Konzert im Wintergarten der Festhalle Moderne trifft Klassik trifft Lateinamerika

Zweibrücken · Im Wintergarten der Festhalle war das Trio Jazz à la française mit Verstärkung aus Mörsbach zu Gast.

Das Trio „Jazz à la française“ spielte mit dem Mörsbacher Saxofonisten Thomas Girard im Wintergarten.

Das Trio „Jazz à la française“ spielte mit dem Mörsbacher Saxofonisten Thomas Girard im Wintergarten.

Foto: Sebastian Dingler

Jazz à la française nennt sich ein Trio, das mit seinem Namen möglicherweise falsche Erwartungen auslöst. Denn was die Formation, die am Sonntag im Wintergarten der Festhalle auftrat, im Programm hatte, war nicht nur Jazz aus Frankreich.

Wie Bandchef und Pianist Hemmi Donié in der Pause erklärte, bezieht sich der Name des Trios auf die gleichnamige Komposition des 2020 verstorbenen Franzosen Claude Bolling. Dieser hatte dabei klassische Themen in ein Jazzgewand gesteckt – so wie es Donié und seine Mitmusiker auch gerne (aber nicht ausschließlich) machen.

Dass dieser Stil eine gewisse französische Tradition besitzt, beweisen auch die Erfolge des Play Bach Trios von Jacques Loussier. Wechselweise verstärkt sich Doniés Trio um ein Streichquartett (wie beim letzten Auftritt in Zweibrücken) oder wie dieses Mal um den Saxofonisten/Flötisten Thomas Girard, der ja praktischerweise in Mörsbach wohnt. Kontrabassist Thomas Thiel und Schlagzeuger Rolf Seel sind Saarländer, während Donié in Birkenfeld wohnt. Der Bandleader kann auf eine große Karriere zurückblicken, die ihn als Begleitmusiker schon mit Stars wie Catarina Valente oder den Kessler-Zwillingen zusammenbrachte.

Das Konzert in Zweibrücken begann mit der Begrüßung von Walter Theisohn, dessen Mozartgesellschaft das Gastspiel ausrichtete. Er musste sich aber auch dafür entschuldigen, dass das System eine Karte für einen Platz doppelt ausgedruckt hatte. „Ein Herr möchte in Reihe eins auf Platz neun, aber die Dame, die dort sitzt, möchte ihn nicht auf den Schoß nehmen“, kommentierte Theisohn launig das Missgeschick, ehe ein zusätzlicher Stuhl das kleine Problem löste.

Mit über 100 Zuhörern war der Saal gut gefüllt – die Leute sollten ihr Kommen nicht bereuen. Mit dem namensgebenden Stück „Jazz à la française“ begann das Trio, ehe Thomas Girard dazustieß. Mit dem Saxofonisten spielte die Formation zunächst drei zweistimmige Inventionen von Johann Sebastian Bach, angereichert mit modernen Breaks und einem Jazz-Solo von Girard, das spontanen Applaus hervorrief. „Bach, das ist 300 Jahre Jazzgeschichte“, erklärte Schlagzeuger Seel, der die Ansprachen ans Publikum übernahm.

Dann aber gingen die Musiker nicht mehr so weit zurück in die Musikgeschichte mit den Stücken Sanfona und One Family der US-Fusionband Yellowjackets. Direkt nach den unsterblichen Bach-Melodien plätscherten die Themen aus den Achtzigerjahren eher so dahin. Da war man froh, als sich Donié und Co danach gleich wieder dem alten Meister und zwei seiner größten „Hits“ widmeten: Das berühmte „Air“ erklang ebenso wie die Badinerie auf der Querflöte. Das Tempo des zweiten Stücks forderte Girard alles an Virtuosität ab, was vom Publikum ausdrücklich honoriert wurde.

Nach der Pause kam auch mal ein Jazzstandard wie „Softly, As in a Morning Sunrise“ zu Gehör, ehe sich die Band wieder der Klassik widmete. Zu „Little Train“ von George Benson erzählte Seel die interessante Geschichte, dass es sich dabei um eine Adaption einer der „Bachianas Brasileiras“ von Heitor Villa-Lobos handelte. Der brasilianische Komponist wollte darin brasilianische Volksmusik im Stile von Bach präsentieren – viel Bach war allerdings nicht mehr übriggeblieben bei Benson. Allerdings nahm der kleine Zug ordentlich Fahrt auf, kam wieder zum Stehen und beschleunigte wieder innerhalb der lateinamerikanischen Rhythmik. Das erzeugte am Ende viel Jubel im Publikum.

Verträumter war da das Arrangement Doniés zur Saint-Saëns-Komposition „Le Signe“. Zum Schluss kehrten die Musiker wieder zurück zu Bach, zumindest teilweise: In „To Brenda with Love“ des kubanischen Saxofonisten Paquito D’Rivera tauchte nämlich irgendwann das Präludium in c-Moll in höllischem Tempo auf. Hier spendete das Publikum den kongenialen Solisten Girard und Donié großen Applaus, ehe es am Ende vehement auf eine Zugabe drängte.

 Die wurde mit dem Jazzstandard „Misty“ auch gewährt. Damit hatte sich das Quartett verausgabt, mehr als eine weitere Verbeugung war nicht mehr drin. Das Publikum war aber mit einem wirklich tollen Konzert mit vielen überraschenden Arrangements belohnt worden.

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