Mundstuhl in der Festhalle Im Galopp von der Satire zum Quatsch

Zweibrücken · Das hessische Comedy-Duo Mundstuhl war mit seinem Programm „Flamongos“ in der Festhalle zu Gast.

 Schrill: Mundstuhl in Flamingo-Kostümen.

Schrill: Mundstuhl in Flamingo-Kostümen.

Foto: Nadine Lang

Wenn zwei erwachsene Männer in hautengen rosafarbenen Flamingo-Kostümen eine Bühne betreten, dann wird man schon mal skeptisch. Im Fall von Lars Niedereichholz und Ande Werner reicht allerdings alleine dieser Anblick schon aus, sich vor Lachen zu kringeln. Als Comedy-Duo Mundstuhl waren die beiden am Samstagabend in Zweibrücken zu Gast und spielten in einer nahezu vollbesetzten Festhalle ihr nunmehr zehntes Bühnenprogramm mit dem zur eng anliegenden Kleidung passenden Titel „Flamongos“.

Wie zwei Paradiesvögel kamen die beiden auch sogleich rüber. Laut schnatternd mit mächtig viel Imponiergehabe brachten sie innerhalb weniger Minuten das Publikum zum Lachen. In schönstem hessischen „Dummgebabbel“  lieferten sich die beiden ein Wortgefecht nach dem anderen, das sich nicht nur in der Lautstärke sondern auch in einem Sprechtempo steigerte, dass es schon mal in den Ohren jucken konnte.

Wer da inhaltlich mitkam, durfte sich auch thematisch über einen Wechsel wie im Taubenschlag freuen, reichte es von reinstem Nonsens und den wildesten Mutmaßungen bis zu tiefgründigen Anspielungen und politischen Spitzen. „Früher war alles besser!“, ereiferte sich Ande Werner und brachte Lars Niedereichholz in Rage: „Auf den Satz hab ich gewartet! Früher war net alles besser!“ Auf die Begründung zu Hitlers Regime, etwas, das früher ja wohl keinesfalls besser war,  fiel Lars Niedereichholz hingegen das Partyleben ein, als eine gute Party noch mit einer Badewanne voll Bierdosen begangen wurde. „Und heute gibt es mit ein bisschen Glück eine Sixpack Schöfferhofer Grapefruit und Tofu“, stellte er mit Bedauern fest. Solche Vergleiche muss man sich erst mal trauen und mit so viel Ironie verpacken, wie es Mundstuhl nun mal seit über 20 Jahren gelingt.

Und auch ihre anderen Figuren durften an diesem Abend nicht fehlen. Etwa die kongenialen Illusionisten Sickroy und Fried, die das Publikum mit modernsten Zaubertricks begeistern oder Grillexperte Grillschorsch, Erfinder des Haarspraygrillens. Hübsch im Kleidchen jedoch mit  Bart im Gesicht anzusehen waren auch die beiden Damen Peggy und Sandy aus Zeulenroda nahe der sächsischen Grenze. Mit sächsischem Akzent oder zumindest dem, was dabei herauskommt, wenn zwei Hessen sich darin versuchen, lieferten sich die beiden ein sinn- und intelligenzfreies Gespräch über den jugendlichen Nachwuchs  auf dem vermeintlich „rechten“ Weg der beiden Mitzwanzigerinnen und das nicht vorhandenen Arbeitsleben. „Wir sind beide arbeitslos, das ist bei uns Familientradition“, erklärte Peggy stolz. Politisch inkorrekt und vielleicht genau deswegen auch zum Lachen, so zeigten sich Mundstuhl in der Rosenstadt.

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