„Ich war zur Flucht gezwungen“

Zweibrücken · Javid Feizabadi widersetzte sich den religiösen Zwängen im Iran und wurde deshalb drangsaliert.

 Javid Feizabadi. Foto: Ruth Reimertshofer

Javid Feizabadi. Foto: Ruth Reimertshofer

Foto: Ruth Reimertshofer

Wie für viele junge Menschen ist auch für Javid Feizabadi elektronische Musik die große Leidenschaft. Diese möchte er komponieren und spielen, was in seinem Heimatland Iran verboten ist. Der heute 23-Jährige entstammt einer wohlhabenden Familie im Iran: "Mein Vater besitzt große Plantagen und verkauft das Obst als Großhändler auf dem Markt." Die Probleme des jungen Javid begannen zuerst in der Familie: "Ich wurde bedrängt, weil ich nicht oft und nicht gern in die Moschee zum Beten ging", sagt Javid leicht ironisch. Er wuchs in einem Stadtteil von Teheran heran, machte das Abitur und studierte zwei Jahre lang Elektronik an einem Teheraner College. Nebenbei arbeitete er halbtags im Geschäft seines älteren Bruders.

Nach dem zweijährigen Studium eröffnete Javid ein eigenes Geschäft für Überwachungskameras und Sicherheitssysteme. "Ich verdiente gut, hatte eine eigene Wohnung und ein eigenes Auto, doch der Druck auf mich wurde immer größer." Immer öfter bekam er es mit der berüchtigten "Basidsch", der Sittenpolizei, zu tun, die aus den Revolutionsgarden der iranischen Umwälzung durch Khomeini hervorgegangen sind. Heute ist die Aufgabe der Basidsch, für das Mullah-Unterdrückungsregime die Opposition und die Menschen auszuspionieren. "In diesem Amt sind die Religiösen und die Polizei verstrickt und sie überwachen alle." Javid hatte sich ein christliches Symbol auf den Unterarm tätowieren lassen, ein Kreuz und darunter steht "Jesus". Es war ein starkes Zeichen seines Protests und die Repression schlug brutal zurück: Die Sittenwächter verhörten ihn, sie drohten und versuchten ihn massiv einzuschüchtern und zuletzt wurde sein Geschäft verwüstet und er wurde mit dem Tod bedroht. "In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich mich in Sicherheit bringen musste; ich war zur Flucht gezwungen!"

Über die Türkei und die Balkanroute wurde Javid Feizabadi mit vielen anderen im November letzten Jahres, eskortiert von der jeweiligen Polizei dieser Länder, in Zügen und Bussen nach Deutschland gebracht. "Von München ging es im Bus nach Trier, wo ich registriert wurde und etwa zwei Monate später wurde ich Hornbach zugewiesen". In einer Vier-Zimmerwohnung lebt er mit weiteren fünf Personen und wartet nun seit einem Jahr auf seine Anhörung beim Bundesamt für Flüchtlinge, um endlich zu wissen, ob er seinen Traum, eine Ausbildung zum Sounddesigner, verwirklichen kann. Seine Leidenschaft für Musik ist geblieben, die Tätowierung auch und inzwischen ist er überzeugt, "dass es nur in historisch christlichen Ländern heute Freiheit gibt". Eine pensionierte Lehrerin hat sich seiner in Hornbach angenommen und ihn täglich eine Stunde in Deutsch unterrichtet, bis er endlich in Zweibrücken einen Kurs "Perspektiven für Flüchtlinge" besuchen konnte. Derzeit verbessert er sein Deutsch im Integrationskurs der VHS. Er spricht bereits gut, verfolgt deutsche TV-Kanäle und hofft auf eine gute Zukunft in seinem Beruf. "Hier ist Frieden, das ist gut für mich!"

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