IG Metall setzt Terex Ultimatum zum Verhandeln

Zweibrücken · Gewerkschaft droht bei Demo gestern mit Streik schon nächste Woche – „Wanderheuschrecken“ müssten abgezogen werden.

 Ralf Cavelius ärgerte sich, dass Terex Verhandlungen blockiere und so die IG Metall zur Demo mit Straßen-Blockade zwinge. Fotos: L. Fröhlich

Ralf Cavelius ärgerte sich, dass Terex Verhandlungen blockiere und so die IG Metall zur Demo mit Straßen-Blockade zwinge. Fotos: L. Fröhlich

"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!" Nicht nur mit diesen Worten löste IG-Metall-Saarpfalz-Geschäftsführer Ralf Cavelius gestern Nachmittag ohrenbetäubendes Klatschen, Trommeln und Pfeifen bei den insgesamt etwa 700 Demonstrierenden vor Terex in der Zweibrücker Dinglerstraße aus. Denn die meisten Kundgebungsteilnehmer waren besorgte und empörte Beschäftigte des Kranbau-Unternehmens, das von den 1700 Arbeitsplätzen in Zweibrücken und Bierbach etwa 500 abbauen will.

Zu der Kundgebung hatte die Gewerkschaft aufgerufen, um Druck zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zur Sicherung des Standorts und der Wettbewerbsfähigkeit zu machen. Cavelius setzte Terex und dem Arbeitgeberverband Pfalzmetall gestern ein Ultimatum: Nach mehrwöchiger "Blockade" müsse es jetzt endlich Verhandlungen geben, sonst werde es solche Aktionen häufiger geben - und zwar nicht mehr in der Freizeit wie gestern, sondern auch als Streik. Cavelius: "Ich will diese Woche noch einen Termin, sonst geht's am Montag ab!" Cavelius warf Terex vor, "fast jede Woche" neue Unruhe zu schaffen. So sei plötzlich auch von Stellenabbau in der Verwaltung die Rede (wir berichteten). Zudem gerate offensichtlich die Ausbildung in Gefahr: "Es wurden zwar Einstellungstests absolviert, aber kein einziger Vertrag unterschrieben. Das ist ein Skandal! Denn wer jungen Leuten keine Chance gibt, gibt auch dem Unternehmen keine Chance." Und jetzt seien Gerüchten zufolge auch noch acht bis zehn externe Berater im Unternehmen, "die keine Ahnung haben, wie ein Kran gebaut wird, aber den Auftrag haben, jeden Stein hier rumzudrehen und bei jedem Schräubchen zu prüfen, ob das irgendwo auf der Welt billiger geht - klar kriegen die alles irgendwo billiger, aber das ist eine Kampfansage an diesen Standort!" Und riskiere auch den guten Ruf der Hightech-Kranmarke Terex-Demag. Cavelius zählte eine ganze Latte renommierter Kunden auf und warnte diejenigen, die im Interesse hoher Rendite nur auf Kosten schauten: "Dann müssen sie diesen Kunden mitteilen: Hinter dem Etikett Demag ist nicht mehr Qualitätsarbeit von Terex-Demag drin, sondern zusammengeschaffte Fremdsachen. Ein Kran ist nicht wie Lego einfach mit passenden Noppen zusammenzusetzen - jedes Gerät ist ein auf die Kundenwünsche angepasstes Einzelstück." Und das gehe nicht ohne die qualifizierten Fachkräfte in Zweibrücken und Bierbach.

Bei den externen Beratern handele es sich um "Wanderheuschrecken", die heute hier und morgen dort seien und sich deshalb nicht für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens interessierten. Cavelius sagte deshalb in Richtung des (abwesenden) Zweibrücker Terex-Standortleiters: "Herr Dr. Beulker, ich fordere Sie ultimativ auf, die Tätigkeit dieser Gibson-Gang sofort einzustellen - sonst gehen wir in Ihre Firma und bringen die durcheinander, dann gibt es eine Tarifauseinandersetzung, die sich gewaschen hat!"

Seit der Aufforderung zu Tarifverhandlungen am 6. Februar sei außer einer völlig ergebnislosen einstündigen Sondierung nichts passiert. Für Cavelius passt es nicht in die Zeit, "dass ich im Jahr 2017 hier die Straße sperren muss, damit die für ein Gespräch an einen Tisch kommen". Karl-Heinz Kempf, IGM-Vertrauensmann bei Terex, betonte: "Wir wollen keine Blockade! Wir wollen die Blockade auflösen! Wir stehen hier, um den Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zu bringen."

Der Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass sagte in seiner Rede: "Ich bin froh, dass so viele hier sind - aber ich wäre froh, wenn es noch mehr wären." Denn nur wenige Verwaltungsmitarbeiter waren dem Demo-Aufruf gefolgt, obwohl die IGM die Kundgebung extra vor das Verwaltungsgebäude gelegt hatte. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft nicht 700, sondern 800 Teilnehmer erwartet.

"Wir haben nichts dagegen, wenn gespart wird", betonte Glass: "Aber in gesundem Maße! Wenn es beim Sparen nur um die Rendite in Amerika geht, müssen wir diese Pläne stoppen!" Die Betriebsversammlung nächsten Montag könne sehr lange dauern: Er erwarte viele Fragen und Diskussionen. Am Mittwoch werde John L. Garrison Jr. in Zweibrücken erwartet, Chief Executive Officer und Präsident der Terex Corporation. Cavelius rief dazu auf, "ihm einen ordentlichen Empfang zu bereiten - denn wenn wir ihn beeindrucken, haben wir eine Chance, zu vernünftigen Verhandlungen zu kommen".

Unter den Demonstranten waren neben Delegationen anderer Belegschaften auch zwei Politiker, Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (SPD) und Zweibrücken Bürgermeister Rolf Franzen (CDU). OB Kurt Pirmann (SPD) ließ sich entschuldigen.

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