70. Geburtstag „Ich muss nicht mehr die Nummer Eins sein“

Cindy Berger wird heute 70 Jahre alt. Im Interview spricht sie über ihren neuen Wohnort Berlin, Helene Fischer und alte Zeiten.

 Die Schlagersängerin Cindy Berger feiert heute ihren 70. Geburtstag. Inzwischen lebt sie in Berlin, doch gibt es immer noch Verbindungen zu ihrer alten Heimat Zweibrücken.

Die Schlagersängerin Cindy Berger feiert heute ihren 70. Geburtstag. Inzwischen lebt sie in Berlin, doch gibt es immer noch Verbindungen zu ihrer alten Heimat Zweibrücken.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Frau Berger, heute  werden Sie 70 Jahre alt. Wie und in welcher Runde werden Sie feiern?

Cindy Berger: Ich kann gar nicht so viel feiern. Am Freitag bin ich in Wittenberg, das ist gar nicht so weit weg von meinem Wohnort in Berlin. Ich bin gerade auf Tour, gebe an den Wochenenden Konzerte. Da werde ich mit meinen wunderbaren Kollegen feiern. Mit Familie und Freunden feiere ich dann nach. Mein Sohn Sascha wohnt seit sieben Jahren in Vietnam, der wollte mich überraschen. Das finde ich so süß. Aber ich bin ja auf Tour. Er wird also im Laufe des Jahres zu Besuch kommen und dann feiern wir zusammen mit meinem Enkel.

Seit gut einem Jahr wohnen Sie in Berlin. Gibt es etwas, was Sie an Zweibrücken vermissen?

Berger: Vermissen nicht direkt. Am Anfang war natürlich viel Euphorie dabei. Ich war ja früher zu den Hitparade-Zeiten schon oft in Berlin. Außerdem wohnen meine beste Freundin und meine Tochter Nina in Berlin. Ich habe in Berlin gar nichts mehr gekannt, war überwältigt. Hier passiert so viel und es gibt so ein großes Angebot. Ich habe so viele Freunde und Bekannte, die in Berlin verfestigt sind. Was ich vermisse, sind die Leute, die ich nicht mitnehmen konnte, darunter eine meiner besten Freundinnen, die in Zweibrücken wohnt. Aber alle waren schon einmal hier zu Besuch und ich hoffe, dass die auch 2018 alle kommen. Nach Zweibrücken komme ich alle paar Monate, weil ich hier zum Frisör Schlicher gehe. Da gibt es eben auch freundschaftliche Verbindungen. Da will ich mir in Berlin keinen neuen Frisör suchen (lacht).

Nach einer großen musikalischen Laufbahn haben Sie es geschafft, über TV-Formate wie „Das perfekte Promidinner“, „Let‘s Dance“ oder „Cover my Song“, wo Sie mit Ihrem Ex-Mann und Duettpartner Bert einen Rapsong interpretiert haben, präsent zu bleiben. Sie waren nie „weg“. Wie haben Sie das geschafft?

Berger: Da gibt es sicher kein Rezept. Aber ich glaube, viele aus den Hitparade-Zeiten sind noch unterwegs. Vielleicht fällt‘s Ihnen bei mir auch nur deshalb auf, weil ich in Zweibrücken gewohnt habe. Ich habe kein Management und plane das nicht. Vielleicht liegt es einfach daran, weil ich gerne auftrete und Spaß daran habe. Ich werde nicht mehr groß Alben aufnehmen. Ich lasse das auf mich zukommen. Bert und ich waren auch nie so furchtbar ehrgeizig. Wir hatten immer eine abwartende Haltung, haben uns am Spaß und der Freude des Publikums gefreut. Es kam halt immer was. Ich hab’ es natürlich immer genossen, dazu gehört zu haben. Die Auftritte werden weniger, aber das ist doch ganz natürlich. Es gibt immer Veränderungen, auch in der Musik. Es wäre ja schlimm, wenn immer dieselben oben stünden.

Ihre Kollegin Tina York ist gerade bei RTL im Dschungel. Haben die bei Ihnen schon angefragt?

Berger: Passen Sie mal auf, so kam‘s tatsächlich zu „Let‘s Dance“. Die haben jedes Jahr wegen dem Dschungel angefragt. Aber das kann ich nicht, da will ich nie hin. Da hab ich zu der Redakteurin von RTL gesagt: ,Aber Let‘s Dance würde mich mal reizen’. Die Woche drauf kam der Anruf. Das hat mich gereizt. Genau wie diese Rap-Geschichte. Wir waren immer auch experimentierfreudig, haben neues probiert.

Auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere waren Sie ja in den 70er Jahren, da war Schlager unglaublich erfolgreich, aber zugleich auch ein bisschen verpönt. Beneiden Sie die jungen Kollegen, die mittlerweile sogar Stadien und Arenen füllen?

Berger: Nein. Das ist doch ganz toll. Aber das sind auch Leute, die haben auch einfach ganz viel drauf, sind ehrgeizig, kämpfen für ihren Erfolg. Nehmen wir mal Helene Fischer: Die muss ja ihr ganzes Leben danach richten. Die muss immer liefern für ihre tolle Show. Uns war dagegen das Privatleben wichtig. Helene hat das bestimmt nicht mehr. Da war uns der Preis zu hoch, wir wollten nicht nur für den Erfolg leben. Da muss man wahnsinnig viel bringen für die Stadien. Ich bewundere das, das würde ich niemals bringen. Dazu fehlt mir eben der Ehrgeiz und die Disziplin. Ich muss nicht mehr Nummer Eins sein. Ich bin auch so sehr zufrieden mit meiner Karriere.

Hat Sie eigentlich nie ein Wechsel vom Schlager weg gereizt?

Berger: Wir hatten mit Kurt Fels einen berühmten Produzenten. Der hat uns zum Schlager gebracht. Davor hatten wir eine Band, mit der wir aktuelle Hits gespielt haben. Da war von Aretha Franklin bis Heintje alles dabei. Wir wollten eigentlich mehr in die Pop-Richtung. Unsere erste Single „Before Morning“ war vom Arrengement her auch so ein bisschen Sonny & Cher. Jedenfalls brachte Kurt Feltz „Immer wieder sonntags“. Wir waren beide nicht so begeistert. Wir hatten unsere erste Platte „Jeder braucht jeden“ aufgenommen. Die war toll arrangiert und hatte gute Songs, aber war nicht sonderlich erfolgreich, aber es war unsere Visitenkarte im Geschäft. Kurt sagte: „Nehmt den Titel mal auf. Wenn der nicht Euer größter Hit wird, dann nehmen wir nur noch Lieder auf, die Ihr wollt.“ Tja, und dann kam alles ganz anders, plötzlich konnte das jeder mitsingen und die Plattenfirma wollte auf dieser Linie weitermachen. Man gewöhnt sich auch an den Erfolg und es hat uns Spaß gemacht, also sind wir beim Schlager geblieben. Aber wir haben auf unseren Konzerten, und das mach ich heute noch so, auch immer Rocksongs gespielt und andere Songs gesungen. Die Mischung macht es.

Was machen Sie eigentlich „Immer wieder sonntags? Gibt es da Rituale bei Ihnen?

Berger: Ich mochte den Sonntag nie besonders. Der Samstag war mir da lieber. Ich komme aus Völklingen und samstags sind wir immer zur Oma nach Zweibrücken gefahren. Da waren dann auch meine Cousins und Cousinen, da war Leben. Sonntags ging es tagsüber noch, aber gegen Abend wird einem klar: Das Wochenende ist bald vorbei. Das ist auch heute noch so. Sonntag ist nicht mein Lieblingstag. Mir ist lieber, wenn was los ist, wenn Leben da ist.

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