Blütenmeer statt mal geplanter Pirminius-Skulptur Turbokreisel zum Insektenparadies gemacht

Zweibrücken · Eigentlich sollte in der Mitte des wichtigsten Kreisels am Zweibrücker Ex-US-Airport-Gelände der Heilige Pirminius Besucher mit offenen Armen empfangen. Doch nun werden dort Bienen mit offenen Blüten empfangen.

 Der Turbokreisel zwischen Zweibrücken und dem Fashion Outlet ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine Nektarweide für Insekten. („Turbokreisel“ hat sich als Name eingebürgert, weil die Fahrspuren baulich so gestaltet und partiell getrennt sind, dass man schneller die gewünschte Kreisel-Ausfahrt erreicht, ohne von Verkehr aufgehalten zu werden, der anderswohin möchte.)

Der Turbokreisel zwischen Zweibrücken und dem Fashion Outlet ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine Nektarweide für Insekten. („Turbokreisel“ hat sich als Name eingebürgert, weil die Fahrspuren baulich so gestaltet und partiell getrennt sind, dass man schneller die gewünschte Kreisel-Ausfahrt erreicht, ohne von Verkehr aufgehalten zu werden, der anderswohin möchte.)

Foto: Lutz Fröhlich

Wenn der Merkur sich beim Zweibrücker Stadtsprecher Jens John meldet, dann meist mit kritischen Fragen. Umso mehr freute sich John, als dem Merkur-Reporter kürzlich der wunderschön bepflanzte Turbokreisel (von der Steinhauser Straße Richtung Fashion Outlet und Hornbach) auffiel. Und begeistert den Kreisel mit der Kamera umkreiste und inmitten summender Bienen bestieg.

Wer hat wie genau den Kreisel so naturnah gestaltet? Und warum wurde nicht, wie im Oktober 2018 in einer ZEF-Versammlung (interkommunaler Zweckverband Entwicklungsgebiet Flugplatz Zweibrücken) geplant, eine Skulptur auf den Kreisel gebaut, wie der Merkur damals die Worte von Landschaftsarchitekt Stefan Laport wiedergab: „So sollen die Autofahrer, die von der Autobahn auf den Turbokreisel zufahren, vom Heiligen Pirminius in Form einer großen Skulptur mit offenen Armen empfangen werden. Bisher seien alle Kreisel eher trist und das Wort ,welk(ome)‘ treffe eher zu als ein offenes ,Welcome‘.“?

 Bei den Pflanzen mit den großen kugelförmigen lila Blüten (auch auf den anderen Fotos) handelt es sich um Riesenlauch (Alium giganteum Globemaster).

Bei den Pflanzen mit den großen kugelförmigen lila Blüten (auch auf den anderen Fotos) handelt es sich um Riesenlauch (Alium giganteum Globemaster).

Foto: Lutz Fröhlich

„Jetzt fragen Sie mal mit Lob für die Stadt – und wir sind gar nicht zuständig“, erklärte John nun augenzwinkernd dem Merkur, warum er seine Frage an den UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) weitergeleitet hat.

„Tue Gutes und rede darüber“ – dieses Motto hat der UBZ in diesem Fall nur bezüglich des ersten Teils erfüllt. Denn wo Andere mit Pressekonferenzen auf ihr gelungenes Tun aufmerksam machen und es detailliert vorstellen, macht der UBZ dies erst auf Anfrage. Bereits im Herbst 2020 sei der Turbokreisel bepflanzt worden, beantwortet der UBZ die Frage nach dem Wann. Zuvor habe der UBZ im März 2019 für diesen Kreisel mit dem LBM (Landesbetrieb Mobilität) eine „Nutzungsvereinbarung“ abgeschlossen und betreu diesen Kreisel seither.

Die Pflanzen für den Turbokreisel habe der UBZ (der auch für die Zweibrücker Parkanlagen zuständig ist) selbst ausgewählt, ausgeführt habe die Arbeiten die Mittelbacher Landschafts- und Gartenbaufirma Werner.

 Der für die Gestaltung des Kreisel-Inneren verantwortliche UBZ erklärt: „Die Pflanzauswahlkriterien waren wegen der exponierten Lage Trockenheit-Resistenz, Blüte bzw. Blattschmuck ganzjährlich und insektenfreundlich.“

Der für die Gestaltung des Kreisel-Inneren verantwortliche UBZ erklärt: „Die Pflanzauswahlkriterien waren wegen der exponierten Lage Trockenheit-Resistenz, Blüte bzw. Blattschmuck ganzjährlich und insektenfreundlich.“

Foto: Lutz Fröhlich

Womit wurde der Kreisel bepflanzt? Der UBZ zählt in seiner E-Mail zehn Pflanzen mit ihren lateinischen Namen auf, der Merkur hat im Internet auf Fachseiten die deutschen Namen recherchiert. Am auffälligsten (siehe Fotos) sind an Monster-Schnittlauch-Blüten erinnernde Pflanzen mit langen Stängeln und lila Blüten. Hierbei handelt es sich in der Tat um Lauch, genauer gesagt um Riesenlauch, der ursprünglich in zentralasiatischen Bergsteppen beheimatet ist. Die weiteren Pflanzen sind: Junkerlilie, Bartblume, Fetthenne, Ährige Prachtscharte, Braunrote Ruten-Hirse, Orientalischer Mohn, Spätherbst-Salbei, Steppen-Salbei und Federborsten.

Wurden diese Pflanzen aus bestimmten Gründen gewählt, etwa Insektenfreundlichkeit? Ja, bestätigt der UBZ: „Die Pflanzauswahlkriterien waren wegen der exponierten Lage Trockenheit-Resistenz, Blüte bzw. Blattschmuck ganzjährlich und insektenfreundlich.“

Wer hat die Pflege übernommen? Der UBZ antwortet: „Derzeit Fremdvergabe – Unterhaltspflege mit sechs Pflegedurchgängen jährlich.“

 Damit nicht jeder den Kreiselhügel betreten und das Ökosystem stören muss, zeigen wir hier eine Reihe von Fotos mit dem Blick von oben – hier in Himmelsrichtung Zweibrücken auf die L 480 (Steinhauser Straße).

Damit nicht jeder den Kreiselhügel betreten und das Ökosystem stören muss, zeigen wir hier eine Reihe von Fotos mit dem Blick von oben – hier in Himmelsrichtung Zweibrücken auf die L 480 (Steinhauser Straße).

Foto: Lutz Fröhlich

Und warum ist der Turbokreisel als Blütenmeer statt mit einer Skulptur des Heiligen Pirminius gestaltet worden? Oder ist dies irgendwann noch geplant? Auf diese letzte Merkur-Frage zum Turbokreisel gerät der UBZ etwas ins Schleudern: „Für diesen Kreisel war das nie ein Thema. Vielleicht für die Kreisel, die vom ZEF betreut und gepflegt werden.“

Damit ist der Merkur-Anfrage-Kreis vollendet: Nachdem Stadt/ZEF zunächst auf den UBZ verwiesen hatten, ist jetzt wieder Stadtsprecher John (Zweibrücken führt derzeit turnusgemäß den ZEF) gefragt. War der UBZ vielleicht gar nicht über die ZEF-Pläne vom Oktober 2018 informiert? Schließlich hat der UBZ erst ein halbes Jahr später die Turbokreisel-Betreuung übernommen.

 Das Hügel-Beet vom von der L 700-Kreiselseite aus betrachtet.

Das Hügel-Beet vom von der L 700-Kreiselseite aus betrachtet.

Foto: Lutz Fröhlich

John bestätigt namens des ZEF: Der damalige Merkur-Artikel war korrekt, es war eine Pirminius-Skulptur geplant (Pirminius gründete das Kloster Hornbach und sorgte im achten Jahrhundert für einen Aufschwung der Region): „Es ist richtig, dass in der 115. Sitzung der Verbandsversammlung am 29.10.2018 im öffentlichen Teil, TOP 7, Entwürfe zur Gestaltung der Kreisverkehrsanlagen an der L 700 vorgestellt wurden. Hierbei wurde für alle vier Kreisel im Zweckverbandsgebiet (Turbokreisel, Truppacher Kreisel, Eishallenkreisel und Kreisel am Flughafen) ein Vorschlag unterbreitet, der zur Diskussion gestellt wurde. Für den Turbokreisel wurde – wie dargestellt – seitens des Planungsbüros eine Großskulptur des Heiligen Pirminius, der die Gäste symbolisch empfängt, vorgeschlagen.“

Danach, so John weiter, „hat sich der ZEF jedoch auf die Gestaltung des Truppacher Kreisel konzentriert, der im Folgenden mit Scherenschnittfiguren und Rosen gestaltet wurde“. Die Figuren auf diesem direkt dem Zweibrücken Fashion Outlet gegenüberliegenden Kreisel zeigen bekanntlich Menschen mit Einkaufstüten.

 Unsere Bilder zeigen die Blütenpracht Anfang Juni. Die Bepflanzung wurde vom UBZ aber so ausgewählt, dass zu verschiedenen Jahreszeiten etwas blüht.

Unsere Bilder zeigen die Blütenpracht Anfang Juni. Die Bepflanzung wurde vom UBZ aber so ausgewählt, dass zu verschiedenen Jahreszeiten etwas blüht.

Foto: Lutz Fröhlich

Seit der (oben bereits vom UBZ erwähnten) Nutzungsvereinbarung von 2019 werde der Turbokreisel vom UBZ betreut, erläutert John: „Die Gestaltung obliegt daher dem UBZ, nicht dem ZEF.“

Die Gestaltung der restlichen Kreisel an der L 700 (Eishallenkreisel, Kreisel vor Flugplatz-Terminal) sei hingegen weiterhin Aufgabe des ZEF. „Nachdem der Truppacher Kreisel fertig gestellt wurde, werden jetzt die übrigen Kreisverkehrsanlagen nacheinander gestaltet – beginnend mit dem Eishallenkreisel; hierzu wurden in der 127. Sitzung der Verbandsversammlung am 14.12.2021 erste Konzepte vorgestellt und diskutiert.“ Wie der Merkur aus dieser Sitzung berichtete, war von Pirminius keine Rede mehr. Der Trend in der Diskussion ging dahin, den Eishallenkreisel mit den klassischen Zweibrücker Symbolen Rosen und (Kunststoff-)Pferde zu schmücken. Optisch kam zwar auch der andere Vorschlag an: den Kreisel mit farbigen Metalltafeln zu gestalten, die sich beim Umfahren optisch verändern. Bei dieser Variante gab es aber Bedenken wegen Ablenkung und damit Gefährdung der Verkehrssicherheit. Die Entscheidung steht noch aus.

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