Technisch-naturwissenschaftliche Fächer nicht mehr gefragt Landesweit stärkster Rückgang bei Studienanfängern: So reagiert die Hochschule Kaiserslautern

Zweibrücken · An der Hochschule Kaiserslautern sind die Einschreibezahlen im laufenden Wintersemester zurückgegangen. Mit neuen Angeboten möchte man dem Trend entgegen wirken.

Professor Klaus Knopper ist Vizepräsident für Digitalisierung an der Hochschule Kaiserslautern. Die Online-Lehre bekommt immer mehr Gewicht im Angesicht sinkender Studierendenzahlen.

Professor Klaus Knopper ist Vizepräsident für Digitalisierung an der Hochschule Kaiserslautern. Die Online-Lehre bekommt immer mehr Gewicht im Angesicht sinkender Studierendenzahlen.

Foto: Susanne Lilischkis

Immer weniger junge Menschen schreiben sich für ein Studium in Rheinland-Pfalz ein. An den 23 landeseigenen Hochschulen wurden zum laufenden Wintersemester 13 800 Anmeldungen registriert, wie das Statistische Landesamt in Bad Ems anhand vorläufiger Berechnungen mitteilt. Insbesondere die Standorte in den kreisfreien Städten Kaiserslautern und Trier verzeichneten einen Rückgang der Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger.

Gegenüber dem Vorjahr erfuhren die Hochschule Kaiserslautern (minus 151), die Hochschule Trier (minus 124) und Universität Trier (minus 101) die deutlichsten Rückgänge. Zum einen können die sinkenden Zahlen mit dem demografischen Wandel erklärt werden. Zum anderen wandern aber auch Studieninteressierte aus Rheinland-Pfalz in andere Bundesländer ab.

Für die Hochschule Kaiserslautern besteht noch ein weiterer Standortnachteil. Anders als die Hochschulen in Mainz und Worms, die in Boom-Regionen liegen, macht der Hochschule Kaiserslautern ihre Grenzlage zu schaffen. Der Standort in der Westpfalz wird von vielen angehenden Studierenden als weniger attraktiv wahrgenommen.

Professor Hans-Joachim Schmidt, Präsident der Hochschule Kaiserslautern, sieht die rückläufigen Studierendenzahlen mit Sorge. „Ich habe das Gefühl, dass Standorte mit naturwissenschaftlichen Angeboten besonders davon betroffen sind. Die sozialwissenschaftlichen Studiengänge scheinen gerade nachgefragter zu sein. Da sind wir mit unseren stark auf technisch-naturwissenschaftlich ausgerichteten Studiengängen etwas im Nachteil.“

Doch die Hochschule Kaiserslautern hat bereits begonnen, mit innovativen Konzepten dem Trend entgegenzusteuern. „Wir schauen, ob wir mit unseren Studienangeboten auch Menschen ansprechen können, denen es aus beruflichen oder familiären Gründen nicht möglich ist, in Vollzeit zu studieren“, erwähnt Professor Hans-Joachim Schmidt das Fernstudienangebot, das es an der Hochschule schon seit längerer Zeit gibt.

Auch die Kooperation mit Hochschulen und Universitäten im Ausland wird immer weiter ausgebaut. Schon seit Jahren besteht eine erfolgreiche Zusammenarbeit des Fachbereichs Betriebswirtschaft mit Argentinien. Der Studiengang „International Management and Finance“ bietet, zusammen mit der Universidad del Litoral, einen deutsch-argentinischen Doppel-Master-Abschluss an. „Die Internationalisierung ist bei uns ein Thema, wir möchten internationale Kooperationen ausbauen. Der Abschluss an einer deutschen Hochschule ist im Ausland sehr begehrt“, so Professor Hans-Joachim Schmidt.

Hilfreich sind dafür Lehrveranstaltungen, die komplett in englischer Sprache angeboten werden, wie zum Beispiel der Studiengang „Refinement of Polymer and Composite Products“ in Pirmasens. Hier werden junge Menschen aus aller Welt angesprochen, die nicht erst Deutsch lernen möchten, um hier studieren zu können.

Ganz wichtig ist dem Hochschul-Präsidenten aber ein dritter Pfeiler, der den Standort in der Westpfalz wieder attraktiver machen soll – und das ist die Digitalisierung. „Es gibt mit Professor Klaus Knopper einen Vizepräsidenten für Digitalisierung an der Hochschule. Das zeigt: Das Thema ist uns wichtig“, bemerkt Professor Schmidt. Mit der digitalen Lehre sei es möglich, Bildungsangebote auch außerhalb der wirtschaftlichen Kraftzentren zu etablieren: „Wir bringen Kompetenz an die Orte, wo sie gebraucht wird.“

Mit einer Mischung aus Präsenz- und Online-Angeboten erprobt die Hochschule Kaiserslautern gerade den Studiengang „Digital Engineering“. Das Studium findet primär im Studienzentrum in Germersheim statt. Die Studierenden profitieren von den durch Video-Stream übertragenen Einheiten aus den Laboren in Kaiserslautern und Zweibrücken.

Die Professoren aus der Westpfalz lehren also nicht mehr direkt vor Ort, sie sind online im Hörsaal in Germersheim präsent. Beim Livestream der Vorlesung oder des Laborpraktikums können die Studierenden Fragen stellen oder mit den Lehrenden diskutieren. Corona hat einen enormen Sprung in der digitalen Lehre möglich gemacht. „Mit dieser geschickten Mischung aus Präsenz und digitalen Formaten können wir als Hochschule attraktiver werden“, ist der Präsident überzeugt, „wir haben die Situation erkannt und werden mit neuen Formaten dem Trend der sinkenden Studierendenzahlen entgegenwirken.“

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