Hochschule Kaiserslautern Campus Zweibrücken Mit einem Studium den Horizont erweitern

Zweibrücken · Professor Thomas Söbbing lehrt über die Themen Zivilrecht und Recht der digitalen Wirtschaft am Campus Zweibrücken im Studiengang Wirtschaft und Recht.

 Im Hintergrund ein Bild der Golden Gate Bridge: Professor Thomas Söbbing hält im Moment ausschließlich Online-Vorlesungen.

Im Hintergrund ein Bild der Golden Gate Bridge: Professor Thomas Söbbing hält im Moment ausschließlich Online-Vorlesungen.

Foto: Susanne Lilischkis/Screenshot/Susanne Lilischkis

Der praxisorientierte Studiengang Wirtschaft und Recht am Campus Zweibrücken der Hochschule Kaiserslautern verbindet betriebswirtschaftliche und juristische Inhalte mit internationaler Ausrichtung. Einer der neu berufenen Lehrkräfte für das Fach ist Thomas Söbbing, der eine Professur für Zivilrecht mit Recht der digitalen Wirtschaft innehat. Seit zwanzig Jahren ist die Digitalisierung sein Thema.

„Ich habe sozusagen mein Hobby zu meinem Beruf gemacht“, sagt er, „Nachbarschaftsklagen und so weiter liegen mir nicht. Ich fühle mich bei den Themen Cloud Computing oder künstliche Intelligenz zu Hause.“ Im Jahr 1996 beantragte er als Student seine erste Mailadresse und war damit, zusammen mit seiner damaligen Freundin, der erste am Campus. „Mein Bruder hatte einen Computer mit einem Börsenspiel drauf“, berichtet er, „das Börsenspiel durfte ich nicht benutzen, aber den Rechner. Hätte er mich spielen lassen, wäre ich vielleicht Banker auf den Caymans geworden“.

Zum Glück für die Studenten hat Söbbing eine Laufbahn als IT-Rechtler begonnen – und nicht als windiger Geld-Manager in einem Steuerparadies. Dieser Weg hat ihn schließlich nach Zweibrücken geführt. „Die ausgeschriebene Professur für Zivilrecht mit Recht der digitalen Wirtschaft passt genau zu mir“, sagt der Wiesbadener.

Thomas Söbbing brennt für die Lehre. Er möchte nicht „den Lehrstoff runterbrettern“, wie er es nennt, sondern ein Gefühl für die Studenten entwickeln. Gerade in der Online-Lehre sei es schwierig die Konzentration über Stunden aufrecht zu erhalten. Deshalb lud er kürzlich Freunde aus dem Berufsleben zu seiner Vorlesung ein. Sie konnten eine viertel Stunde lang über ihre Erfahrungen aus der Praxis berichten.

Da schilderte zum Beispiel eine Mutter von vier Kindern ihre Arbeit als Leiterin der Rechtsabteilung eines Großkonzerns. Für Thomas Söbbing ein gelungenes Beispiel, wie man Karriere und Familie verbinden kann. „Auch Maria war in der Vorlesung zu sehen. Sie kommt aus einem winzigen Dorf in Tirol und ist heute bei Google in Dublin beschäftigt“, freut sich der Professor. So könnten die Studenten sehen, dass man nicht aus einer Großstadt kommen müsse, um seinen Horizont zu erweitern.

Seinem Fachgebiet IT-Recht bescheinigt er eine große Wichtigkeit und erläutert dies am Beispiel der Schweizer Großbank Credit Suisse. Deren IT-Abteilung umfasst 10 000 Mitarbeiter. Wären diese Mitarbeiter in einem eigenen Unternehmen beschäftigt, so wäre das die größte IT-Firma der Schweiz. „Es ist heute gar nicht mehr denkbar, ohne Computer zu arbeiten“, so lautet Söbbings Fazit. Und wo es Computer gibt, sind rechtliche Fragen nicht weit. Alleine zum Datenschutz gibt es immer neuere und komplexere Regeln. „Heute arbeiten nicht mehr nur Volljuristen in den Rechtsabteilungen von Unternehmen. Die Mitarbeiter müssen auch wirtschaftliche Kenntnisse haben und sie müssen umfassend auf die Herausforderungen von Unternehmen vorbereitet sein“, sagt Söbbing. So könnten sich bei der Auslieferung einer Software teure Fragen für die Unternehmen ergeben. Zum Beispiel, ob ein Handbuch dazu geliefert werden muss, wenn vertraglich nichts dazu vereinbart wurde.

Das bürgerliche Gesetzbuch ist am 1. Januar 1900 in Kraft getreten. Seither hat sich die Welt radikal verändert. Von der Digitalisierung ahnte man damals noch nichts. Um so mehr werden jetzt Fachleute benötigt, wie sie am Campus in Zweibrücken ausgebildet werden.

Thomas Söbbing liebt es an einer Hochschule zu unterrichten: „Ich möchte keine Vorlesung vor 700 Leuten halten, wie es an der Uni üblich ist. Ich möchte meine Studenten kennen und stehe im Austausch mit den 30 jungen Menschen aus dem Studiengang.“ Dabei kommt es ihm nicht unbedingt darauf an, Leute auszubilden, die später in hoch dotierte Jobs aufsteigen: „Ich sage meinen Studenten immer: Um viel Geld zu verdienen, müsst ihr nicht studieren, da könnt ihr auch eine Metzgerei aufmachen. Aber ein Studium kann den Intellekt schärfen und befähigt einen, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken.“

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