Jahresrückblick 2018 (Teil 3 von 4): Unfälle, Tote, Prozesse und Feuer Tod eines 13-jährigen Motorrad-Sozius auf A 8 erschütterte ganz Deutschland

Zweibrücken/Region · Gleich sechs Verkehrstote hatte das Zweibrücker Land dieses Jahr zu beklagen. Bei der VR-Bank flog eine 1,1 Millionen-Euro-Veruntreuung auf. Für Aufregung sorgte das Krähensterben in der Schwarzbach-Allee.

 Trotz bundesweiter Fahndung auch über „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ ist der unfallflüchtige Autofahrer, der am 1. Juli auf der A 8 bei Ernstweiler auf ein Motorrad auffuhr, immer noch nicht ermittelt. Der Biker wurde lebensgefährlich verletzt, sein Sozius, der 13-jährige Stiefsohn, starb.

Trotz bundesweiter Fahndung auch über „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ ist der unfallflüchtige Autofahrer, der am 1. Juli auf der A 8 bei Ernstweiler auf ein Motorrad auffuhr, immer noch nicht ermittelt. Der Biker wurde lebensgefährlich verletzt, sein Sozius, der 13-jährige Stiefsohn, starb.

Foto: picture alliance/dpa/Polizei Zweibrücken/dpa

Im nichtpolitischen Bereich war 2018 im Zweibrücker Land ein ziemliches Katastrophenjahr. Vor allem was tödliche Unglücke betraf. Los ging das schon am 12. Januar, als ein Unfall „ein ganzes Dorf unter Schockstarre“ setzte, wie ein Trainer der SG Rieschweiler sagte: Christoph Weis, beliebter und erfolgreicher Fußballer sowie SGR-Vorstand, starb nach einer Kollision seines Autos mit mindestens drei Wildschweinen und dann einem Baum auf der B 10 zwischen Godramstein und Birkweiler.

Nur vier Tage später wurden in Ixheim zwei die Bitscher Straße überquerende Senioren von einem abbiegenden Autofahrer übersehen und tödlich erfasst. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt, weil der Fahrer langsam war und die Passanten so plötzlich auf die Fahrbahn gegangen seien, dass er nicht reagieren konnte.

Am 29. Januar schon folgte der nächste tödliche Unfall, diesmal auf der A 8 zwischen Ernstweiler und Einöd: Ein Lkw-Fahrer kippte die Böschung hinunter, Ursache war wohl ein Herzinfarkt. Am 18. März starb ein 29-Jähriger zu Fuß auf der A 8 bei Contwig: Zunächst fuhr er mit seinem Auto gegen einen Brückenpfeiler, danach entfernte er sich laut Polizei unerlaubt vom Unfallort, lief über die andere Richtungsfahrbahn und wurde tödlich von einem Lieferwagen erfasst, dessen Fahrer mit einem Schock ins Krankenhaus musste.

Am 1. Juli dann ein Unfall, der bundesweit sehr viele Menschen erschütterte und trotz einer der größten Fahndungsmaßnahmen der Zweibrücker Polizeigeschichte immer noch nicht aufgeklärt ist: Nahe der Auffahrt Ernstweiler auf der A 8 in Richtung Saarland raste ein Auto auf eine Harley Davidson. Der 37-jährige Motorradfahrer wurde lebensgefährlich verletzt, sein hinter ihm sitzender 13-jähriger Sohn starb noch am Unfallort. Der einzige bekannte Augenzeuge sprach von einem hellen, vermutlich weißen Auto, wahrscheinlich eine Mercedes E-Klasse, das Nummernschild konnte er nicht ablesen. Die Polizei appellierte an das Gewissen des Autofahrers, sich zu melden, recherchierte in Werkstätten nach verdächtigen Reparaturen, ging bundesweit hunderten Hinweisen auf verdächtige Autos nach, die eingingen, nachdem die traurige Nachricht sich via Facebook wie ein Lauffeuer verbreitete und im August auch die von 4,4 Millionen Zuschauern verfolgte ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ ausführlich berichtete. Auch die Auslobung einer Belohnung von 10 000 Euro für Hinweise auf den Täter durch Angehörige des Jungen und einen Motorrad-Rockerclub führten bislang zu keinem Erfolg.

Am 21. Dezember starb ein Autofahrer, der aus noch ungeklärter Ursache in der Zweibrücker Oselbachstraße gegen einen Stromverteilerkasten und eine Hausecke fuhr, sein Auto wurde völlig deformiert. Aber das Jahr auf den Straßen endete sogar noch schlimmer: Am 27. Dezember fuhr ein großer Volvo auf der Landstraße zwischen Oberauerbach und Niederhausen aus unbekannter Ursache gegen einen Baum. Das SUV wurde in mehrere Stücke gerissen. Die Insassen, ein 49-Jähriger und seine 83-jährige Mutter, waren sofort tot.

Wegen Totschlags verurteilt hat das Landgericht Zweibrücken eine Frau, die am 29. Januar in Thaleischweiler ihren Lebensgefährten in dessen Wohnung in Thaleischweiler-Fröschen bei einem Streit unter Alkoholeinfluss ein 40 Zentimeter langes Messer in den Hals gerammt hatte (ihr Verteidiger hat am Bundesgerichtshof Revision eingelegt). Festgenommen worden waren zunächst die Lebensgefährtin und ihre Tochter, die zunächst aussagten, der Mann habe sich die tödlichen Stiche bei einem Unfall selbst zugefügt, und sich später gegenseitig der Tötung beschuldigten.

Wegen Mordes zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt wurde am 30. April vom Landgericht Saarbrücken ein 23-jähriger Bechhofer, der im Sommer 2016 nach einem Streit an der Kehrberghütte zwischen Bechhofen und Homburg-Sanddorf unter Alkohol- und Amphetamin-Einfluss einen Bekannten mit einem Seil erdrosselt und danach in einem Wald in Frankreich vergraben hatte, wo die Leiche ein Jahr später nach Zeugenhinweisen entdeckt wurde.

Aufsehenerregende Prozesse gab es 2018 auch in einigen nicht tödlichen Fällen. Im Juli verurteilte das Landgericht Zweibrücken einen Somalier zu zweieinhalb Jahren Jugendstrafe, der 2012 Piraten bei einer Öltanker-Entführung vor dem Oman Beihilfe geleistet hatte.

Einen sehr ungewöhnlichen Fall verhandelte das Amtsgericht Zweibrücken im Mai, denn die Hauptpersonen waren zwei Kinder: Der angeklagte 14-Jährige hatte einen Neunjährigen beim Zweibrücker Weihnachtsmarkt in den Schwitzkasten genommen und ihm fünf Euro geraubt. Zudem hatte er in einem Supermarkt eine Flasche Whiskey geklaut. Die Jugendstrafe-Entscheidung hat das Gericht zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

Einen reumütigen Ex-Dschihadisten aus Speyer verurteilte das Landgericht Zweibrücken im August zu 18 Monaten Haft ohne Bewährung wegen „Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Straftat“: Bei zwei Syrien-Reisen leistete er nicht nur humanitäre Hilfe, sondern wurde auch von einer als terrorverdächtig geltenden Organisation an Waffen ausgebildet, laut dem Angeklagten nur aus Selbstverteidigungs-Motiven.

Wegen eines „schwerwiegenden Untreuefalls“ erstattete die VR-Bank Südwestpfalz Mitte April Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Zweibrücken, weil zwei langjährige Mitarbeiter sich insgesamt mit 1,1 Millionen Euro aus der Barkasse bedient hatten, involviert sei auch ein Mitarbeiter einer Geldtransportfirma.

Rund 100 tote Saatkrähen entdeckten Tierschützer Anfang Mai in der Platanen-Allee am Zweibrücker Schwarzbach, 43 geschwächte Tiere sammelten sie zum Aufpäppeln ein. Spekulationen wurden laut und via Facebook überregional sehr emotional geführt, ob die streng unter Naturschutz stehenden Vögel vergiftet wurden – womöglich absichtlich, weil die über 700 Krähennester und der herabfallende Kot seit Jahren für viel Ärger in Zweibrücken sorgen. Gutachten erbrachten kein eindeutiges Ergebnis: Eine vom Verein Wildvogelrettung beauftragte toxikologisches Untersuchung zeigte Spuren eines Rattengift-Abkömmlings, die offizielle Analyse anderer Kadaver durch das Landesuntersuchungsamt ergab keine Vergiftungs-Spuren und stützte somit die Theorie von UBZ (Umwelt- und Entsorgungsbetrieb Zweibrücken), Polizei und Nabu, dass es sich um einen natürlichen Vorgang handelte: Immer wieder würden schwache junge Krähen aus Nestern gestoßen, dieses Jahr könnten es mehr als sonst gewesen sein wegen trockenheitsbedingter Nahrungssuche-Problemen.

Über 30 000 Euro Sachschaden richteten diebische Vandalen Ende Januar bei einem nächtlichen Einbruch in einem Bechhofer Einkaufsmarkt an, geklaut wurden Spirituosen, Tabakwaren und weitere Waren im Wert von rund 5000 Euro.

Auch die Feuerwehren hatten 2018 einige zu tun. Ein Heubrand im April in in Kleinbundenbach verlief zwar glimpflich, war aber aufwendig zu löschen: Ein Teil des Heus lag in einer eingestürzten Scheune, sodass die Feuerwehr einen Bagger anfordern musste. Riesige Rauchschwaden beunruhigten am 10. Mai die Bevölkerung. Ursache: ein Lkw-Brand auf der A 8 bei Walshausen. Die Autobahn musste zehn Stunden in beiden Richtungen gesperrt werden. Der Fahrer wurde leicht verletzt, die Polizei schätzte den Gesamtschaden an dem mit 23,5 Tonnen Kurbelwellen beladenen Lkw und der abgebrannten Böschung auf 250 000 Euro. Für dramatische Bilder sorgte auch ein Kleinlasterbrand zwischen Rosenkopf und Martinshöhe, der 500 Quadratmeter abgeerntetes Feld entzündete. Gestern brannte in Kleinbundenbach ein Haus ab (siehe Seite 9).

Das Thema Feuerwehr war 2018 allerdings nicht nur politisch brisant. In Zweibrücken schafft es die Feuerwehr nur in 42 Prozent der Fälle, wie vorgesehen in acht Minuten am Einsatzort zu sein. Darüber wurde schon im Vorjahr geklagt, jetzt ist die Freude bei den Wehrleuten groß: Der Stadtrat hat im Feuerwehrbedarfsplan 2018 beschlossen, das hauptamtliche Personal schrittweise von 5 auf 21 Personen zu vervierfachen.

Turbulenzen gab es im Februar dagegen bei der Verbandsgemeinde-Feuerwehr Zweibrücken-Land: Der langjährige ehrenamtliche Wehrleiter Markus Schmidt trat verärgert zurück, weil Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker im Streit um Preis und Marke des geplanten Feuerwehr-Dienstwagens seinen Ruf ruiniert habe, zudem kritisierte Schmidt Gundacker in der Debatte um das neue Drehleiter-Fahrzeug. Der Verbandsgemeinderat war in beiden Fällen auf Gundackers Linie, so wird das neue Drehleiterfahrzeug gekauft statt geleast. Nach einigen Debatten wurde dann Hornbach als Standort festgelegt.

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