Hygiene und Impfungen im Blick

Zweibrücken · Wenn im Flüchtlingsheim ein Norovirus ausbrechen würde, könnte es heftig werden, sorgt sich der Zweibrücker Arzt Lutz Feß, der die medizinische Versorgung in dem Heim koordiniert. Darum seien dort zahlreiche Desinfektionsspender montiert worden. Die hygienischen Verhältnisse seien in Ordnung.

 Blick auf das Bettenlager im früheren Flughafen-Terminal in Zweibrücken. Foto: Marco Wille

Blick auf das Bettenlager im früheren Flughafen-Terminal in Zweibrücken. Foto: Marco Wille

Foto: Marco Wille
 Bei gutem Wetter treiben viele Flüchtlinge gerne Ballsport in der Unterkunft auf dem Zweibrücken Flughafen. Foto: Marco Wille

Bei gutem Wetter treiben viele Flüchtlinge gerne Ballsport in der Unterkunft auf dem Zweibrücken Flughafen. Foto: Marco Wille

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 Nourhan wurde als erster Flüchtling des Erstaufnahmelagers registriert. Sie und ihre Eltern helfen seit dem ersten Tag bei der Gestaltung des Lagerlebens mit. Foto: Katja May

Nourhan wurde als erster Flüchtling des Erstaufnahmelagers registriert. Sie und ihre Eltern helfen seit dem ersten Tag bei der Gestaltung des Lagerlebens mit. Foto: Katja May

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Hygiene ist das A und O - auch im Flüchtlingsheim. Das betonen die Verantwortlichen der Einrichtung. Am Mittwoch hatten Vertreter aus Stadt und Land in der Unterkunft der Presse die Einrichtung gezeigt und Fragen beantwortet (wir berichteten).

Gefragt, wie die hygienischen Verhältnisse in der Flüchtlingseinrichtung auf dem Flughafen-Areal seien, erklärte Mario Sauder, Kreisgeschäftsführer des DRK: "Die sind soweit in Ordnung!" Ein Medienvertreter hakte nach, in Berichten über andere Heime sei die Rede gewesen von Kakerlaken und Ratten ; unter anderem hatten sich Helfer der Lebacher Flüchtlingseinrichtung über Ratten in dem Heim beschwert (wir berichteten).

Sauder entgegnete: "Derartige Probleme haben wir in Zweibrücken nicht. Bevor das Gebäude hier bezogen wurde, haben es Schädlingsbekämpfer in Augenschein genommen, um mögliche Schwachstellen festzustellen."

Der Zweibrücker Mediziner Lutz Feß, der die ärztliche Versorgung vor Ort koordiniert, machte darauf aufmerksam, wie wichtig es sei, auf die Hygiene zu achten. Der allgemeine gesundheitliche Zustand der Flüchtlinge sei zwar relativ akzeptabel, aber viele seien durch die Strapazen der Flucht geschwächt. "Wenn jetzt ein Norovirus ausbrechen würde, wäre das eine ernste Sache", sagte Feß. Sauder pflichtete bei: "Deswegen haben wir auch zahlreiche Desinfektionsspender im Gebäude angebracht. Die werden auch rege genutzt, wenn ich danach gehen darf, wie oft wir die nachfüllen müssen." Feß wies daraufhin, dass die medizinische Versorgung der Flüchtlinge eine Herkulesaufgabe sei, Schritt für Schritt wurden in den vergangenen Tagen alle eingehend untersucht, es habe zwei Tuberkulose-Verdachtsfälle gegeben, die sich aber nicht bestätigten, sowie zwei Fälle von Kopfläusen (wir berichteten gestern).

"Die Zweibrücker Kinderärzte haben sich aller Kinder angenommen; Impflücken, wo vorhanden, wurden mittlerweile geschlossen", sagte Feß.

Je nach Herkunftsland sei der Gesundheitszustand der Flüchtlinge sehr unterschiedlich; auffallend sei, dass vor allem "die Menschen aus Syrien top versorgt sind". Als die Presse im Erstaufnahmelager auf dem Flugplatz eintrifft, hat Safi Nlamatullah gerade seinen täglichen Dienst beendet. "Ich sammle jeden Tag immer so zwei bis drei Stunden mit einer Greifzange Müll", sagt der 25-jährige Afghane in gebrochenen Englisch. Etwa zehn Männer unterschiedlichen Alters scharen sich um ihn und unterstützen ihn fleißig bei seinem Interview. "Wir sind alle Freunde und helfen ihm bei der Arbeit", erklärt Sarwat Muhasal stolz. Für das Pressefoto schicken sie erst Safi vor, der unter ihnen eine Art Sprecher zu sein scheint und einer reicht ihm noch schnell einen Hut, damit er auf dem Foto auch hübsch aussieht. Doch Safi redet wild gestikulierend auf sie ein und plötzlich kommen sie alle für ein Foto zusammen.

"Die Menschen möchten mitarbeiten und sind stolz darauf, wenn sie für einen Dienst eingeteilt werden", weiß Mario Sauder, Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz (DRK). "Und natürlich ist es auch in unserem Interesse, sie miteinzubeziehen und dadurch eine Beziehung zu ihnen aufzubauen." Nach den ersten Tagen der Eingewöhnung und gegenseitigen Annäherung sind einige Flüchtlinge nun mit verschiedenen Aufgaben betraut worden. "Sie helfen vor allem bei der Reinigung und sammeln zum Beispiel Müll auf oder saugen den Schlafsaal", beschreibt Sauder die verschiedenen Tätigkeiten. Während sie ihren Dienst verrichten, tragen die Arbeiter eine grüne Warnweste und es ist für alle sichtbar, dass sie gerade ihre Arbeit verrichten. "Wir haben die Warnwesten an alle rausgegeben, die mithelfen und einige sind richtig stolz darauf", sagt Sauder zufrieden. Die Helfer fungierten gleichermaßen als Ansprechpartner für Personal und Flüchtlinge .

Nur rumsitzen und darauf warten, dass das Registrierungsverfahren abgeschlossen wird; das ist auch nichts für Nourhan und ihre Familie. Die 16-Jährige und ihre Mutter waren schon gleich bei der Ankunft bereit zu helfen. "Sie kamen am zweiten Tag und haben mich um Putzsachen gebeten, weil sie die Toiletten so dreckig fanden", erinnert sich DRK-Mitarbeiterin Angham Ghadeer. "Sie haben alles blitzblank geschrubbt und legen immer noch gerne Hand an." In letzter Zeit hilft Nourhan vor allem bei der Betreuung der jüngeren Kinder oder fungiert als Übersetzerin zwischen Flüchtlingen und Personal. Neben fließendem Arabisch spricht die Syrerin auch sehr gut Englisch. Ansonsten verbringt sie den Tag damit, mithilfe des Internets Deutsch zu lernen. "Ich benutze Google Translate, um verschiedene Wörter und Sätze zu lernen", erzählt sie. Auch in der Stadt ist Nourhan, die übrigens der erste registrierte Flüchtling des Zweibrücker Aufnahmelagers ist, schon gewesen und es habe ihr gut gefallen. Als eine Journalistin fragt, ob sie gerne hier bleiben möchte, schaut sie verdutzt drein und sagt: "Ich möchte vor allem wieder zurück in meine Heimat und hoffe, dass der Krieg bald vorbei ist."

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