"In der Waschmittelwerbung wird auch nicht jede Wirkung belegt"

Zweibrücken. Der für die Volkshochschule zuständige Zweibrücker Beigeordnete Rolf Franzen verteidigt die Entscheidung der VHS, ab Februar "Runenyoga" zu lehren. Kursleiterin ist die selbsterklärte Hexe "Druida"

Zweibrücken. Der für die Volkshochschule zuständige Zweibrücker Beigeordnete Rolf Franzen verteidigt die Entscheidung der VHS, ab Februar "Runenyoga" zu lehren. Kursleiterin ist die selbsterklärte Hexe "Druida". Er persönlich glaube zwar nicht, dass "Runenenergie" wie in der VHS-Kursbeschreibung versprochen positive Auswirkungen auf die Gesundheit habe, betont Franzen. "Aber es ist wie bei der Astrologie - es gibt Leute, die schwören darauf. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden!" Franzen (Foto: pm) sagt: "Ich gestehe ein, dass ich bis zu dem Artikel am Donnerstag im Merkur mit Runenyoga noch nichts anfangen konnte." Runenyoga gehöre für ihn "sicher nicht zum VHS-Kernbereich, dem Bildungsauftrag, sondern zur Gesundheitspflege oder wie immer man das nennen will". Entscheidend für solche und ähnliche "esoterischen Angebote" oder Wein-Seminare sei: "Diese Kurse müssen sich finanziell selbst tragen." Dann könne die VHS "eine breitgefächerte Bandbreite anbieten, wenn den Menschen das gefällt". Warum verspricht die Volkshochschule in ihrer Kursbeschreibung, Runenyoga fördere die Gesundheit - ohne zu erwähnen, dass dies schulmedizinisch nicht belegt ist? Rolf Franzen antwortet: "Das ist ein Werbetext, ähnlich wie bei der Waschmittelwerbung im Fernsehen, wo ja auch nicht jede Wirkung belegt wird." "Ganz klar" ist für Franzen: "Man darf Runen nicht in die Nähe der NS-Zeit rücken. Runen gab's schon bei den Germanen, das ist in der NS-Zeit missbraucht worden." Aus Kursleiterin Druidas Internetseite ist zweifelsfrei ersichtlich, dass sie nichts mit Nazi-Ideologie zu tun hat (wir berichteten). Franzen räumt auf Nachfrage aber ein, es sei vor dem Hintergrund des auch ihm bekannten andauernden Runen-Missbrauchs durch Neonazis naiv, dass Druida in einer Überschrift schreibt: "Runen raunen rechten Rat". Die städtische Frauenbeauftragte Monika Kuppitz organisiert schon länger Veranstaltungen mit Druida, zum Beispiel mit dem Motto "Frau sein, Hexe sein". "Frau Kuppitz macht aber noch andere Sachen als mit Hexen", betont Oberbürgermeister Helmut Reichling. Und es sei leichter, mit einem esoterisch klingenden Thema Leute zu Veranstaltungen zu bringen, als wenn der Titel "Gleichberechtigung im öffentlichen Leben" laute. Ausführlicher wolle er sich gegenwärtig nicht äußern. Ein Aufbaukurs zum Runenyoga mit Barbara "Druida" Stapper steht auch bereits im VHS-Programm: Runentanzen startet am 26. August. Dabei "werden Tänze mit und zu verschiedenen Runen choreographiert", heißt es in der Kursbeschreibung.

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