Jugendamt Zweibrücken Trotz Lockdown offenbar nicht mehr Konflikte

Zweibrücken · Die Befürchtungen von Experten scheinen sich zumindest für Zweibrücken nicht bestätigt zu haben: Trotz monatelangen Lockdowns hat sich die Zahl der Konflikte in den Familien nicht erhöht, so das Jugendamt. Wie hoch die Dunkelziffer ist, bleibt natürlich unklar.

 Symbolbild für häusliche Gewalt: Ein Junge kauert 
 in einer Ecke, ein bedrohlicher Schatten nähert sich ihm. Auch während des Lockdowns musste das 
 Jugendamt der Stadt Zweibrücken bezüglich Kindeswohl- 
 gefährdungen 
 tätig werden. Aber die Zahl solcher Konflikte habe sich in der Pandemie nicht erhöht, 
 bilanziert 
 die Behörde.

Symbolbild für häusliche Gewalt: Ein Junge kauert in einer Ecke, ein bedrohlicher Schatten nähert sich ihm. Auch während des Lockdowns musste das Jugendamt der Stadt Zweibrücken bezüglich Kindeswohl- gefährdungen tätig werden. Aber die Zahl solcher Konflikte habe sich in der Pandemie nicht erhöht, bilanziert die Behörde.

Foto: dpa/Nicolas Armer

Nicht jede Sorge, die zu Beginn der Corona-Krise geäußert wurde, hat sich bewahrheitet. So befürchteten manche Experten im März 2020, als der erste Lockdown begann, dass es in Familien zu einem Anstieg von Gewalt komme könnte. Eltern und Kinder hielten sich nun weitgehend zuhause auf, oft in beengten Verhältnissen, dies berge die Gefahr von Eskalationen.

Zumindest mit Blick auf Zweibrücken (und ganz Rheinland-Pfalz) kann das Jugendamt der Rosenstadt nun allerdings Entwarnung geben. Auf Bitte des Pfälzischen Merkur zogen die beiden Behördenleiter Petra Buchmann (pädagogische Leitung) und Jörg Klein (Verwaltung) gemeinsam mit dem zuständigen Dezernenten, Bürgermeister Christian Gauf, eine Pandemie-Bilanz.

Die zeigt: Der Lockdown hat nicht zu einer Zunahme der Konflike in den Zweibrücker Familien geführt. Wobei Buchmann darauf hinweist, dass das Jugendamt natürlich nur auf Fälle verweisen kann, die bekannt werden. „Die Höhe der Dunkelziffer ist natürlich unklar“, sagt sie.

Aktenkundig ist folgendes: 2019, im Jahr vor Corona, gab es 72 mal den Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. „Hinweise hierzu kommen zu einem Drittel von Polizei oder Staatsanwaltschaft, zum Rest von Nachbarn und Schulen, teilweise erfolgen sie auch anonym“, sagt Klein.

Im Jahr 2020 waren es 68 Verdachtsfälle und aktuell (bis 5. Jul) 33. Entscheidend ist letzten Endes, wie viele Verdachtsfälle sich bestätigen, wie oft also tatsächlich Kinder oder Jugendliche zuhause gefährdet waren und aus den Familien herausgeholt werden mussten.

Hier sehen die Zahlen wie folgt aus: 2019 gab es 15 dieser Inobhutnahmen, 2020 waren es 16 und aktuell bis 5. Juli waren es zehn Fälle.

Klein stellt fest: „Es ist kein Sondertrend wegen Corona zu erkennen. Das gilt für ganz Rheinland-Pfalz, ich habe die Zahlen für das gesamte Bundesland vorliegen.“

Über die Gründe hierfür (Jugendämter in anderen Bundesländern melden teilweise einen Anstieg von Problemfällen) vermag Klein nur zu spekulieren. „Es könnte daran liegen, dass Rheinland-Pfalz grundsätzlich eher eine ländliche Struktur aufweist. Das macht es einfacher“, sagt er.

Buchmann merkt an, die gesamte Pandemie über habe das Jugendamt darauf geachtet, dass stets zwei Mitarbeiter vor Ort in der Verwaltung sind; es sei darum gegangen, Präsenz zu zeigen, im Home Office sei man nicht so nah dran.

Die Zahlen, die Klein und Buchmann vorlegen, spiegeln keine Verschärfung wider – also alles kein Problem mit dem Lockdown?

Das möchte Buchmann so nicht stehen lassen. Dass Kinder und Jugendliche monatelang zuhause gewesen seien, ohne den gewohnten Kontakt in der Schule, sei ein Problem. „Das hat mit Sicherheit etwas mit den Kindern gemacht“, ist die pädagogische Leiterin überzeugt. Sie fürchtet, dass es in einer Zeit nach Corona für manche Kinder und Jugendliche einen Bedarf an psychologischer oder psychotherapeutischer Betreuung geben wird. Spurlos gehe all das an den jungen Menschen nicht vorüber.

Zur Aufgabe des Jugendamtes zählt auch die Betreuung der 16 städtischen Kindergärten (siehe Info). Bald kommt in der Gabelsbergerstraße einen neue Kita hinzu. Bürgermeister Gauf sagt, im September oder Oktober solle es soweit sein. Es sei momentan übrigens schwierig, Personal für die Kindergärten zu finden. Teilweise habe die Stadt gar Probleme, die Azubi-Stellen zu besetzen. Das sei für die Verwaltung eine überraschende Erkenntnis. „Unbesetzte Stellen haben wir derzeit zwar nicht. Das liegt aber daran, dass wir zehn Springer-Stellen geschaffen haben“, so Gauf. Das seien Erzieher, die je nach Bedarf in unterschiedlichen Kitas eingesetzt würden.

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