IG Metall beklagt Rosinenpickerei

Zweibrücken. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles will die Rente mit 67 auf Eis legen, falls die Sozialdemokraten an die Macht kommen. Mit dieser Aussage liegt Nahles genau auf der Welle der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Bereits im vergangenen Februar hatten die Gewerkschaftler moniert, dass bei den großen Zweibrücker Firmen nur 2,8 Prozent der Beschäftigten älter als 61 Jahre waren

Zweibrücken. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles will die Rente mit 67 auf Eis legen, falls die Sozialdemokraten an die Macht kommen. Mit dieser Aussage liegt Nahles genau auf der Welle der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Bereits im vergangenen Februar hatten die Gewerkschaftler moniert, dass bei den großen Zweibrücker Firmen nur 2,8 Prozent der Beschäftigten älter als 61 Jahre waren. Zwischen Januar und November 2010 habe lediglich Terex einen Mitarbeiter über 50 Jahre eingestellt. Die Lage ist auch jetzt nicht besser. Werner Cappel, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz: "Von 1000 eingestellten Mitarbeitern in den letzten 18 Monaten waren nur vier älter als 50 bei Betrieben in der Region. Heruntergerechnet waren das in Zweibrücken einer, vielleicht zwei." Laut Cappel hätten ältere keine Chance, in den Betrieb zu kommen, Beschäftigte über 62 Jahren seien "die absolute Ausnahme". Auch wenn er den Betrieben in Zweibrücken nicht in Abrede stellen will, dass diese sich um altersgerechte Arbeitsplätze bemühten, sieht er noch großen Nachholbedarf. Cappel verweist auf eine Befragung des DGB, wonach eine Mehrheit bereit war, auf die Rentenbeitragssenkung zum 1. Januar um 0,5 Prozent zu verzichten, wenn stattdessen das Renteneintrittsalter nicht erhöht wird. Cappel: "Wenn Firmen ältere Arbeitgeber beschäftigen, löst das erhöhte Kosten aus, weil die Leute länger krank sind. Deshalb ist das Interesse da gering." Gleichzeitig plädiert Cappel dafür, mehr Jugendliche auszubilden, "dann könnte man die älteren Leute früher in Rente gehen lassen". Bei Zweibrücker Unternehmen seien etwa fünf Prozent der Angestellten Auszubildende, in Homburg nur etwa drei Prozent.Das Potenzial an Ausbildungswilligen sei groß. Bei einer Schnellumfrage unter den Firmen der Region habe die IG Metall Homburg-Saarpfalz herausgefunden, dass sich auf 155 Ausbildungsstellen etwa 1500 junge Menschen beworben hatten. "Wenn sich die Unternehmen über Facharbeitermangel beklagen, sollten sie bedenken, dass es ein Riesenpotenzial an geeignetem Nachwuchs gibt, der durchs Sieb fällt", so Cappel. Junge Menschen seien keineswegs "ausbildungsunfähiger geworden". Gewerkschaftssekretär Ralf Cavelius führt an, dass es eigentlich ein Ausbildungsangebot von zwölf Prozent geben müsse, damit die Auszubildenden ihrerseits auswählen könnten.

"Es sieht doch so aus: Erst werden Jugendliche in der Schule laufend geprüft, dann machen sie Aufnahmeverfahren durch, dann Bewerbungsgespräche, dann Probezeit um nach der Ausbildung einen befristeten Vertrag zu bekommen." Da stelle sich die Frage, wie lange sie sich eigentlich noch bewähren sollten. Cavelius: "Ein Häftling kann sich heute einfacher bewähren als ein Jugendlicher auf dem Ausbildungsmarkt." "Ein Häftling kann sich heute einfacher bewähren als ein Jugendlicher auf dem Ausbildungs-

markt."

Ralf Cavelius,

IG Metall

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