Historischer Verein Zweibrücken Abenteuerlust brachte sie nach Amerika

Zweibrücken · Stephan Friedrich hielt beim Historischen Verein Zweibrücken einen Vortrag über das Regiment Royal Deux-Ponts, das im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eine bedeutende Rolle spielte.

 Stephan Friedrich hielt im Herzogsaal auf Einladung des Historischen Vereins Zweibrücken einen Vortrag über das Regiment Royal Deux-Ponts.

Stephan Friedrich hielt im Herzogsaal auf Einladung des Historischen Vereins Zweibrücken einen Vortrag über das Regiment Royal Deux-Ponts.

Foto: Susanne Lilischkis

Historische Ereignisse lassen sich mit Zahlen und nüchternen Fakten beschreiben. Wirklich begreifbar werden sie aber durch die Berichte von Zeitzeugen. So nahm Stephan Friedrich bei seinem Vortrag über das Regiment Royal Deux-Ponts Bezug auf die Memoiren von Georg Daniel Flohr, der als einfacher Füsilier, also Infanterist, im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 bis 1783) kämpfte.

Die Zuhörer im gut gefüllten Herzogsaal erlebten beinahe hautnah mit, wie es den Soldaten damals erging. „Die Belagerung von Yorktown hat Weltgeschichte geschrieben“, erwähnte Stephan Friedrich, doch wer waren die Kämpfer, die sich bei diesem Regiment anwerben ließen? Anhand von Einschreibelisten lassen sich Herkunft und Beruf der Soldaten bestimmen. Die meisten waren junge Bauernsöhne aus dem Saarpfalz-Kreis. Viele mag das Abenteuer gelockt haben oder sie glaubten dem Versprechen der Anwerber, in der Armee Unterricht in Tanzen, Fechten und Schreiben zu bekommen.

Auch Herzog Christian IV. drängte die jungen Menschen in seine Söldnertruppe: „Alle überflüssigen, unnützen und dem Land zur Last fallenden jungen Burschen sollen eingeschickt werden.“ Stephan Friedrich fand auf den Listen sogar einen weit entfernten Verwandten: Antoine Redelstürtz aus Rohrbach, der in Baltimore, im heutigen US-Bundesstaat Maryland, sein Leben ließ.

Zur damaligen Zeit starben die Soldaten nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch an den harten Bedingungen, die ihr Beruf mit sich brachte. Georg Daniel Flohr berichtet von dem Marsch des Regiments nach Brest – immerhin 1000 Kilometer in voller Ausrüstung. Danach wurden die Soldaten auf ein Schiff verfrachtet – dass die Reise nach Amerika gehen sollte, erfuhren sie erst nach vier Wochen auf See. Da machte den Soldaten schon der Skorbut zu schaffen. Kein Wunder, wenn man die Nahrung betrachtet, die es für die einfachen Kämpfer aus dem Volk an Bord gab: Salzfleisch, Saubohnen und ein Viertel Liter Rotwein.

Geschlafen wurde zu zweit in Hängematten, die hygienischen Zustände auf der dreimonatigen Überfahrt müssen verheerend gewesen sein. So ist es kein Wunder, dass das Regiment total entkräftet in Newport ankam und die Soldaten erst einmal gesund gepflegt werden mussten. Genesen machten sie sich dann auf den Marsch nach Yorktown, um dort an der Seite der Amerikaner gegen die Briten zu kämpfen.

Unterwegs trafen die deutschen Soldaten viele ihrer Verwandten wieder, die in die Neue Welt ausgewandert waren. Georg Daniel Flohr berichtet von großer Wiedersehensfreude und von den schönen Frauen, auf die er und seine Kameraden unterwegs trafen. Schließlich, in der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1781, spielten die Grenadiere des Regiments Deux-Ponts eine wichtige Rolle bei der Eroberung der Redoute Nr. 9, einer Schlüsselstellung im Abwehrsystem der britischen Festung Yorktown im heutigen Virginia, deren Kapitulation am 19. Oktober erfolgte. Die Städtepartnerschaft zwischen Zweibrücken und Yorktown zeigt noch heute die Bedeutung dieses Ereignisses.

Das Regiment, das entscheidend am Ausgang der Schlacht teilgenommen hatte, verließ Nordamerika im Juli 1783. Zahlreiche Soldaten aber desertierten kurz vor der Abfahrt, obwohl darauf die Todesstrafe stand. „Wahrscheinlich“, so Friedrich, „gingen sie zu ihren Verwandten in Amerika.“

Georg Daniel Flohr reiste zwar zurück in die Heimat, doch es hielt ihn nicht lange beim Regiment Royal Deux-Ponts. Er kehrte in die jetzt unabhängigen Vereinigten Staaten zurück, wurde Pfarrer und starb dort im Alter von 70 Jahren.

Stephan Friedrich gelang es, den Mitgliedern und Gästen des Historischen Vereins einen spannenden Vortrag zu präsentieren. Aufgelockert durch die Zeitzeugenberichte konnte das Publikum in die Vergangenheit eintauchen und miterleben, wie es den Soldaten des Regiment Royal Deux-Ponts vor beinahe 250 Jahren gegangen sein muss.

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