Eigentlich regnet es immer, wenn die Wattweiler Obstbauer im frühen Frühjahr zum Baumschnitt antreten. Heuer aber nicht. "Ein kräftiger Wind weht hier oben oberhalb des Raulensteins immer", sagt Vorsitzender Hans Conrad. Deshalb ging es schnell an die Arbeit, um warm zu werden. Mit der Zeit häuften sich Berge von Schnittmaterial an, die zu einem riesigen Haufen geschichtet und verbrannt wurden. In der Glut brutzelte "Ingescherrtes": Wurst oder Fleisch, in Alufolie und Zeitungspapier gewickelt, in der Glut gegart, aber abgedeckt durch Asche, so dass das Papier nicht wegbrennt - als Pausenfüller nach getaner Arbeit. Ein Bier wird sich dann auch noch finden lassen.

Die Bäume stehen auf einer Ausgleichsfläche für Zugebautes, die Erziehung der Bäume läge also eigentlich in städtischer Hand. Die ist aber anderweitig beschäftigt, so dass der Obstbauverein gern einspringt. "Einen einzig richtigen Baumschnitt gibt es nicht", sagen die Fachleute. Hier ein paar Grundregeln, die fürs erste schon Mal weiterhelfen: Wichtig sei, sich den Baum belaubt vorzustellen, dann dürfe ein oberer Ast keinen unteren verschatten, weil das den Ertrag mindere. Seitenzweige, die nach oben wachsen, sollten auf einen waagerechten Zweig abgeleitet werden. Für das Höhenwachstum des Baumes müsse ein Leitast gefördert werden, konkurrierende Zweige müssten entfernt werden. Außerdem müsse der Baum insgesamt im Gleichgewicht gehalten werden, in jede Richtung sollten gleich starke Äste abgehen.

Genug der Theorie: Die Pause kam und mit ihr das "Ingescherrte". Ein Blick über den Baumbestand machte deutlich: Der Einsatz hat sich gelohnt. Könnten Bäume strahlen, würden diese es jetzt tun. Gisela Kruck aus Zweibrücken war gekommen, um Rat für ihre Obstbäume zu holen: "Ich sehe Sie immer so fleißig Bäume schneiden und dachte, hier bin ich an der richtigen Stelle." In zahlreichen OGV werden zurzeit Obstbaumschnittkurse durchgeführt. Gäste sind stets willkommen.