Impfzentrum Zweibrücken „Ein kommunikatives Desaster“

Zweibrücken · Der Astrazeneca-Stopp für unter 60-Jährige wirbelt auch im Impfzentrum Zweibrücken die Planungen durcheinander. Eigentlich hätten diesen Freitag rund 180 Bürger damit geimpft werden sollen. Nun gilt es, alles neu zu organisieren.

 Ein Helfer hält eine Impfdose mit dem vieldiskutierten Impfstoff von Astrazeneca in die Kamera.

Ein Helfer hält eine Impfdose mit dem vieldiskutierten Impfstoff von Astrazeneca in die Kamera.

Foto: dpa/Robert Michael

Wie wirksam ist Astrazenca? Ist es für jüngere Menschen gefährlich? Ist es für ältere Menschen unbedenklich? Fragen, auf die Experten teilweise unterschiedliche Antworten geben. Und die für einige Verunsicherung bei den Bürgern sorgen. Eines zumindest ist klar: Astrazeneca löst ein Wechselbad der Gefühle aus.

Und das auch bei Matthias Freyler. Der Impfkoordinator der Stadt Zweibrücken stand am Dienstag im Impfzentrum im ehemaligen City-Outlet und schaute unschlüssig auf die Planungen für diese Woche. Was tun? Das Hin und Her in Sachen Astrazeneca wirbelt alles durcheinander.

„Eigentlich wollten wir diesen Freitag nach dem vorläufigen Stopp für Astrazeneca wieder mit den Impfungen damit beginnen“, sagte er im Gespräch mit dem Merkur.

Exakt 2104 Impfungen sind für diese Woche eingeplant – davon 150 bis 180 am Freitag mit Astrazeneca. Nach der Entscheidung der Ständigen Impfkommission (Stiko) und der Gesundheitsminister am Dienstagabend, dass das Vakzin nur noch an Frauen und Männer ab 60 Jahren verabreicht werden darf, wusste Freyler noch nicht so recht, was das nun genau für das Impfzentrum der Rosenstadt bedeutet.

„Ich muss erst einmal genau die Unterlagen prüfen, wieviele von den Terminen am Freitag mit Menschen ab 60 ausgemacht sind – und wieviele davon jünger sind“, sagte er.

Die jüngeren erhalten nun Biontech oder Moderna, aber die Impfstoffe liegen nicht einfach so herum, sie werden passend zu den Terminen bestellt. Jetzt müssen Freyler und seine Mitstreiter neu planen.

Der Impfkoordinator hat Verständnis für die Verunsicherung, die mittlerweile bei einigen Bürgern herrscht. „Es ist ein kommunikatives Desaster“, stöhnt er. Die Experten böten eine Kakophonie, ein Durcheinander an Meinungen zu Astrazeneca.

„Die Thrombose-Liga hat erklärt, grundsätzlich keine Bedenken gegen Astrazeneca zu haben; neue Studien zeigen gerade bei älteren Menschen eine deutlich bessere Wirkung hinsichtlich Astrazeneca“, nennt er zwei Aspekte.

Nun sind die Planungen des Impfzentrums der Rosenstadt Makulatur. Aber wie soll eine hinreichende große Zahl von Menschen geimpft werden können, wenn Astrazeneca jetzt nur noch an Ältere verabreicht werden darf? Und wenn nun auch diese – verunsichert durch die Debatte – auf Abstand gehen?

„Wir brauchen Astrazeneca für den Impferfolg“, sagt Freyler. Biontech, Moderna oder auch Johnson & Johnson (soll in den nächsten Wochen in Zweibrücken vorrätig sein) seien derzeit nicht in der Lage, den kompletten Bedarf an Impfstoff zu decken. Die rheinland-pfälzische Landesregierung erklärte am Dienstagnachmittag, auch unter 60-Jährige mit Astrazeneca weiter impfen zu wollen – aber zu dem Zeitpunkt stand noch die Entscheidung von Stiko und Gesundheitsministern aus.

Jetzt müssen alle umdenken. Und Matthias Freyler und seine Mitstreiter in den anderen Impfzentren in der Republik müssen umplanen.

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