Ungewöhnliches Hobby Ein Leben mit schillernden Typen
Zweibrücken · Der Zweibrücker Jan Murawski hat sich der Zucht von Rosenkäfern verschrieben.
Wer von der älteren Generation im Heimatkundeunterricht der Grundschule in Rheinland-Pfalz gut aufgepasst hat, weiß, dass Zweibrücken „die Stadt der Rosen und Rosse“ ist. Aber auch eine weitere Tiergattung, nämlich die der Rosenkäfer, hält sich gerne in der Rosenstadt auf – bevorzugt, wie der Name schon erahnen lässt, an Rosenblüten, die er natürlich in großer Anzahl im Rosengarten findet. Dort kann besonders der in Mitteleuropa beheimatete Goldglänzende Rosenkäfer (Cetonia aurata) an warmen Mittagsstunden beim Genießen des Rosennektars beobachtet werden. Faszinierend findet die schillernden Insekten auch Jan Murawski aus Zweibrücken. Deshalb hat er die Zucht der Rosenkäfer zu seinem besonderen Hobby gemacht.
Faszination seit Kindertagen
Viele Kinder interessieren sich für Tiere, aber Insekten zählen eher selten zu den Favoriten. Anders war das bei dem kleinen Jan: Alles, was krabbelt, hat er unter die Lupe genommen und sich später durch Fachliteratur ein großes Wissen – Spezialgebiet Rosenkäfer – angeeignet. 2013 habe er dann im Zoofachgeschäft sein erstes Pärchen gekauft, erlebte die erste Eiablage, das Schlüpfen der Larven und die weitere Entwicklung bis zum neuen Käfer gespannt mit, erinnert sich der 30-Jährige.
So vergrößerte sich seine Zucht immer weiter, heute teilt er sich seine Wohnung nicht nur mit seiner Lebensgefährtin Janine Lemke und zwei Katzen, sondern auch noch 300 Larven und etwa 50 Rosenkäfern von 23 verschiedenen Arten. In mehreren Räumen der Wohnung stapeln sich ordentlich beschriftete Plastikboxen mit Larven, die sich auf ihre Verpuppung „vorbereiten“, dazu kommen Terrarien mit Rosenkäfern der unterschiedlichsten Färbung und Größe, Regale mit Fachbüchern, Anschauungsobjekten in Gießharz, sowie alles weitere , was man für die Tierhaltung benötigt.
Rosenkäfer ist nicht gleich Rosenkäfer
Wenn man aber um den Werdegang eines Rosenkäfers weiß, ist der relativ große Platzbedarf nachvollziehbar, wie Jan Murawski erklärt:: Zunächst muss ein passendes Pärchen zusammen kommen – verschiedene Gattungen können nicht untereinander gekreuzt werden. Das Männchen ist bei manchen Gattungen an Längsrillen auf der Bauchseite zu erkennen, andere männliche Tiere sind behornt (in asiatischen Ländern treten diese mit ihrem Kopfhorn bei Käferkämpfen gegeneinander an).
Die Eiablage erfolgt im Boden, auch hier gibt es Unterschiede, während manche Weibchen 50 Eier und mehr auf einmal legen, gibt es bei anderen im ganzen Leben nur 10 Stück. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Larven, die sich dann von Laubhumus ernähren und nach zweimaliger Häutung schließlich aus umliegendem Substrat und Körpersekret einen Kokon bauen; dabei hat eine Larve von 10 cm einen Kokon in der Größe einer Kartoffel, wie der Züchter an einem Beispiel zeigt.
Diese kommen dann in einen extra Behälter, der beschriftet wird, damit man einschätzen kann, wann der Käfer herauskommt. Das dauert zwischen vier Wochen und einem ganzen Jahr! „Da die Käfer nur eine Lebenserwartung von vier bis acht Monaten haben, verbringen sie also die meiste Zeit mit ihrer Entwicklung“ erläutert Murawski, der natürlich auch alle Namen der Gattungen kennt: Da gibt es beispielsweise den ganz kleinen Mauseoleopsdis Amabilis mit 1,5 cm, den Protaetia, der häufig in Asien vorkommt und besonders schöne Farben hat, den auch für Züchteranfänger geeigneten Mecynorkina oder den sehr häufig vorkommenden afrikanischen Rosenkäfer Mecynorrhina toirquato ugandensis.
Käfer brauchen es hell und warm
Anders als Reptilien brauchen die Rosenkäfer keine spezielle Lampen im Terrarium, nur hell und warm soll es sein. Gerne ernähren sie sich von speziellen Jellys und süßen Früchten. „So ein großes Tier kann in 3 bis 4 Tagen schon einmal eine halbe Banane aushöhlen“, weiß der Fachmann.
Sein Hauptanliegen in der Zucht ist möglichst alles richtig zu machen; das sei oft ein recht schmaler Grat. So kann beispielsweise eine falsche Lagerung des Kokons zu späteren Deformierungen des Insektes führen. „Ein schöner Erfolg ist es, wenn man alle Larven durchbringt“, so Murawski.
Kannibalische Larven
Nun stellt er sich einer neuen Herausforderung: Vor Kurzem hat er zwölf Larven des Goliathkäfers gekauft, er gilt als der größte aber auch komplizierteste Rosenkäfer in der Zucht. „Die Larven müssen einzeln gehalten werden, denn sie haben kannibalische Ambitionen“, erklärt der Züchter, „alle zwei Tage bekommen sie Katzenfutter (Tierische Eiweißproteine) und können bis zu 110 Gramm schwer werden“. Zum Verpuppen werde dann auch Lehm benötigt.
Mit Spannung erwarten dann Murawski und seine Lebensgefährtin, die sich mit dem Hobby ihres Partners arrangiert hat („anfangs war ausgemacht, dass die Tiere nur in einem Raum sind...“) und auch schon mal hilft, die Larven zu zählen, in 13 Monaten ihre ersten Goliathkäfer.
Interessierte oder Gleichgesinnte können über kontakt@rosen-kaefer.de Verbindung zu Jan Murawski aufnehmen.