Zweibrücker Kulturausschuss Musikschule und Stadtbücherei auf Erfolgskurs – mit Fußnoten

Zweibrücken · Die Zweibrücker Einrichtungen haben im Kulturausschuss ihre Jahresbilanzen vorgestellt. Die Bücherei sieht noch mehr Potenzial, aber auch eine Gefahr. Aus Kostengründen verschoben werden muss eine wichtige Ausstellung im Stadtmuseum.

 Harfe lernen kann man nicht an jeder Musikschule – an der städtischen Zweibrücker tun es laut dem jüngsten Jahresbericht sogar zehn Schüler/-innen. Manchmal gibt es auch Auftritte, wie hier vergangenen Mai bei einer Konzertlesung in der Kinder- und Jugendbücherei.

Harfe lernen kann man nicht an jeder Musikschule – an der städtischen Zweibrücker tun es laut dem jüngsten Jahresbericht sogar zehn Schüler/-innen. Manchmal gibt es auch Auftritte, wie hier vergangenen Mai bei einer Konzertlesung in der Kinder- und Jugendbücherei.

Foto: Cordula von Waldow

Der Lesehunger in Zweibrücken wächst wieder. 2022 sind die Ausleih-Zahlen in allen Mediengruppen der Stadtbücherei gestiegen, besonders stark bei Kinder- und Jugendbüchern, wo sogar das letzte Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich übertroffen wurde. Insgesamt stieg die Entleih-Zahl gegenüber 2021 (wo es wegen der Pandemie noch Schließtage gab) um 21 Prozent auf 113 659, bei Kinder- und Jugendliteratur um 43 Prozent auf 38 481. Das steht im Jahresbericht 2022, den Büchereileiterin Anne Detzler vergangene Woche im städtischen Kulturausschuss vorstellte.

„Stolz“ sei das Büchereiteam auch darauf, die zuvor seit Jahren sinkenden Sachbücher-Ausleihkurve „nach oben zu drücken“, sagte Detzler. Nichtsdestotrotz nähmen angesichts der Nachfrage-Zahlen der vergangenen Jahre Sachbücher zu viel Platz in der Stadtbücherei ein, hier nehme man Anpassungen vor. Vor allem zugunsten von Kinder- und Jugendbüchern, wo „der Bestand dem Bedarf weit hinterherhinkt“.

Bei Neuanschaffungen allerdings hat die Bücherei ein Problem: Die Inflation. Bei gleichem Etat konnten 2022 rund 200 Bücher und andere Medien weniger gekauft werden als im Jahr davor. „Die Teuerung, die 2022 einsetzt und besonders auch den Buchsektor betrifft, wird das Problem des Bestandserhalts noch weiter verschärfen“, warnt der Jahresbericht. „Obwohl sich die Stadtbücherei um die Verbesserung der Einnahmesituation z. B. durch den jährlichen Bücherflohmarkt bemüht, ist eine Anpassung des Medienetats dringend erforderlich, denn nur so kann die Stadtbücherei ihrem Versorgungsauftrag mit einem aktuellen und ausgewogenen Bestand gerecht werden.“

Ob sich dieser Wunsch angesichts des Zweibrücker Schuldenbergs erfüllen lässt, entscheidet sich bei den nächsten Haushaltsberatungen.

Schon konkreter ist die Hoffnung, ein jahrelanges Problem lösen zu können. Nach Überzeugung von Detzler könnte man die Nutzer- und vor allem Ausleihzahlen deutlich steigern, wenn die Bücherei-Standorte für Erwachsene (Herzogstraße 11) und Kinder/Jugendliche (Hofenfelsstraße 53) nicht mehr 500 Meter Fußweg voneinander entfernt wären. Detzler: „Jugendliche schaffen den Sprung vom einen zum anderen Standort nicht.“ Und Eltern, die ihre Kinder in die Kinder- und Jugendbücherei begleiten, hätten keine Chance, gleichzeitig auch für sich selbst nach Büchern zu stöbern. „Man kann sich nur vorstellen, was da los wäre, wenn wir an einem Standort zusammen wären!“ Diesem Ziel sei man „2022 ein Stück näher gekommen“, erinnert der Jahresbericht daran, dass dank des bundesweiten Förderprogramms „Zukunftsfähige Innenstadt“ nun konkret eine Zusammenlegung der beiden Bücherei-Standorte geprüft wird, und zwar im ehemaligen City-Outlet am ZOB (Busbahnhof Hauptstraße). Detzler: „Wir sind gespannt, was die Machbarkeitsstudie ergibt.“ Auch der Personaleinsatz wäre bei einer Standort-Fusion einfacher.

2022 hatte die Stadtbücherei insgesamt 1719 aktive Nutzer (18 Prozent mehr als im Vorjahr), darunter 896 bis Zwölfjährige (plus 26 Prozent), 517 13-59-Jährige (plus 5 %) und 306 über 60-Jährige (plus 20 %). Kulturdezernentin Christina Rauch (CDU) dankte dem Büchereiteam für das große Engagement, wozu auch viele „tolle Angebote“ wie Lesesommer, Vorlesesommer oder MINT-Aktionen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) gehörten. Für den 23. Mai ist ein „Nachhaltigkeitstag“ geplant.

„Es gibt Erfreuliches zu berichten“, konnte auch Leiter Walther Theisohn seine Präsentation des Jahresberichts 2022 der „Herzog-Christian-Musikschule der Stadt Zweibrücken“ einleiten. 437 Schüler wurden zum Stichtag 31. Dezember unterrichtet, ein Jahr zuvor waren es nur 346. Damit sei man wieder „auf dem Niveau von vor Corona“, sagte Theisohn. Die 5 haupt- und 13 nebenamtlichen Lehrkräfte hätten insgesamt gut 186 Wochenstunden geleitet, vom „Musikgarten“ für Kleinkinder über 22 verschiedene Instrumente bis zu mehreren Ensembles. Sehr gut angenommen würden auch die Kooperationen mit den Grundschulen und dem Helmholtz-Gymnasium.

Ausschussmitglied Dagmar Pohlmann (Grüne) sagte: „Ich habe mich gefreut, „dass es so unfassbar viele Instrumente gibt – wow! Sogar zehn Leute lernen ein so schwieriges Instrument wie Harfe.“ Theisohn antwortete mit einem Rheinland-Pfalz-Vergleich: „Wir sind eine kleine Musikschule – habe aber mindestens eines der größten Fächerangebote, alles außer klassisches Schlagzeug.“

Hedi Danner (SPD) fragte: „Wie viele Mädchen und Jungen werden unterrichtet?“ Theisohn: „Tendenziell mehr Mädchen. Die bleiben halt ruhig sitzen.“

Einstimmig beschlossen hat der Kulturausschuss eine „Aktualisierung des Ausstellungsprogramms 2023“. Aufgrund der Zweibrücker Haushaltslage sei es leider „nicht möglich“, wie geplant im Herbst eine Sonderausstellung zur Zweibrücker Industriegeschichte zu zeigen, sagte Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück. Man verschiebe diese Ausstellung deshalb auf 2024, denn: „Sie soll attraktiv werden, dann ist auch ein gewisses Budget möglich. Es ist auch gut, dass es etwas mehr Zeit zu Vorbereitung gibt. Die Industriegeschichte ist ja ein für Zweibrücken wichtiges Thema.“

Stattdessen gibt es nun eine kleine, aber feine Kunstausstellung „Johannes Strugalla“ vom 5. November bis 21. Januar. Glück: „Das ist ein sehr renommierter Künstler zu dem für Zweibrücken wichtigen Thema Buchdruck.“ Außerdem gibt es im Stadtmuseum dieses Jahr noch eine Mitgliederausstellung des Kunstvereins Zweibrücken (23. April bis 29. Mai) und eine Sonderausstellung „Die Zweibrücker Schlossgärten“ (15. Juli bis 3. Oktober).

Eine positive Bilanz zog Glück zur zuschussfinanzierten großen Jubiläumsausstellung „Dazwischen. 300 Jahre Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken“ (25.9.2022 bis 5.3.2023): „Das war wirklich ein großes Jubiläumsjahr. Die Ausstellung hat auch überregional für Interesse gesorgt. Vom Katalog haben wir schon 500 Exemplare verkauft.“

Die Top Ten der Instrumente: Beim Instrumentalunterricht der Zweibrücker Herzog-Christian-Musikschule am stärksten nachgefragt sind: 1. Gitarre (100 Teilnehmer), 2. Klavier (58), 3. Violine (38), 4. Cello (26), 5. Blockflöte und Drumset-Schlagzeug (jeweils 24), 7. Querflöte (21), 8. Klarinette (16), 9. Saxofon (15), 10. Harfe (10 Teilnehmer).

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