„Ich sehe keine Zukunft“

Zweibrücken · Die Tage des Evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken sind gezählt: Diese Auffassung vertritt der Zweibrücker Experte Gustl Schwab. Der 72-Jährige geht nicht davon aus, dass es ernsthafte Investoren gibt – dieser Behauptung des Krankenhausbetreibers LVIM schenkt Schwab keinen Glauben.

 Steht am Abgrund: das Evangelische Krankenhaus in Zweibrücken. Foto: Martin Wittenmeier

Steht am Abgrund: das Evangelische Krankenhaus in Zweibrücken. Foto: Martin Wittenmeier

Foto: Martin Wittenmeier

Die rund 400 Mitarbeiter des Evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken kämpfen verzweifelt um die Existenz ihres Hauses. Doch ist dieser Kampf vergeblich - so zumindest lautet die Meinung von Gustl Schwab. Der gebürtige Zweibrücker (siehe "Zur Person") verfolgt als Branchenkenner die Entwicklung des Krankenhauses am Himmelsberg schon seit etlichen Jahren. Das Hauptproblem dieses Hauses sieht Schwab in der Leitung, erklärt er im Gespräch mit dem Merkur. "Es gab zu viele Fachfremde, die beim Evangelischen Krankenhaus mitreden durften", bilanziert Schwab. Und ergänzt, noch deutlicher: "Wenn Pfarrer Aufsicht über ein Krankenhaus haben, kann man sich vorstellen, was daraus wird. Man kann ein Krankenhaus wirtschaftlich führen - aber nicht, wenn ich Rücksicht nehmen muss auf die Vorgaben von Leuten, die keine Ahnung von der Thematik haben." Zwei Krankenhäuser in einer Stadt wie Zweibrücken : Kann das überhaupt funktionieren? Gab es also jemals eine Chance, dass das Nardini-Klinikum und das Evangelische Krankenhaus nebeneinanderher existieren können? "Es kann gut gehen. Allerdings müssen die Verantwortlichen der beiden Häuser überlegen, welche Abteilungen sie jeweils vorhalten wollen. Es darf dann keine parallelen Strukturen geben, die Kliniken müssen sich absprechen, das Angebot muss jeweils ein ergänzendes sein", so der 72-Jährige. "Da müssen Abteilungen zusammengelegt werden, der eine bietet jene Leistung an, der andere spezialisiert sich auf etwas anderes." In Frankfurt, wo Schwab viele Jahre lang in der Branche tätig war, sei mit Krankenhäusern gutes Geld zu verdienen gewesen. "Es gab dort Krankhäuser, die haben Riesenüberschüsse gemacht. Aber nur, weil sie sich halt spezialisiert haben", schildert Schwab seine Erfahrungen.

Wie sieht er die Chancen auf Investoren? Nach eigenen Angaben verhandelt der Betreiber des Krankenhauses, der LVIM (Landesverein für Innere Mission in der Pfalz) mit "mehreren Investoren" - das erklärte zumindest LVIM-Verwaltungsratschef Manfred Sutter am Freitag bei einer Pressekonferenz (wir berichteten). Gustl Schwab vermag dem keinen Glauben zu schenken. "Investoren sehe ich keine. Wer soll denn investieren wollen? Investoren müssten die Chance sehen, dort Geld zu verdienen. Die Bausubstanz im Evangelischen Krankhaus war sehr früh schon marode, der Investitionsstau beläuft sich mittlerweile auf 50 Millionen Euro. Man hat sich nicht um das Haus gekümmert, man hat es zu dem kommen lassen", weist Schwab die Aussage des LVIM, es gebe potenzielle Interessenten, zurück und rügt das "Missmanagement" des Krankenhauses scharf. "Ich sehe keine Zukunft für das Evangelische Krankenhaus", schlussfolgert Schwab. Der einzig logische Weg für ihn ist der, den der LVIM selbst bereits als "Plan B" am Freitag skizzierte: Die Innere Abteilung des Evangelischen Krankenhauses geht an das Nardini-Klinikum über. Der Konkurrent "pickt sich die Rosine raus" aus dem Evangelischen, nennt Schwab dieses höchst wahrscheinliche Szenario.

Von dieser "Rosine" abgesehen habe das Evangelische Krankenhaus keine Zukunft, lautet Schwabs Fazit. So bitter das auch sei - für die vielen Beschäftigten und die Rosenstadt.

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Zur PersonGustl Schwab, 72, ist gebürtiger Zweibrücker. Nach einem BWL-Studium arbeitete er von 1979 bis 2008 als Sprecher des Verbands der Schwesternschaft der DRK-Kliniken, der zu dieser Zeit 46 Krankenhäuser in Deutschland betrieb, und leitete zwei Kliniken in Frankfurt: die Klinik am Zoo und das Maingau-Krankenhaus mit insgesamt 500 Betten. Beide Krankenhäuser seien damals "abgewirtschaftet" gewesen, so Schwab, er habe die Häuser wieder zu einer starken Positionierung geführt. Schwab wohnt in Homburg und engagiert sich dort als Ortsvorsitzender der FDP.eck

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