabeth-Krankenhauses mit. Melanie Müller von Klingspor sagte nach Rücksprache mit Chefarzt Dr. Horst Winter (Fotos: pma): "Das Gros sind Bürgerkinder, ganz selten jemand aus desolaten sozialen Verhältnissen." Laut Statistischem Landesamt mussten im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2009 im Verhältnis zur Bevölkerungszahl deutlich mehr junge Zweibrücker als Zehn- bis 19-Jährige aus irgendeinem anderen Ort in Rheinland-Pfalz stationär in einer Klinik aufgenommen werden (wir berichteten). Die Zahlen für 2010 sind in beiden Zweibrücker Krankenhäusern noch nicht ausgewertet. Das St.-Elisabeth-Krankenhaus rechnet aber damit, dass die hohe Fallzahl 2008 (29) ein Ausreißer nach oben war, da 2010 insgesamt dreißig 14-44-Jährige Alkoholopfer stationär behandelt wurden. Dr. Winter bestätigt den landesweiten Trend, dass der Mädchen-Anteil bei den Alkohol-Exzessen deutlich steigt. Müller von Klingspor: "Die Jungs, die bei uns eingeliefert werden, haben meist Schnaps getrunken, die Mädchen Alcopops." Dass jemand ein zweites Mal mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus lande, sei die absolute Ausnahme.Besonders viel zu tun hätten die Ärzte in Zweibrücken in der Fastnachtszeit, bei Dorffesten und besonders dem Stadtfest. Die Zahlen des Statistischen Landesamtes seien beim massiven Alkohol-Missbrauch auch nur "der Gipfel des Eisbergs", betont Müller von Klingspor: "Zum Beispiel beim Stadtfest werden viele Alkoholopfer im Sanitätszelt behandelt und nur die ganz schlimmen Fälle landen im Krankenhaus." Dort "pumpen wir nicht mehr wie früher den Magen aus, sondern führen ganz viel Flüssigkeit zu und lassen den Rausch auf der Intensivstation ausschlafen". lf

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