Science-Slam am Campus Quantenhardware trifft auf bunte Unterhosen

Zweibrücken · Am Campus in Zweibrücken veranstaltete der Asta den vierten Science-Slam, bei dem wissenschaftliche Themen in zehnminütigen Kurzvorträgen vorgestellt wurden. Die Abendveranstaltung war der humorvolle Abschluss des Tages der Forschung an der Hochschule.

 Jenny Kehrbusch unterhielt die Zuschauer beim Science-Slam mit einem Vortrag über Strom.

Jenny Kehrbusch unterhielt die Zuschauer beim Science-Slam mit einem Vortrag über Strom.

Foto: Susanne Lilischkis

Laute Beats und schummrige Beleuchtung – wer am Mittwoch vergangener Woche in die Aula am Zweibrücker Hochschulcampus kam, durfte sich auf wissenschaftliche Vorträge der etwas anderen Art einstellen. Bei Bier, Smoothies und Popcorn machten es sich die zahlreich erschienenen Zuschauer gemütlich und schon der erste Vortrag zeigte, wo die Reise an diesem Abend hingehen sollte.

Professor Oliver Müller betrat die Bühne und präsentierte dem erstaunten Publikum eine Großpackung bunter Unterhosen. „Merchandising muss sein – ich verkaufe die Unterhosen zu 2,50 Euro das Stück. Auf jeder Hose steht der Wochentag drauf.“ Eine gute Idee fand Müller, um dann das dazugehörige Forschungsthema vorzustellen. Die Universität Melbourne hat nämlich herausgefunden, dass Ärzte im Operationssaal Unterhosen unter Kittel und Hose tragen müssen, um die Keimbelastung so gering wie möglich zu halten. Bewegungsanalysen von Kakadu Snowball, bekannt durch Youtube, und eine Untersuchung des Pickverhaltens von Hühnern rundeten den Vortrag ab und zeigten zugleich, wie absurd wissenschaftliche Untersuchungen manchmal sein können.

Seine Kollegin, Professor Jenny Kehrbusch, freute sich über die vielen Zuschauer: „So viele Leute in eine Vorlesung zu kriegen ist schwierig.“ Ihr Thema: die drei Ohmschen Gesetze – ihr Motto: „Ich will schwach anfangen und dann unheimlich stark nachlassen.“ Mit ihrer launigen Kurzvorlesung zum Thema Strom konnte sie das Publikum begeistern.

Ein Thema aus der Betriebswirtschaftslehre stellte Tim Colberg vor. Im Vordergrund stand das nach übereinstimmender Meinung sämtlicher Fachzeitschriften hässlichste Auto der Welt – ein Fiat Multipla. Der wurde auf Kredit gekauft, doch nun befindet sich im Kofferraum etwas, das mehrere Jahre Knast bedeuten kann. Wer haftet?

Janet Leiseheimer hatte einen Song vorbereitet, der Körperscham und Zweifel zum Inhalt hatte. Ihr Vortrag „Liebe dich, bevor es ein anderer tut“ über Selbstbeobachtungen in der Kaufhaus-Umkleidekabine und über die Feststellung: „Mein Volumen besteht aus zwei Personen“ regte zum Nachdenken an.

Poetry-Slammer Andrej Winterholler machte sich Gedanken um die deutsche Sprache. „Es ist hip, Wörter zu verunstalten, ich rate davon ab. Ein Mikro-Ständer ist etwas anderes als ein Mikrofon-Ständer.“ Sein Reim-Experiment, mit dem er kürzlich auch den Vorlesewettbewerb der Zweibrücker Bibliotheken gewonnen hat, kreiste um die Wortendung „ent“. Er, der nach eigenen Worten „weit aus dem Osten kommt, aber nicht aus Taschkent“, spielte gekonnt mit den deutschen Begriffen und hinterließ beim Publikum ein Schmunzeln.

„Ich finde, ich bin nicht so witzig, aber vielleicht gab es nicht so viele Redner für heute Abend, da haben sie mich gefragt“, begann Franziska Marx ihren Vortrag mit dem Titel „Antibiotika ist da, wo kein Rasen wächst“. Als sie bei der Frage angelangt war, ob Bakterien gut oder böse sind, enterte die Campus-Katze die Bühne und zog kurzzeitig die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Langsam, wie es Katzen eigen ist, stolzierte sie über ihren selbst gewählten Laufsteg und stieg entspannt, ganz der Performance-Profi, die Treppen wieder hinab und die Referentin konnte fortfahren. Ihr Tipp zum Thema Antibiotika lautete: „Wenn gerade mal kein Arzt in der Nähe ist, oder ihr einfach keine Lust habt, im Wartezimmer zu sitzen, geht zu Mc Donalds, da sind überall Antibiotika enthalten.“ Wie es sich für einen wissenschaftlichen Vortrag gehört, enthüllte sie am Ende ihre Quellen – eine Reihe von Fotos mit sprudelndem Wasser.

„Quantenhardware – wer hätte gedacht, dass das Leben eines Informatikers so hart wär?“ war das Thema von Antonio Provenzano. „Es gibt ein Gerücht am Campus, ich hätte Depressionen. Ich will euch jetzt erklären, woher das kommt“, eröffnete er seine Einführung in den Unterschied von Computer und Quantencomputer. Für Nicht-Informatiker ein schwieriges Thema, doch Antonio Provenzano lotste das Publikum gekonnt durch die Welt der Transistoren, Q-Bits und Tunneleffekte. Schließlich erfuhren alle noch, dass seine Mutter in Wahrheit Relaxo ist – das dicke, graue Pokemon.

Den Abschluss des Abends machte Organisator Philipp Lang mit seinem Vortrag „Doppelzüngigkeit ist kein Akt der Liebe“. Es folgte ein Exkurs durch die Welt der Wortverdrehungen wie „Waste Management Consultant“ statt „Müllmann“, und „negativer Cash-Flow“ statt „kein Geld“. Sein Fazit: „Wer die Sprache kontrolliert, kontrolliert die Realität.“

Am Ende des Abends, dem ein strafferes Zeitmanagement gut getan hätte, konnten die Zuschauer per App über ihren Favoriten abstimmen. Keine leichte Aufgabe, denn der bunte Mix aus Poetry Slam, Infotainment und wissenschaftlichen Erklärungen ließ sich nicht wirklich miteinander vergleichen. Gewonnen hat Antonino Provenzano, Zweiter wurde Philipp Lang und den dritten Platz belegte Franziska Marx.

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