Hochverehrte königliche Hoheit!

Schon einmal habe ich Ihnen aus meinem Archiv geschrieben und es dabei an der gebührenden Achtung wohl fehlen lassen. Wir Zweibrücker sprechen und schreiben eben am liebsten Ihren hochwohlgeborenen Vornamen Stanislaus, da der werte Familienname Leszczynski für die Pfälzer Muttersprache und Zunge etwas kompliziert ist

Schon einmal habe ich Ihnen aus meinem Archiv geschrieben und es dabei an der gebührenden Achtung wohl fehlen lassen. Wir Zweibrücker sprechen und schreiben eben am liebsten Ihren hochwohlgeborenen Vornamen Stanislaus, da der werte Familienname Leszczynski für die Pfälzer Muttersprache und Zunge etwas kompliziert ist. Auf diesen Vornamen bin ich beim Stöbern gerade neulich gestoßen: Es war nur eine kleine Zeitungsnotiz über die Geburt eines Lamajungen im Zirkus Kronia, der im Herbst 1998 an der Rennwiese in Zweibrücken Station gemacht hatte. Das exotische Tierchen wurde tatsächlich Stanislaus getauft und hatte die gleichnamige historische Tanztruppe aus unserer Stadt als Paten.Ansonsten trifft man den königlichen Namen in Zweibrücken selten an, obwohl uns doch Ihr historisches Erbe angeblich so viel bedeutet: Keine Straße, kein Platz, kein Haus und kein Park erinnert an Sie. Erst wenn man mit Ausdauer sucht, findet man Ihre Spur in einem Saal im Romantik-Hotel Fasanerie, der nach Ihnen genannt ist: Dort hat Sie der Maler Croissant in seinen Wandgemälden verewigt. Und vor einem Jahr, im März 2006, gab es Ihnen zu Ehren im Stadtmuseum eine viel beachtete Ausstellung: "Ein König im Exil".Nun hat man Ihnen dort draußen in Ihrem früheren Refugium Tschifflik endlich ein Denkmal gesetzt. Sie werden sich in der modernen Skulptur aus Stahl nicht ohne weiteres erkennen. In Ihrer Zeit haben sich Künstler wie Bernini Mühe gegeben, Skulpturen wie Spiegelbilder zu erschaffen. Heute spricht man von Konzeptionskunst: Sie, verehrter König, versinnbildlicht durch ein Gewand: den Königsmantel, den Umhang des ewigen Wanderers, das letzte Kleid, in dem sie auf so tragische Weise den Tod gefunden haben. Hauptsache jedoch: Wir Zweibrücker haben Sie nicht vergessen. Der Archivar

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