Lokaler Jahresrückblick 2018 (Teil 2 von 4): Wirtschaft, Baupolitik und Baustellen Brauerei, Bahnhof und Krankenhaus verkauft

Zweibrücken(-Land) · Aktuelle und künftige Baustellen sorgten 2018 in Zweibrücken für Ärger, aber auch für viele gute Perspektiven. In Contwig wurde ein 17,5-Millionen-Schulneubau fertig.

 Außer etlichen Bäumen wird laut dem Vier-Säulen-Plan der Investoren künftig nichts mehr an die Zweibrücker Parkbrauerei erinnern.

Außer etlichen Bäumen wird laut dem Vier-Säulen-Plan der Investoren künftig nichts mehr an die Zweibrücker Parkbrauerei erinnern.

Foto: Projektvorstellung Manfred Schenk

Der Traum von einer Großfabrik-Ansiedlung hat sich zwar auch 2018 in Zweibrücken nicht erfüllt, und auch Hiobsbotschaften wie Schließungen oder Kahlschlag bei großen Betrieben blieben aus. Viele spannende und auch für die Stadtentwicklung zukunftsträchtige Nachrichten aus dem Zweibrücker Wirtschaftsleben gab es aber trotzdem.

Die wohl wichtigste Nachricht des Jahres war der Verkauf des ehemaligen Zweibrücker Parkbrauerei-Geländes. Seit drei Jahrzehnten wird dort kein Bier mehr gebraut, hatten Politiker gehofft, dass aus diesem innerstädtischen Filetstück wieder mehr gemacht wird. Im März hat der Pirmasenser Investor Manfred Schenk das fast 34 000 Quadratmeter große Gelände gekauft, um dort das „Quartier Alte Brauerei“ zu bauen. Dafür hat Schenk einen bekannten Projektpartner gewonnen, Hartmut Ostermanns Victor’s-Unternehmensgruppe. Diese plant dort ein Pilotprojekt mit vier Säulen: ein Hotel, Ein- und Mehrfamilienhäuser, ein Gesundheitszentrum mit stationärer Pflege und Wohnungen für Bedienstete. Die alten Brauerei-Gebäude sollen komplett abgerissen, ein Großteil der alten Bäume aber erhalten bleiben. Der Stadtrat reagierte begeistert und hat die nötigen Bebauungsplanverfahren bereits eröffnet.

Kontrovers ging es dagegen beim Verkauf des Bahnhofsgebäudes durch die Deutsche Bahn zu. Die informierte schon im März die Stadtverwaltung über die Verkaufs-Absicht. Die Stadt tat erst einmal lange nichts, Bürgermeister Christian Gauf (CDU) lehnte einen Kauf ab. Nachdem der Merkur Anfang August herausfand, dass der Verkauf an die (auf Wohnungen spezialisierte) Zweibrücker Immobilia GmbH kurz bevorsteht, machten Bahnfreunde mobil und sammelten Unterschriften, damit die Stadt (oder deren Tochter Gewobau) das Gebäude erwerbe und so die Wartehalle für Bahnfahrer erhalten bleiben könne. Die Gewobau winkte noch einmal ab: Man habe „keinen Bedarf“ an dem Gebäude. Doch die Bahnfreunde bearbeiteten an den OB-Wahlkampfständen Kandidat Gauf und andere Politiker – erfolgreich: Gauf fädelte in letzter Minute den Kauf durch die Gewobau ein, die stimmte sofort zu. Streit gab es nun nur noch zwischen SPD und CDU, wem die „Rettung“ des Bahnhofsgebäudes zu verdanken sei.

Zum Zug kam die Immobilia GmbH dagegen bei der dritten großen baupolitischen Nachricht des Jahres: Der LVIM, Eigentümer des 2016 von ihm geschlossenen Evangelischen Krankenhauses (dessen Inventar im Februar versteigert wurde), verkaufte der Immobilia im Dezember das 26 000-Quadratmeter-Gelände. Die Immobilia schweigt zwar öffentlich noch, was sie damit vorhat. Die Antwort dürfte aber klar sein: Abreißen, nachdem die Mietverträge mit den jetzigen Nutzern auslaufen. Denn im November hatte der LVIM „mittelfristig“ den Abriss angekündigt und als Begründung nicht nur die da noch erfolglose Käufersuche genannt, sondern auch auf „technische und baufachliche Prüfungen des Gebäudes verwiesen“. Da attraktive neue Bauplätze in Zweibrücken knapp sind – der Stadtrat hatte kurz zuvor Geld für die Ausweisung eines Neubaugebiets womöglich auch am Stadtrand in den Haushalt 2019/20 gestellt – ist zu erwarten, dass neue Wohnhäuser zumindest ein Schwerpunkt der Pläne für das Gelände sein dürften.

Die Freizeit-Säule auf dem Ex-US-Airportgelände wurde 2018 weiter gestärkt: Im Oktober öffnete das „Karthaus“, die einzige Elektro-Kartbahn zwischen Stuttgart und Osnabrück. Elektrisierend wirkten auf etliche Zweibrücker auch Aussagen von Tesla-Chef Elon Musk, eine große Elektro-Auto- und Batterie-Fabrik im deutsch-französischen Grenzgebiet bauen zu wollen, ob Zweibrücken dabei als potenzieller Standort im Rennen ist, verrät das die Kontakte mit Tesla pflegende rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium aber nicht.

Der Flughafen selbst wurde 2018 zum Sonderlandeplatz herabgestuft. Was zumindest aktuell aber keine schlechte Nachricht mehr war, wird damit doch lediglich die aktuelle Nutzung (ohne Linienflugverkehr) luftfahrtrechtlich festgeschrieben. Kleine Maschinen fliegen dort mittlerweile so viel mehr, dass der Triwo-Flugplatz Zweibrücken sogar erwartet, Saarbrücken bei den Flugbewegungen zu überholen. Noch mehr brummt die Kfz-Teststrecke, auf der Landebahn testen streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit renommierte Auto- und Zulieferer-Firmen ihre Produkte. Dieses Geschäft läuft so gut, dass die Triwo auch noch das Ex-Berufsbildungszentrum der Deutschen Vermögensberatung kaufte, um Konferenzräume vor allem für die Kfz-Testfirmen zu haben.

Auch etliche Baustellen in Zweibrücken und Zweibrücken-Land sorgten 2018 für Schlagzeilen. Kaum war der (heiß ersehnte) Lanzkreisel zwischen Lanzstraße Gottlieb-Daimler-Straße fertig, kam es in Letzterer erneut zu Verkehrsbeeinträchtigungen, diesmal wegen des (wenig geliebten) Überflieger-Baus vom Bubenhauser Kreisel zur Autobahn. Die Bauarbeiten sind so aufwendig, dass sie immer noch nicht fertig sind. Freie Fahrt ist dagegen nach viermonatiger Bauzeit wieder in der generalsanierte Ortsdurchfahrt Althornbach. In Contwig wurde der 17,5 Millionen Euro teure Neubau der IGS Contwig (Goetheschule) fertig, damit müssen nun keine Schüler mehr in Containern unterrichtet werden. In Käshofen wurde auf dem Mehrgenerationenplatz die mit 40 Metern längste Seilbahn der Region eröffnet, an dem Seil können nicht nur Kinder durch die Luft schweben.

Der Bahnübergang in der Mitte von Dellfeld wurde im Herbst erneuert, damit Lokführer nicht mehr aussteigen und per Hand die Schranke schließen müssen (ein ähnliches Problem in Contwig besteht noch).

Nur im Bummelzug-Tempo voran kamen 2018 die Pläne für die Bahn-Reaktivierung Zweibrücken–Homburg, noch nicht einmal der Reaktivierungsvertrag ist unterschrieben. Ob es eine Bedeutung hatte, dass das saarländische Verkehrsministerium gegenüber dem Merkur das Gespräch auf das „kritische Auge“ der Landesrechnungshöfe lenkte, und nur sehr vage davon sprach, ein „Baubeginn 2023 scheint aus heutiger Sicht prinzipiell möglich“, wird man sehen.

Auch andere künftige Baustellen waren dieses Jahr in Zweibrücken mehrfach Thema. Globus und Möbel Martins Erweiterungspläne werden vom Stadtrat sehr positiv begleitet, auch wenn das Prozedere insbesondere Globus etwas zu lang dauert und Möbel Martin darüber irritiert ist, dass auch die Investoren-Pläne für ein Möbelhaus auf der Truppacher Höhe im Stadtrat auf einige Sympathie stoßen – wobei hier der Investor selbst nicht richtig vorangekommen ist.

An der Hochschule in Zweibrücken startete mit 63 Studenten (mehr als doppelt so viel wie erwartet) der neue Studiengang „Wirtschaft und Recht“. Am Veto des deutschen Wissenschaftsrats gescheitert ist dagegen der Traum von einem fünfgeschossigen Neubau für ein „Center for Applied Biosensing“.

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