Zweibrücken gewinnt nach Bau von Logistikhalle bis zu 55 Arbeitsplätze, Hockenheim verliert 40 John Deere will auf Oltsch-Gelände expandieren

Zweibrücken · Der Bau eines großen Logistikzentrums soll etwa 40 bis 55 neue Arbeitsplätze in Zweibrücken schaffen – und sogar zu weniger Verkehr führen. Der Stadtrat hat einstimmig einen Bebauungsplan aufgestellt. Doch es drohen noch Stolpersteine.

 So sieht das Oltsch-Gelände (hier mit Blick auf die ersten Gebäude von John Deere, am Rande ein Mitarbeiterparklatz) derzeit aus.

So sieht das Oltsch-Gelände (hier mit Blick auf die ersten Gebäude von John Deere, am Rande ein Mitarbeiterparklatz) derzeit aus.

Foto: Lutz Fröhlich

Nach jahrzehntelangem Stillstand gibt es jetzt konkrete neue Pläne für das Oltsch-Gelände am Zweibrücker Stadtausgang Richtung Einöd: Die benachbarte Firma John Deere möchte dort ein großes Logistikzentrum errichten.

Dafür allerdings braucht es einen Bebauungsplan, der dieses Vorhaben des Landmaschinen-Herstellers rechtlich ermöglicht. Der Stadtrat hat dafür am Mittwochabend einstimmig die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Logistikhalle Homburger Straße“ beschlossen, das heißt das Verfahren eingeleitet. John-Deere-Sprecher Ralf Lenge sagte vorab dem Merkur, die Inbetriebnahme werde für ungefähr Ende 2022/Anfang 2023 angestrebt.

Allerdings gebe es in Bebauungsplanverfahren natürlich immer viele Unwägbarkeiten, hier auch wegen Bunkeranlagen auf dem Gelände. Auch intern seien noch einige Fragen zu klären.

Um die Ratssitzung zum Coronaschutz kurz zu halten, hatte die Stadt eine Präsentation des Zweibrücker Leiters der Werklogistik von John Deere Ratsmitgliedern und Presse vorab zukommen lassen. Patrick Haffner bezifferte die geplante Investitionssumme auf etwa 28,5 Millionen Euro. Die Halle werde rund 21 000 Quadratmeter Lagerfläche haben. John Deere werde dadurch wesentlich effizienter arbeiten können. Denn derzeit gebe es auf dem Zweibrücker Werksgelände verstreut mehrere kleiner Lager, außerdem ein großes Zentrallager in Hockenheim. Das alles solle künftig in der neuen großen Zweibrücker Halle konzentriert werden. Damit könne „der enorme tägliche Pendelverkehr zwischen Hockenheim und Zweibrücken künftig entfallen“.

Die kürzeren Wege seien aber nicht der einzige Vorteil des Neubaus, erläuterte Projektleiter Haffner: Der Wegfall der bisherigen kleineren Lager in Zweibrücken schaffe „Platz für weitere wertschöpfende Tätigkeiten“. „Gerade für die neue Generation Feldhäcksler bedeutet das weniger Outsourcing und eine bessere Auslastung des Standorts Zweibrücken. Durch den Raumgewinn werde John Deere in die Lage versetzt, in der Produktion „bis zu 15 zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.“

Betrieben werde die neue Logistikhalle wahrscheinlich von der Firma Neovia, mit etwa 125 Vollarbeitsplätzen. Davon kämen 40 aus Hockenheim, 85 vorhandene Arbeitsplätze würden in Zweibrücken sichert.

Laut der von Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) unterzeichneten Sitzungsvorlage soll die Halle circa 16 Meter hoch werden. Die Fläche sei 36 000 Quadratmeter groß. Johne Deere übernehme die Kosten für den Bebauungsplan und die ebenfalls erforderliche Teiländerung des Flächennutzungsplans.

Außerdem heißt es in Wosnitzas Vorlage: „Ziel ist es, aufgrund der ambitionierten Zeitschiene möglichst viele Belange im Vorhinein mit den Fachbehörden abzustimmen. Dazu zählen u. a. Umweltbelange, aber auch Belange des Verkehrs, möglicher Lärmemissionen, Bunkeranlagen etc. .“Aufgrund der Komplexität sei ein „reguläres Verfahren“ erforderlich statt eines beschleunigten.

Die wenigen Ratsmitglieder, die sich zu Wort meldeten, begrüßten alle die Pläne von John Deere sehr. Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann wunderte sich aber, 16 Meter Höhe sei riesig, in der Präsentation sehe die Halle kleiner aus. Haffner antwortete, es seien noch einige Details zu klären. Man rechne zwar mit einer äußeren Hallenhöhe von „um 15,50 Meter“, möglicherweise werde aber das Gelände noch etwas modelliert, so dass die Halle von der Straße her tiefer wirke, als sie ist. (Anmerkung der Redaktion: Schon heute liegt das Gelände deutlich tiefer als die Straße.)

Haffner betonte zudem, man sei „noch in einer sehr frühen Phase“, so spreche man auch mit der US-Zentrale noch über die Genehmigung des Projekts.

Thomas Körner (FWG) fragte, ob Lieferverkehr nur über die Homburger Straße (Ortsdurchfahrt Ernstweiler) oder auch die 2016 eröffnete Brücke Richtung Wilkstraße geführt werde. Mindestens die Hälfte des Verkehrs laufe über die Wilkstraße, antwortete Haffner. Für die andere Hälfte prüfe man noch zwei Varianten, müsse dabei aber auch die Arbeitssicherheit auf dem Werksgelände berücksichtigen. Und der Projektleiter betonte: „Durch den Wegfall des Shuttle-Verkehrs zwischen Zweibrücken und Hockenheim wird es insgesamt zu einer Reduzierung des Verkehrs und des CO2-Austoßes kommen.“

Bürgernah-Fraktionschef Dirk Schneider regte an, bei den schon vorhandenen) Mitarbeiter-Parkplätzen über ein Photovoltaik-Dach nachzudenken.

Oberbürgermeister Wosnitza spielte (wie Pohlmann) auch auf den massiven Arbeitsplatzabbau bei Kranbauer Tadano Demag an und lobte John Deere: „Das ist ein wichtiges Projekt für uns, gerade in dieser Zeit – es sichert Arbeitsplätze und den Standort.“ Wosnitza versprach: „Wir werden das Projekt so schnell wie möglich begleiten.“ Allerdings gebe es „noch eine ganze Menge Herausforderungen“, insbesondere das auf dem Gelände Teile des Westwallbunkers sind. Hierzu sei man bereits im Austausch mit Denkmalschutz-Behörden und -Stiftung.

Haffner lobte die Stadt: „Wir bekommen tolle Unterstützung von der Verwaltung.“

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