Interview Michael Kiefer Imkerei in Zeiten des Corona-Virus

Zweibrücken · Michael Kiefer ist Vorsitzender des Imkervereins Zweibrücken. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie die Vereinsarbeit und das Imkern in Zeiten von Corona funktioniert.

 Michael Kiefer, Vorsitzender des Zweibrücker Imkervereins, beim Imkerfest oberhalb der Fasanerie. Ob und wenn ja, wie die Traditionsveranstaltung dieses Jahr stattfinden wird, steht noch nicht fest. 

Michael Kiefer, Vorsitzender des Zweibrücker Imkervereins, beim Imkerfest oberhalb der Fasanerie. Ob und wenn ja, wie die Traditionsveranstaltung dieses Jahr stattfinden wird, steht noch nicht fest. 

Foto: Margarete Lehmann/Picasa

Damit sich das Corona-Virus nicht so schnell ausbreitet, wurden Schulen und Geschäfte geschlossen, öffentliche Veranstaltungen untersagt. Lediglich systemrelevante Berufe und Organisationen dürfen tätig sein.
Doch wie sieht es mit den Imkern aus? Dürfen sie überhaupt noch zu ihren Bienen?

Herr Kiefer, Sie sind Vorsitzender des Zweibrücker Imkervereins? Wie geht es Ihnen und ihren Bienenfreunden zurzeit?
Michael Kiefer: Die gute Nachricht für uns Imker: Wir dürfen trotz Corona noch zu unseren Bienen, da die Imkerei als Teil der Landwirtschaft systemrelevant ist. Das war vielen anfänglich nicht klar und die Nachfrage bei mir dementsprechend groß. Was natürlich ruht, ist unser Vereinsleben. Alle Sitzungen und Veranstaltungen sind abgesagt. Normalerweise treffen wir uns einmal im Monat. Auch unser gemeinsames Imkerfest mit dem Nabu am 3. Wochenende im Juni müssen wir so wie es aussieht absagen. Doch auch wenn wir uns mit dem Nabu auf einen späteren Termin verständigen, ein Imkerfest wie in den vergangenen Jahren wird es nicht geben. Die Honigernte ist dann vorbei, und das Honigschleudern ist immer ein wesentlicher Bestandteil des Festes.

Im Übrigen verkaufen viele Imker ihren Honig auf Märkten und anderen Veranstaltungen. Diese Einnahmen fehlen jetzt.

Wie sieht es mit Standortwechseln aus? Viele Imker bringen ihr Bienenvolk ja ganz bewusst in die Nähe z.B. eines Rapsfeldes.
Michael Kiefer: Richtig. Für einen besseren Ertrag sind wir manchmal als Wanderimker unterwegs und fahren mit unseren Bienen dorthin, wo es gerade blüht. Die Landwirte freuen sich sogar darüber, wenn wir in ihrer Nähe ein Bienenvolk platzieren. Das steigert ihren Ertrag und der Imker darf später eine besondere Sorte ernten. Ich zum Beispiel reise mit meinen Bienen zur Kastanienblüte in die Vorderpfalz. Standortwechsel sind trotz Corona erlaubt, das habe ich beim zuständigen Veterinäramt abgeklärt.
Nicht klar war allerdings lange Zeit, wie es aussieht, wenn der Standort in einem anderen Bundesland liegt. Wir haben einige, die ins Saarland fahren. Doch auch in dieser Frage gibt es jetzt Klarheit. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat erklärt, dass „hinsichtlich des grenzüberschreitenden Verbringens von Tieren aktuell keine tierseuchenrechtlichen Beschränkungen auf Grund des Auftretens von SARSCoV-2 bestehen: Dies gilt auch für Honigbienen“. Aus Sicht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sei die Berufsgruppe der Imker einschließlich der Wanderimkerei unzweifelhaft der Kritischen Infrastruktur „Ernährung“ zuzuordnen. Das freut uns natürlich.

Haben Sie vorsorglich etwas hinsichtlich Ihrer Bienenstände verändert, falls es Einschränkungen bei der Bewegungsfreiheit während der Corona-Epidemie geben sollte?

Michael Kiefer: Nein. In Corona-Zeiten ist Imkern aus meiner Sicht eigentlich kein Problem – da ist man ja in der Regel allein unterwegs. Im Landkreis hatten wir außerdem schon Ausgangssperren. Ich habe allen Mitgliedern im Verein geraten, die Bienenstände beim Veterinäramt zu melden, sofern das noch nicht geschehen war. Eventuell kann die Meldebescheinigung bei einer drohenden Ausgangssperre ja noch hilfreich sein. Dann kann man nachweisen, dass man auf dem Weg zum Bienenstand ist, um die Tiere zu versorgen. Was sich natürlich ändern musste, ist der Umgang mit unseren Nachwuchsimkern. Jedes Jahr bieten wir Anfängerkurse an, und auch 2019 war unser Kurs wieder voll. Deren Bienen haben bei uns überwintert. Normalerweise veranstalten wir dann im Frühjahr einen gemeinsamen Termin mit allen, tauschen uns aus und geben Tipps an die Hand. Außerdem bringt jeder seinen eigenen Bienenkorb mit. Das geht dieses Jahr natürlich nicht. Stattdessen laden wir jeden einzeln ein und geben die Bienen auch in unseren Körben mit.

Gibt es Vorkehrungen für den Fall, dass einer Ihrer Imker in Quarantäne muss?
Michael Kiefer: Natürlich. Dann kümmern wir uns. Es kommt ohnehin immer mal vor, dass ein Imker erkrankt und wir untereinander aushelfen.

Die Fragen stellte Elisabeth Heil

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