In Ausschreibung geht's nur um Frachtverkehr

Zweibrücken · Seit gestern können Gebote für den Flughafen Zweibrücken abgegeben werden. Aber allein die Attraktivität für den Frachtverkehr wird in der Ausschreibung angepriesen – die Frist läuft bis 22. September.

 Die Sonne scheint auf das Terminal des Zweibrücker Flughafens – noch. Denn dunkle Wolken sind im Anmarsch, die Ausschreibung läuft, Fristende ist der 22. September. Foto: pm

Die Sonne scheint auf das Terminal des Zweibrücker Flughafens – noch. Denn dunkle Wolken sind im Anmarsch, die Ausschreibung läuft, Fristende ist der 22. September. Foto: pm

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Bis zum 22. September können potenzielle Investoren ihr Interesse für einen Kauf des insolventen Zweibrücker Flughafens bekunden. Das geht aus der europaweiten Ausschreibung (siehe Ausriss rechts) hervor, die gestern in deutschen überregionalen Tageszeitungen, der "Financial Times" und EU-Blättern veröffentlicht wurde. Dort wird insbesondere die Attraktivität des Standortes für den Frachtverkehr betont: "Seit der offiziellen Eröffnung 1994 ist der Flughafen Zweibrücken ein attraktiver Frachtumschlagplatz und kann von allen gängigen Frachtflugzeugen rund um die Uhr angeflogen werden", heißt es in der Ausschreibung.

Zwar wird dort auch auf das Einzugsgebiet von 200 Kilometern mit 15 Millionen Menschen verwiesen, die Bedeutung des Zweibrücker Airports als Passagierflughafen wird allerdings gar nicht erwähnt. "Die ist ohnehin bekannt", sagt Flughafen-Geschäftsführer Werner Boßlet auf Merkur-Nachfrage. Gerade aufgrund der langen Landebahn und der Möglichkeit von Nachtflügen wollten die Verantwortlichen die Potenziale des Airports in Sachen Frachtflüge hervorheben. Natürlich seien aber auch weiterhin Passagierflüge denkbar, so Boßlet: "Wir werden bis zur letzten Sekunde schauen, was geht."

Investoren wird die Möglichkeit eingeräumt, "alle Vermögensgegenstände, zu definierende Einheiten oder einzelne Vermögensgegenstände zu erwerben". Das allein ausschlaggebende Kriterium für den Zuschlag sei die Abgabe des wirtschaftlich besten Angebots "unter Berücksichtigung der Transaktionssicherheit". Zudem solle "durch die Durchführung eines offenen, transparenten und bedingungsfreien Bieterverfahrens" vermieden werden, dass der Käufer für mögliche Rückzahlungsforderungen hafte.

Der Verkaufsprozess wird begleitet von der Münchner Beratungsgesellschaft perspektiv GmbH, die sich nach eigenen Angaben auf die "Realisierung von Zukunftslösungen für Krisenunternehmen" spezialisiert hat. Der zuständige "Director" des Unternehmens, Jonas Eckhardt, wollte sich auf Merkur-Nachfrage bislang nicht näher zu den Chancen der Investoren-Suche äußern. Er sagte lediglich, dass es sich beim Zweibrücker Flughafen "nicht um den einfachsten Fall" handele.

Auf ihrer Internet-Seite hat die perspektiv GmbH diverse Kennzahlen des Airports veröffentlicht, darunter auch die Jahresabschlüsse von 2012 und 2013. Daraus geht hervor, dass der Flughafen sein Defizit im vergangenen Jahr drastisch senken konnte. Statt gut 4,5 Millionen Euro im Jahr 2012 betrug der Verlust im Jahr 2013 nur noch gut 2,9 Millionen Euro. Flughafen-Geschäftsführer Boßlet führt das unter anderem darauf zurück, dass das Land die Sicherheitskosten erstmals vollständig übernommen hat. Aber auch die im vergangenen Jahr ausgeweiteten Parkgebühren und die erhöhten Entgelte für die Airlines hätten zur deutlichen Verringerung des Verlustes beigetragen.

Für die knapp 120 Beschäftigten am Flughafen wäre eine erfolgreiche Investoren-Suche natürlich besonders wichtig. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die EU-Kommission offenbar auch die Bildung einer Transfergesellschaft ablehnt. Darin könnten die Mitarbeiter nach Abwicklung des Flughafens vorerst weiterbeschäftigt werden. Aber: "Die EU-Kommission ist der Auffassung, dass auch das eine unzulässige Beihilfe wäre", sagte der Sprecher des rheinland-pfälzischen Infrastrukturministeriums, Christoph Gehring auf Merkur-Anfrage. Deshalb müssen wohl andere Lösungen gefunden werden. Eine davon ist die Beschäftigung von Flughafen-Mitarbeiter bei anderen landeseigenen Betrieben. So wurden beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) eigens 20 Stellen geschaffen (wir berichteten).

Die gelten zunächst nur für direkt beim Airport Beschäftigte, erläuterte Gehring. Erst wenn aus diesem Pool "wider Erwarten" nicht alle Stellen besetzt werden können, werde auch auf Mitarbeiter aus flugnahen Betrieben zurückgegriffen, die vom drohenden Aus des Airports ebenfalls betroffen sind.

Um Beschäftigte zu unterstützen, hat gestern zudem wie angekündigt ein Vermittlungsbüro der Agentur für Arbeit seine Tätigkeit aufgenommen.

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