Hochstimmung im Terminal

Zweibrücken · Mit Spendengeldern aus ihrem bislang letzten Konzert hat der Chor Cantamus in der Flüchtlingsunterkunft am Zweibrücker Flughafen die Clownsgruppe, „Clowns ohne Grenzen“ auftreten lassen.

 Szene vom Clownsnachmittag bei Flüchtlingen auf dem Flugplatz.Foto: Margarete Lehmann

Szene vom Clownsnachmittag bei Flüchtlingen auf dem Flugplatz.Foto: Margarete Lehmann

Foto: Margarete Lehmann

Es ist Sonntagnachmittag, es regnet, kein Hoch am Himmel, aber Stimmungshoch drinnen im ehemaligen Terminal. Eine Clownsgruppe, "Clowns ohne Grenzen", zeigt ihre Clownskünste, kleine, spaßige Dinge und schmissige Saxophonklänge live dabei. Die Gruppe kommt glänzend an, Klatschen und Johlen und Smartphone-Gewitter aus allen Richtungen.

Jugendliche und jüngere Männer in großer Überzahl unter den Flüchtlingen, alle gesittet, höflich, lachend, den Kummer für Stunden vergessend.

Sprachbarrieren

Ein Syrer streichelt seinen kleinen Sohn, der auf dem Tisch vor ihm liegt und müde ist. Ich setze mich dazu, er versteht mich nicht, ich ihn auch nicht, kein deutsch, englisch oder französisch, er zückt sein Handy, zeigt ein Bild, seine Stadt in Syrien in Trümmern, 40 Tage war er unterwegs, vier Mal zwei Hände voll.

"Germany ist good", verstehe ich. Schulterklopfen und freundliches Lachen. Inzwischen rücken die Zuschauer näher nach vorn, stehen auf den Tischen. Ringsum an den Wänden steht auf englisch, arabisch und deutsch, wie Deutschland funktioniert, dass man auf Autobahnen und Straßen nicht spazieren geht, wie man die Toiletten benutzt und Nützliches mehr.

Klaus Jürgen Fuhrmann vom Chor Cantamus ist mit Recht ein wenig stolz: "Mit den Spendengeldern aus dem letzten Konzert konnten wir diesen Nachmittag gestalten". Deutschland von seiner schönen Seite. "Die nennen mich alle hier schon Mami", sagt Angam Gadeer, Irakerin, die vor allem dolmetschend hilft, lachend im Gespräch, "Ich bin für alle die Ansprechpartnerin". Derweil macht der Clown, fünf Tischtennisbälle im Mund, eine Ansage. Das hätte arabisch sein können, jedenfalls sind die Zuschauer lauthals begeistert. Ein junger Serbe vom Sicherheitsdienst sagt: "Bei uns hier herrscht Frieden, seltene kleine Ungereimtheiten gibt's auch unter uns Deutschen". Er fühlt sich als Deutscher, es fehlt nur noch die Staatsangehörigkeitsurkunde. "Die wird bald kommen", sagt er optimistisch.

Menal Ali, Nabila Al Soan und Zuhair Al Soan aus Syrien waren zehn Tage und Nächte unterwegs: "Jetzt sind wir endlich angekommen!"

Kinder stürmen die Bühne

Im Saal könnte es noch lange so heiter weitergehen mit den Clowns und dem ganzen Nachmittag überhaupt, so bewegt ist der Saal. Da reiten die beiden Hauptakteure noch einmal zu Saxophonklängen auf ihren fast lebendigen Stofftieren herein, die Kinder stürmen die Bühne und streicheln die Tiere. Man spürt es und sieht es und ist mitten drin: Die Menschen sind glücklich - glücklich, dem Elend entkommen zu sein.

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