Nachmachen erwünscht In memoriam – Was Politiker unvergesslich macht

Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat so viel Pinke-pinke, wer hat so viel Geld? Mit diesem Lied, das ich zur Einweihung des Neubaus meines ehemaligen Kindergartens „St. Pirmin“ in Bubenhausen Mitte der siebziger Jahre auf der kleinen Bühne im Pfarrsaal im Duett mit einem Spiel-Kameraden sang, habe ich Heiner Geißler kennengelernt. Damals hatte der CDU-Politiker als rheinland-pfälzischer Minister für Soziales, Gesundheit und Sport einen dicken Förderscheck im Gepäck, den er nach unserer Gesangseinlage feierlich überreichte. Und er hätte an jenem Tag wohl kaum geahnt, dass er etwa 35 Jahre später als Schlichter für das umstrittene Milliarden-Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ eingesetzt wird, das jeden Finanzrahmen zu sprengen droht und im Vergleich zu dem auch der neuerliche Umbau des mittlerweile in die Jahre gekommenen Bubenhauser Kindergartens, der mittlerweile der Stadt gehört und „Kita Sonnenschein“ heißt, wie ein Kinkerlitzchen erscheinen mag.

Diese Gedanken gingen mir am Dienstag durch den Kopf, als ich die Nachricht vom Tod des CDU-Urgesteins erhielt, das die Geschicke seiner Partei und der Republik mehr als ein halbes Jahrhundert mitbestimmte.

Und ich musste auch an ein politisches Urgestein aus Zweibrücken denken, den ebenfalls kürzlich verstorbenen ehemaligen FDP-Stadtratschef, Landtags- und Bundestagsabgeordneten Walter Hitschler. Leidenschaftlich und unverrückbar wie Geißler focht der Liberale in unzähligen Wortduellen für seine Überzeugung und engagierte sich in zahlreichen Vereinen und Organisationen für die Gesellschaft. Da war mit Eckhart Schiller ein langjähriger CDU-Chef im Zweibrücker Stadtrat, dem Recht und Gerechtigkeit oberste Tugenden waren. Eine SPD-Landtagsabgeordnete Ingrid Schneider, die sich neben ihren politischen Ämtern couragiert für die Belange der Arbeiterwohlfahrt und der Zweibrücker Justizvollzugsanstalt einsetzte. Ein Heinrich Gauf, der nach seiner Zeit als Chef der CDU-Stadtratsfraktion als Jahrzehnte langer Vorsitzender der „Vereinigten Turnerschaft Zweibrücken“ (VTZ) wie ein Löwe für den Erhalt der Festhalle kämpfte. Und nicht zuletzt der im Jahr 2009 durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommene Werner von Blon, der als SPD-Oberbürgermeister, als die Amerikaner ihre Militärbasen auf dem Kreuzberg und dem Flugplatz aufgaben, die Stadt in die schwierige Zeit der Konversion führte, aber trotzdem nie um einen Scherz verlegen war.

Sie alle haben ihrem Land, ihrer Region und Stadt etwas gegeben, das bleibt – und die Einladung an jeden Bürger, es ihnen gleich zu tun und sich ebenfalls für die Gesellschaft zu engagieren, wie es sich Walter Hitschler bei seiner Verabschiedung im Stadtrat im Jahr 2014 so sehr wünschte.

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