Interview Karim Amun „Ich bin als Skaterboy aufgewachsen“
Der Sänger tritt mit den Söhnen Mannheims am 18. März in Zweibrücken auf.
Das Siezen mag er ebenso wenig wie Fragen nach einem seiner Vorgänger – Sänger Karim Amun von den Söhnen Mannheims ist aber ansonsten ein gut gelaunter und angenehmer Interviewpartner. Am 18. März kommt Amun mit dem Programm „Söhne Mannheims Piano“ in die Festhalle.
Wie lange bist du jetzt bei den Söhnen dabei?
Karim Amun Ende 2019 kam ich dazu. Ich hatte 2020 das erfolgreichste Jahr meiner Karriere in Aussicht - und dann kam Corona. Erst war der Konzert-Kalender total voll, dann war plötzlich alles weg.
Vor Corona hattest du noch kein Konzert mit den Söhnen?
Amun Doch, schon im Sommer 2019 hatte ich das ein oder andere Konzert mit den Jungs und war als Gast eingeladen.
So weit ich gelesen habe, ist die Story deines Einstiegs ziemlich außergewöhnlich – erzähl mal!
Amun Ich habe Schreiner gelernt und Designmöbel verkauft, bis ich 25 war. Zu der Zeit begann ich aus Spaß Karaoke zu singen und wusste, dass ich meinen normalen Job nicht lebenslänglich machen will. Eines Tages hörte mich Jason Wright, ein britischer Musiker, der in Heidelberg die Band The Wright Thing gegründet hatte, in einem Club singen. Er hat mich gefragt, ob ich Zeit und Lust habe bei ihm einzusteigen. Seitdem bin ich Sänger.
Aber es heißt doch auch, dass Xavier Naidoo dich unter seine Fittiche genommen hat?
Amun Auch Xavier hat vor mehr als 25 Jahren als Gast bei Heidelberger The Wright Thing-Gigs gesungen – wo sich damals ja auch die Söhne Mannheims gefunden haben. Vor einigen Jahren engagierte Xavier dann The Wright Thing als Backing-Band für eine TV-Show – und danach fragte er mich, ob ich ihn als Sänger auf seiner Solo-Arena-Tour begleiten möchte.
Und wie bist du dann letztlich bei den Söhnen gelandet?
Amun Wie gesagt hat mich die Band zu verschiedenen Auftritten als Gast eingeladen und irgendwann wurde ich beim Mittagessen gefragt, ob ich gerne dabei wäre. Abends hat dann jemand gesagt: Wir müssen heute noch auf Instagram posten, dass du jetzt ein Sohn Mannheims bist. So habe ich erfahren, dass ich in der Band bin.
Man kommt bei dem Thema Söhne Mannheims ja nicht drum rum, über Xavier Naidoos Aussagen der letzten Jahre zu reden…
Amun Xavier hat sich bereits 2017 dazu entschieden, die Band zu verlassen und spricht seitdem in eigenem Namen. Als Band gehen wir seitdem unseren eigenen Weg und haben dazu auch ein Statement auf unserer Webseite veröffentlicht – mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen.
In Zweibrücken werdet Ihr Euer Live-Projekt „Söhne Mannheims Piano“ vorstellen – wie kamt ihr darauf?
Amun Das Projekt haben wir während der Coronazeit entwickelt, als es nicht möglich war, mit der kompletten zehnköpfigen Band Konzerte zu spielen. Im Capitol Mannheim haben wir dann ein Streaming-Konzert gespielt mit vier Stimmen - nur begleitet vom langjährigen Söhne Mannheims-Keyboarder Florian Sitzmann am Konzertflügel. Daraus ist die EP „Live im Capitol“ entstanden, die dann so gut bei den Fans ankam, dass wir das Projekt jetzt auch live auf die Bühne bringen, bevor im Sommer die Tour mit der kompletten Band beginnt.
Und mit Söhne Mannheims Piano könnt ihr auch in kleineren Hallen auftreten.
Amun Genauso ist es. Wir haben inzwischen wirklich schöne Piano-Konzerte gespielt und dabei auch ganz neue Fans angesprochen. Im Programm haben wir alle großen Söhne-Hits der letzten der letzten 25 Jahre – zusammen mit ganz neuen Songs von unserem neuen Söhne-Album „Kompass“, das im Sommer erscheint. Das Klangbild ist sehr intim, was ich als Sänger sehr schön finde – weil eben sehr viel Raum für unseren mehrstimmigen Gesang da ist.
Also einfach nur ein Flügel, vier Sänger und ein Rapper? Keine Gitarre?
Amun Im Zentrum steht ganz klar das Piano-Spiel von Florian Sitzmann, der auch alle Arrangements geschrieben hat. An den Mikrophonen sind die bekannten Söhne-Sänger Michael Klimas und Dominic Sanz, dazu der Sänger und Songschreiber Giuseppe „Gastone“ Porrello, der zusammen mit mir 2019 in die Band eingestiegen ist und bei einigen Songs auch Gitarre spielt. Für den typischen Söhne-Sound-Sound sorgt auch unser langjähriger Rapper Metaphysics. Das Ganze ist keine melancholische Kammermusik-Veranstaltung, sondern es kommt bei diesen Shows immer der Moment, wo es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen hält und gemeinsam geklatscht, getanzt und gefeiert wird. Es wird super viel Spaß geben und sehr familiär sein.
Du sollst auch Punkrock-Fan sein. Wie verträgt sich das mit der Musik, die du jetzt machst?
Amun Überhaupt nicht (lacht)! Aber es ist beides da, denn ich bin als Skaterboy aufgewachsen und da hat man entweder Hip Hop oder Punkrock gehört, ich zum Beispiel gern NOFX.
Schreibst du mit bei der Musik?
Amun Ja, das kam neu für mich dazu. Für die Songs unseres neuen siebten Studioalbums „Kompass“ machen wir regelmäßig Songwriting-Camps mit unserem Produzenten Michael Klimas. Da hängen wir zusammen ab, machen Musik, kochen und schreiben neue Lieder.
Was macht so ein Sohn Mannheims außerhalb der Band?
Amun Heidelberger sein erstmal! (lacht). Ich bin zwar oft in Mannheim, aber in Heidelberg geboren und verbringe fast alle meine Freizeit mit meinem Hund. Ich gehe ganz viel wandern und bin fast immer an der frischen Luft. Aber eigentlich gibt es das gar nicht so richtig, ein Leben außerhalb der Band. Ich wache jedenfalls jeden Morgen auf und bin froh ein Sohn Mannheims zu sein. Corona hat uns als Band extrem zusammengeschweißt, auch wenn jeder von uns noch andere musikalische Projekte hat. Aber genau das ist das Schöne: dass man bei den Söhnen diese Freiheit hat!