Roland Paul zu Gast beim beim Historischen Verein Zweibrücken Als in Deutschland die Revolution ausbrach

Zweibrücken · Roland Paul berichtete beim Historischen Verein Zweibrücken von den Freiheitsbestrebungen der Pfälzer im Jahr 1848.

Roland Paul hielt einen Vortrag über die pfälzischen Freiheitskämpfer im Jahr 1848 im gut gefüllten Kapellenraum der Zweibrücker Karlskirche.

Roland Paul hielt einen Vortrag über die pfälzischen Freiheitskämpfer im Jahr 1848 im gut gefüllten Kapellenraum der Zweibrücker Karlskirche.

Foto: Susanne Lilischkis

Der Kapellenraum der Karlskirche war am vergangenen Mittwochabend gut gefüllt. Der Historische Verein Zweibrücken hatte mit Roland Paul, Vorsitzender der Bezirksgruppe Kaiserslautern im Historischen Verein der Pfalz und ehemaliger Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, einen hochkarätigen Referenten für einen Vortrag gewinnen können. Sein Thema war die Deutsche Revolution 1848/49 und die pfälzischen Abgeordneten in der Paulskirche.

Diese Revolution, die zur Etablierung der Demokratie in ihrer heutigen Form in Deutschland entscheidend beigetragen hat, ist auch heute noch ein wichtiges Thema, darüber war man sich im Publikum einig.

Roland Paul stieg sofort intensiv ein. Er setzte bei seinen Zuhörern ein Grundwissen über die Geschehnisse um 1848 voraus und vermittelte eine Menge Details, zum Beispiel zu Wahllisten, Stellvertretern und deren Stellvertreter der pfälzischen Abgeordneten des Paulskirchenparlaments.

In der Frankfurter Paulskirche fand die erste Deutsche Nationalversammlung statt. Mehrere Pfälzer Liberale, die sich zum Teil schon in den Tagen des Hambacher Festes für die Einheits- und Freiheitsbewegung engagiert hatten, wurden als Abgeordnete in die Paulskirche gewählt. Dort berieten sie 1848/49 über die Grundrechte des Deutschen Volkes und erarbeiteten eine Reichsverfassung.

Es gab noch keine Parteien, aber schon verschiedene politische Strömungen. Die Pfälzer waren eher im linken Spektrum anzutreffen. Die Gruppierungen nannten sich nach den Tagungslokalen, in denen die Abgeordneten sich trafen und intensive politische Diskussionen führten.

Im Jahr 1949 wurde schließlich die erste gesamtdeutsche Verfassung verabschiedet. „Die kleineren Staaten nahmen die Verfassung an, die größeren Staaten wie Bayern nicht“, informierte Roland Paul. Und so kam, was kommen musste: Die Verfassung wurde vom bayerischen König abgelehnt und in der Pfalz kam es zum Aufstand. Er wurde mit Hilfe preußischer Truppen blutig niedergeschlagen. Die pfälzischen Abgeordneten waren nun Repressalien ausgesetzt. Pfarrer Franz Tafel zum Beispiel bekam ein kirchliches Disziplinarverfahren für seine offenen Worte. „Öffnet dem Volk weit das Tor, den Fürsten schiebet den Riegel vor“, hatte er geschrieben.

Die Revolutionäre, unter ihnen auch einige der pfälzischen Abgeordneten in der Paulskirche, flüchteten nach Baden. Hier kam es zu weiteren Aufständen, die ebenfalls von der Obrigkeit niedergerungen wurden. Wer konnte, floh ins Ausland, wer es nicht schaffte, wurde eingekerkert. Viele der pfälzischen und badischen Freiheitskämpfer emigrierten nach Amerika.

Joseph Martin Reichard war einer von ihnen. Das pfälzische Appellationsgericht in Zweibrücken verurteilte ihn 1851 in Abwesenheit wegen Hoch- und Staatsverrats zum Tode. In Philadelphia ließ Reichard sich als Hotelbesitzer nieder, arbeitete dann wieder als Notar und erlangte die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1850 war er Mitherausgeber der Tageszeitung „Der Volksvertreter“. Zuletzt lebte er als Farmer in Pennsylvania.

Reichard war in vielfältiger Weise sozial und karitativ engagiert. Er war Mitglied des Komitees zur Gründung eines deutschen Hospitals in Philadelphia, Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Gesellschaft in Philadelphia und Mitglied des Deutschen Vereins zur Unterstützung notleidender Emigranten. Roland Paul konnte sich selbst von der karitativen Arbeit Reichards vor Ort überzeugen. In einem Krankenhaus in Philadelphia fand er ein Portrait von Reichard, das dort an der Wand hing.

Die Revolutionäre fanden in Amerika wesentlich freiere Lebens- und Arbeitsbedingungen vor. Die meisten von ihnen kehrten nie wieder in ihr Heimatland zurück. In Deutschland sollte es dagegen noch lange dauern, bis die Demokratie Einzug hielt. „Erst 100 Jahre nach der Deutschen Revolution sollten die Träume der 48er in Erfüllung gehen“, schloss Roland Paul seinen Vortrag, dem Ovationen folgten.

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